Der Basketball-Bundesligist EnBW Ludwigsburg unterliegt Braunschweig in einer spannenden Partie mit 69:70.

Ludwigsburg - Großer Kampf, aber eine mäßige Leistung: die EnBW Ludwigsburg  hat in der Basketball-Bundesliga gegen die New Yorker Phantoms aus Braunschweig mit 69:70 (34:39) verloren und verließ damit erstmals in dieser Saison das Parkett zu Hause nicht als Sieger. Besonder eine schlechte Trefferquote - bedingt durch die harte Verteidigung der Gäste - war dabei entscheidend.

 

Spielverlauf: Stille kommt in einer Basketball-Bundesliga-Arena selten vor. Doch vor der Partie zwischen Ludwigsburg und Braunschweig wurde es für eine Minute ganz ruhig. Die 2919 Zuschauer gedachten zusammen mit den Protagonisten des in dieser Woche verstorbenen Ehrenpräsidenten des Deutschen Basketball-Bundes, Roland Geggus, der als der "Architekt" des ersten Grundlagenvertrages zwischen der Liga und dem Verband gilt.

Für die kurz darauf startende Partie konnte Ludwigsburgs Trainer Markus Jochum wieder auf Donatas Zavackas zurückgreifen, der mit einer Schutzbrille spielte. Der Litauer hatte sich im vergangenen Heimspiel gegen Bremerhaven am Auge verletzt, musste operiert werden und bei der Niederlage gegen Bayreuth aussetzen.

Neben dem Flügelspieler standen John Bowler, Johannes Lischka, Mark Dorris und Jerry Green, der in Bayreuth seinen 2000. Punkt im Ludwigsburger Dress erzielt hatte, in der Startformation des Heimteams.

Die Ludwigsburger Vorbereitung stimmte

„Wir haben eine sehr intensive Trainingswoche hinter uns. Die Jungs sind sehr gut marschiert und haben gezeigt, dass sie die unnötige Niederlage gegen den BBC so schnell wie möglich wett machen wollen“, hatte Jochum vor der Partie gesagt. „Ich erwarte ein sehr intensives Spiel, bei dem es wichtig sein wird einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir dürfen Braunschweig nicht ins Laufen kommen lassen.“

Der Kapitän Green traf gegen die Niedersachsen in Nils Mittmann auf einen alten Weggefährten. Beide führten Ludwigsburg in der Saison 2006/2007 bis in das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. Der Leistungsträger der Gäste ist aber Immanuel McElroy, der von Alba Berlin nach Braunschweig kam.

Auf dem Parkett erzielte Dorris, der mit Knieproblemem spielte, nach mehreren Fehlversuchen auf beiden Seiten die ersten Punkte für die Schwaben. In den Folgeaktionen schwächelte Ludwigsburg bei den Rebounds in der Defensive und bei der Treffsicherheit, aber auch Braunschweig überzeugte nicht. Nach sieben Minuten führte der Gast dennoch mit 12:6, Jochum nahm die erste Auszeit.

Das unterbrach den Braunschweiger Spielfluss und erhöhte die Konzentration der Ludwigsburger. Zavackas glich 20 Sekunden vor dem Ende des ersten Abschnitts aus, doch Mittmann traf anschließend noch aus der Distanz zum 18:15 für Braunschweig.

Ludwigsburg findet nicht ins Spiel

Im Folgedurchgang agierten beide Mannschaften weiter auf Augenhöhe, die Gäste wiesen aber die bessere Trefferquote auf, und als Rich Melzer nach der Hälfte des Viertels den fünften Dreipunktewurf zum 29:23 verwandelte, beorderte Jochum seine Ludwigsburger Akteure erneut zu einer Besprechung an die Außenlinie.

Doch die Mannschaft fand nicht richtig ins Spiel. In der eigenen Verteidigung kamen die Braunschweiger zu oft frei zum Wurf, und offensiv klappten die einstudierten Spielzüge das ein ums andere Mal nicht, und der Spieler im Ballbesitz hatte teilweise keine Anspielmöglichkeiten, wusste demnach nicht, wohin er den Ball passen sollte. Die Folge waren riskante und erzwungene Einzelaktionen, die oft keinen Korberfolg einbrachten.

Als dann die Referees einige strittige Situationen gegen Ludwigsburg werteten, und Braunschweig mit  acht Punkten führte, drohte das Spiel der Heimmannschaft kurz komplett zu entgleiten.

Doch weil der Schiedsrichter Benjamin Barth wenig später Jochum leicht schubste, pfiffen, buhten und schrien die Ludwigsburger Fans so laut, dass dies nicht passierte. Vielmehr versenkte Green den ersten Distanzwurf und verkürzte zur Halbzeitpause auf 34:39.

Fünf Punkte Rückstand zur Pause

Im Basketball sagen fünf Punkte Rückstand kaum etwas aus, sodass Jochums Mannschaft ohne einen allzu großen Nachteil in die zweite Hälfte ging. Aber der Trainer dürfte seine Spieler auf die schlechte Trefferquote, die aus den zu langsam vorgetragenen Spielzügen resultierte, und die mangelhafte Reboundarbeit unter dem eigenen Korb hingewiesen haben. Das sollte Ludwigsburg von nun an verbessern, um die erste Heimniederlage in dieser Saison zu vermeiden.

