Die mangelnde Barrierefreiheit des unterirdischen Durchgangsbahnhofs sorgte immer wieder für Kritik. Nun arbeiten die Deutsche Bahn und das Bündnis für Barrierefreies Stuttgart 21 in diesen Fragen zusammen.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn und das Bündnis für Barrierefreies Stuttgart 21 haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Beide Seiten wollen sich regelmäßig austauschen und Lösungen finden, wie behinderte Fahrgäste so problemlos wie möglich den Bahnhof betreten und zu den Zügen kommen können. Die Bahn wolle das Beste für diesen Personenkreis erreichen, sagte Sven Hantel, der Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB Station und Service AG.

 

Das Bündnis für Barrierefreiheit, dem 14 Behinderten-Organisationen angeschlossen sind, wird vertreten durch den Dachverband Integratives Planen und Bauen (DIPB). Dessen Vorstand Helmut Müller sagte: „Es ist ein großer Schritt, dass die Bahn sich auf diese Kooperation einlässt.“ Der Verein will der Bahn Vertrauen entgegenbringen und sei am langfristigen Erfolg interessiert. Es werde viele Kompromisslösungen geben, so Müller.

Verband und Bahn wollen alle drei Monate beraten

Die Vereinbarung legt fest, dass sich die Bahn und der Verein alle drei Monate zu einem Gespräch treffen. Diskussionsgrundlage sind die vorhandenen Planfeststellungsbeschlüsse. Der Vertrag umfasst eine Kooperation für den Hauptbahnhof, den Bahnhof Flughafen/Messe, den Flughafen-Terminal sowie die S-Bahn-Stationen Mittnachtstraße und Feuerbach.

Natürlich sei die Bahn mit dem Bundesgleichstellungsgesetz längst verpflichtet, auf die Belange von Behinderten einzugehen, sagte Hantel. Doch mit der Kooperation mit dem DIPB sei es möglich, vor Ort und projektbezogen weitere Details für den Bau zu klären. „Das ist für die Bahn Neuland“, so Hantel. Bei den bisherigen Gesprächen habe sich bereits gezeigt, dass es aus baulichen Gründen nicht möglich sein wird, die geplanten Fahrstühle durch Rampen zu ersetzen, wie es vom DIPB vorgeschlagen wurde. „Für den neuen Bahnhof brauchen wir ein optimale Qualität“, sagte Müller. So sollen nun im Hauptbahnhof erstmals Leitstreifen für Sehbehinderte auf dem Boden aufgeklebt werden. Nächste Themen werden der Brandschutz, die Aufzüge und der Querbahnsteig sein.

Kritik von der Initiative Barriere-Frei

Scharfe Kritik an der Vereinbarung übte die Initiative Barriere-Frei. Die Planung sei im Brandfall und bei einer Evakuierung eine tödliche Falle für Behinderte, so Sprecherin Cornelia Single. Es gebe keine ausreichenden barrierefreien Fluchtwege, und die Bahnsteige seien zu eng. DIPB-Vorstandsmitglied Müller versteht die Kritik nicht: „In einer Gegnerschaft können keine Lösungen erarbeitet werden.“