Das technische Rathaus in Plattenhardt wurde 2016 umgebaut, es ist aber dennoch nicht barrierefrei. Es gibt zwar einen Außenaufzug, trotzdem ist etwa der Sitzungssaal für manche Menschen mit Behinderung unerreichbar.

Die Tür ist verschlossen. Corona ist schuld. Wer etwas im technischen Rathaus in Plattenhardt erledigen möchte, muss klingeln und warten, bis er hereingelassen wird. Das allein ist schon etwas umständlich. Wer allerdings auf den Rollstuhl oder den Rollator angewiesen ist, für den wird das Ganze ungleich schwerer. Denn das Gebäude mit seinen vielen Stufen ist nicht barrierefrei.

 

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Es gibt einen Zugang für Personen mit Handicap, aber der ist kompliziert. Per Außenaufzug geht es zu den Ebenen E1 und E2, dann jeweils über einen Steg zu Türen, wo man abermals klingeln muss. „Es muss Sie jemand reinlassen“, sagt Falk-Udo Beck, der Erste Bürgermeister und Hausherr. Er bekennt, dass das alles nicht ideal ist.

Das Saal wirkt modern, Rollstuhlfahrer haben trotzdem keine Chance

Vor allem: Der Außenaufzug ermöglicht zwar den Zugang zu den Büros der Bauverwaltung oder des Tiefbauamts, zur Zwischenebene kommt man trotzdem nicht, ohne Treppen zu steigen. Dort befinden sich ein Büro und der Sitzungsraum. „Bis Corona haben hier alle Ausschüsse getagt“, sagt der SPD-Gemeinderat Walter Bauer. Der Saal mit dem runden Tisch wirkt modern, doch Rollstuhlfahrer – ob Ratsmitglieder, Mitarbeiter oder Bürger – haben keine Chance, ihn zu erreichen. Auch eine behindertengerechte Toilette gibt es nicht.

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Das technische Rathaus an der Uhlbergstraße ist gut und gerne 50 Jahre alt. 2016 wurde es umgebaut, behindertengerecht ist es dennoch nicht. Walter Bauer fuchst das bis heute. Seit Februar 2017, seit kurz nach dem Umbau, hat seine Fraktion Anträge eingebracht, um eine barrierefreie Gestaltung zu erreichen, zuletzt in den Beratungen zum Haushalt. Passiert ist nichts. „Der Antrag wird immer wieder vertagt“, sagt er.

Das sagt die Kosten-Nutzen-Abwägung

Jüngst war darauf verwiesen worden, dass ein Gesamtkonzept für die barrierefreie Umgestaltung aller öffentlichen Gebäude fehle. In einer Stellungnahme der Verwaltung heißt es: „Aufgrund der besonderen Architektur des Gebäudes mit den diversen Ebenen und Treppenläufen im Inneren stellt die Installation einer barrierefreien Erschließung sowohl konstruktiv wie auch kostentechnisch eine sehr umfangreiche Maßnahme dar. Auf Basis der Kosten-Nutzen-Abwägung wurde diese Baumaßnahme immer wieder zurückgestellt.“

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Tatsächlich sind etliche Verwaltungsgebäude in Filderstadt nicht barrierefrei, etwa das 400 Jahre alte Fachwerkhaus an der Rosenstraße in Bernhausen, in dem unter anderem die Ausländerbehörde und auch das Standesamt sitzen. Beck erklärt, dass Menschen mit Bewegungseinschränkungen dort in einem extra Raum im Erdgeschoss getraut werden müssen. Ebenfalls nicht barrierefrei sind das Hochbauamt in Plattenhardt oder das Bürgeramt in Bonlanden.

Theoretisch wäre ein Treppenlift denkbar, aber...

Falk-Udo Beck weiß um die Misere in seinem Rathaus. „Sie kommen rein, und dann stehen Sie da“, sagt er am Fuß der Treppe im Gebäude. Eine Rampe sei keine Option, „ein Treppenlift wäre technisch denkbar“, sagt er. Planungen gebe es indes nicht. Vielmehr werde in Frage gestellt, ob der Saal überhaupt wieder für Ausschusssitzungen genutzt werden solle. „Die Kapazität ist nämlich zu gering.“ An Bürgerbeschwerden könne er sich nicht erinnern, es ließen sich auch stets Wege finden. „Ich habe die Kollegen so kennen gelernt, dass sie dann sagen: Ich komme kurz runter.“

Walter Bauer reicht das nicht. „Man schließt Leute aus. Ein behinderter Menschen wird sich hier nicht bewerben“, sagt er in Richtung des Bürgermeisters. Ein Haus, in dem die Bauabteilungen säßen und die Grundlagen nicht eingehalten würden, könne nicht sein. „Was mich ärgert ist, dass man es rausschiebt und rausschiebt“, sagt er. Auflösen wird sich das Problem jedenfalls nicht. Zwar soll dort, wo in Bernhausen das marode Parkhaus abgerissen wird, ein neuer Verwaltungstrakt entstehen, Walter Bauer berichtet jedoch von einem Gemeinderatsbeschluss, wonach das technische Referat in Plattenhardt bleiben soll.