Langbeinig, dünn und immer lächelnd: Am 9. März feiert die Kult-Puppe ihren 60. Geburtstag. Ob mit Kopftuch oder rundlichen Formen – Barbie verändert sich auch 2019 radikal.

Los Angeles - Sie ist weiterhin faltenfrei und fotogen, körperlich gut drauf und in aller Welt zu Hause. Dabei hat Barbie, die Verkörperung ewiger Jugend, längst das Seniorenalter erreicht. Am 9. März feiert die Kult-Puppe ihren 60. Geburtstag. Dass sie dennoch weiterhin weltweit von jungen Mädchen gehegt und verehrt wird, hat sie ihrer Wandlungsfähigkeit zu verdanken. Barbie ist mit der Zeit gegangen und hat ihren Look angepasst. Auch kommuniziert sie eifrig mit ihren Fans über die Onlinenetzwerke. Die Zeiten, in denen Barbie nur als gertenschlanke Blondine oder Brünette mit extraschmaler Wespentaille und extrem langen Beinen daherkam, sind vorbei. Inzwischen gibt es sie in drei weiteren Körperformen, darunter in einer rundlicheren Variante. Und auch Multikulti ist bei ihr angesagt. Barbie nimmt verschiedene Haut- und Augenfarben an, trägt eine Vielzahl von Frisuren - und auch das muslimische Kopftuch.

 

Körperformen waren übertrieben

Jahrzehntelang war dem US-Spielzeughersteller Mattel vorgeworfen worden, mit seiner Barbie ein ethnisch-kulturell einseitiges und stereotypes sowie für die meisten Mädchen völlig unerreichbares Schönheitsideal zu propagieren. Sogar eine Mitschuld am Massenphänomen der Magersucht wurde Barbie gegeben. Das Unternehmen reagierte schließlich vor drei Jahren mit einer Neuerfindung seiner Plastiklady. Heute hätten 55 Prozent der weltweit verkauften Barbies „weder blonde Haare noch blaue Augen“, sagt Barbie-Generaldirektorin Lisa McKnight. Die überfällige Barbie-Reform kam damals unter wirtschaftlichem Druck zustande, die Verkaufszahlen waren rückläufig. Inzwischen hat die Nachfrage nach der Puppe wieder zugenommen. Gleichwohl verteidigt das Unternehmen weiterhin seine Ur-Barbie. Deren Körperformen seien damals übertrieben worden, um den „Schönheitsstandards der Zeit zu entsprechen“, sagt die heutige Barbie-Designerin Carlyle Nuera. „Mutter“ der Barbie-Puppe ist die Mattel-Mitbegründerin Ruth Handler. Sie wurde von einem deutschen Vorbild inspiriert - der körperbetonten Cartoon-Figur „Bild-Lilli“, die der Karikaturist Reinhard Beuthien für die Boulevardzeitung erfand.

Kinder als Inspiration

Eine zweite Inspiration waren Handlers Kinder. Der Kontrast im Spielgerät für Jungen und Mädchen war Handler aufgestoßen. Während es für ihre Tochter nur Babypuppen gab, konnte ihr Sohn aus einem reichlichen Sortiment von Spielfiguren wählen - von Astronauten über Cowboys bis zu Piloten. Mit ihrer Erfindung, deren Namen sie von ihrer Tochter Barbara ableitete, habe Handler den Mädchen zeigen wollen, „dass sie die Wahl hatten, dass sie alles sein konnten“, sagt Barbies heutiger Marketingchef Nathan Baynard. Dies sei Ende der fünfziger Jahre „eine radikale Idee“ gewesen. Laut der offiziellen Firmenhistorie soll Barbie also schon immer ein Vorbild für die weibliche Emanzipation gewesen sein. Auch wenn viele Feministinnen dies anders sehen - ein durchschlagender Erfolg war Barbie jedenfalls von Anfang an. Nach ihrem Debüt am 9. März 1959 bei einer Spielzeugmesse in New York wurden im ersten Jahr 300.000 Exemplare verkauft. Bis heute sind es mehr als eine Milliarde.

Als wandlungsfähig erwies sich Barbie im Übrigen schon in jungen Jahren - allerdings nur in begrenztem Umfang. So schlüpfte sie zwar schon 1965 in einen Astronautenanzug und 1973 wurde sie Chirurgin. Bis sie aber etwa erstmals als Managerin eines Unternehmens ausstaffiert wurde, dauerte es bis 1992. Als moderne Frau führt Barbie ihre Garderobe und ihren unternehmungslustigen Lebensstil im Internet vor. Ihr Instagram-Account @barbiestyle hat rund 1,9 Millionen Abonnenten. Auch wenn sich ihre Wandlungsprozesse in den vergangenen Jahren beschleunigt haben, wird Barbie aber in einer Rolle vermutlich nie zu sehen sein: als gealterte Dame. Denn zum Markenkern gehört laut Generaldirektorin McKnight nun einmal, dass Barbie eine „junge Frau“ ist.