Allerdings musste Jochum auch zu Beginn des dritten Durchgangs viele Anweisungen geben, viel mit den Athleten diskutieren. Das half: Green übernahm Verantwortung, Bowler kämpfte, und beide trafen - 43:43 stand es zur Mitte des Viertels.

Die Braunschweiger kamen nun nicht mehr so frei zum Wurf und vergaben häufiger, wiel die Schwaben besser verteidigten. Auch vorne lief es: Lischka traf zur 47:46-Führung, Dorris erhöhte nach einen Ballgewinn von Green, scheiterte dann allerdings nach einem eigenen Steel mit einem Korbleger.

Seite 2: Jochum verzichtet auf sein Taktikbrett

Das Spiel war in einer wichtigen Phase, Jochum verzichtete in einer weiteren Auszeit gar auf sein Taktikbrett, motivierte sein Team lieber lautstark. Diese Partie konnte nur über den Kampf gewonnen werden.

Doch der stärkste Kämpfer Bowler wurde in der Kabine an seinem lädierten Knöchel behandelt, und Terrel Harris beging auf dem Feld beim 51:50 ein technisches Foul. Aber Ludwigsburg ließ sich nicht unterkriegen.

Weil jedoch Dorris anschließend freistehend den Wurf nicht nahm, ertönte die Sirene, und die Heimmannschaft ging mit einem 52:54-Rückstand in das Schlussviertel.

Ludwigsburg trifft aus der Distanz

In diesem verteidigte Braunschweig weiterhin aggressiv, womit Ludwigsburg nicht zurechtkam. Als David McCray dann mit einem Dreipunktewurf auf 55:56 verkürzte, war die Stimmung in der Halle wieder voll da.

Dorris machte es ihm knapp sechs Minuten vor dem Ende nach: 59:60 aus Sicht der Schwaben, die Spannung stieg. Nachdem Braunschweig dann wieder auf fünf Punkte davongezogen war, kam Bowler zurück aufs Feld, das machte den Ludwigsburger Anhängern noch einmal Mut.

Diesen bewies dann auch Lischka, als er 2:40 Minuten vor dem Ende einen Distanzwurf versuchte - und zum 63:66 traf. Nachdem der ehemalige Ludwigsburger Kyle Visser im Anschluss den Ball verloren hatte, nahm Braunschweigs Trainer Sebastian Machowski eine Auszeit.

Harris vergibt den letzten Wurf

Es half zuerst nichts. Lischka brachte Ludwigsburg mit zwei getroffenen Freiwürfen auf einen Zähler heran, und die Anhänger wollten nun erst die Wende und anschließend den Sieg herbeischreien. Zavackas blieb derweil ruhig, hielt den Gastgeber mit vier erfolgreichen Freiwürfen im Spiel.

Das Duell wurde also mit der letzten Aktion entschieden: Braunschweig hatte gerade einen Distanzwurf vergeben, der Ball sprang zu Alex Harris - die Uhr zeigte sechs Sekunden an, die noch zu spielen waren. Der Aufbauspieler dribbelte nach vorne, drang in die Zone ein, sprang, warf - und scheiterte knapp.

Ludwigsburg verlor damit erstmals in dieser Saison in der heimischen Arena sowie zum ersten Mal zwei Partien nacheinander.

Kommentar: Ludwigsburg hat die Partie sicherlich unglücklich verloren. Hätte Alex Harris den letzten Versuch getroffen, wäre er vermutlich der Held des Spiels und alles gut gewesen. So aber verdeutlichte dieser Fehlwurf Harris' schwache Leistung und die Probleme der Ludwigsburger Mannschaft.

Da war die schlechte Trefferquote, die einerseits Folge der guten und aggressiven Verteidigung der Braunschweiger war, andererseits aber auch am fehlenden Tempo bei den Passstafetten und am mangelhaften Freilaufen der Ludwigsburger lag. Außerdem konnte Jochums Mannschaft schwächere Leistungen wie die der angeschlagenen Dorris und Zavackas nicht kompensieren und agierte besonders in der ersten Hälfte in der Defensive zu schwach, sodass Braunschweig oftmals frei werfen konnte.

Nichtsdestotrotz zeigen die Tatsache, dass die Schwaben mit der letzten Aktion noch eine Siegchance hatten, sowie die abermals starke kämpferische Leistung , dass Ludwigsburg in dieser Saison definitiv reif für die Play-offs ist. Eine komplett gesunde Mannschaft hätte gegen den direkten Endrundenkonkurrenten Braunschweig wohl nicht verloren.

Ludwigsburg: Lischka, Bowler (beide 13 Punkte), Green (11), Zavackas, Dorris (beide 8), McCray, Looby (beide 5), Terrel Harris (4), Alex Harris (2).

Braunschweig: Mittmann, Melzer (beide 14), McElroy (11), Visser (10), Dennis (8), Greer (7), Jorovic (3), Schröder (2), Schneiders (1).

Schiedsrichter: Benjamin Barth, Toni Rodriguez Soriano, Bernd Michael.

Zuschauer: 2919.

Stimmen:
Jochum - "Ich kann meiner Mannschaft eigentlich keinen Vorwurf machen, die Jungs haben gekämpft, und wir hatten am Ende sogar noch die Chance zum Sieg."
Machowski - "Der Sieg war zwar glücklich, aber verdient. Wir hätten nach der Pause souveräner spielen müssen, aber ich freue mich über die kämpferische Leistung."