Die Kasse warnt vor steigenden Operationszahlen bei schwerst Übergewichtigen. Aber die Vermutung, Kliniken würden damit schnelles Geld machen wollen, ist nicht belegt.

Berlin - Im deutschen Gesundheitssystem wird fast jedes Thema streitig und vor dem Hintergrund von Kostenfragen abgehandelt. Deshalb tut es gut, sauber zwischen Erkenntnis und Interesse zu unterscheiden. Das gilt auch für das Thema Adipositas. Die Zahl der Operationen schwerst Übergewichtiger steigt deutlich – aber auf niedrigem Niveau. Die „Barmer GEK“ hat das nun in einem Report öffentlich gemacht: 9225 Magenverkleinerungen in 2014. Das sind fünf mal so viele wie acht Jahre zuvor. Eine Debatte darüber zu beginnen ist sehr sinnvoll. Übergewicht ist ein medizinischer Mega-Thema der Zukunft. In Deutschland sind heute schon 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen übergewichtig.

 

Wesentlich weniger sinnvoll ist es aber, die notwendige Debatte darüber, mit dem Unterton zu verknüpfen, die OPs könnten den Krankenhäusern als Geldbringer dienen, was die steigenden OP-Zahlen erkläre. Dem stehen einerseits die dramatisch steigende Zahl der Übergewichtigen entgegen. In Europa hat sich die Zahl der Übergewichtigen in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Steigende OP-Zahlen sind also das medizinisch Erwartbare. Andererseits werden die Vergütungen jährlich mit den Kassen ausgehandelt. Wichtig ist aber der Hinweis, dass der medizinische Langzeit-Nutzen von operativen Eingriffen sehr unklar ist. Das ist eine dringende Anfrage an die Forschung.