Die MHP Riesen Ludwigsburg tanzen diese Saison auf drei Hochzeiten – mit einem Happy End? Ausgeschlossen ist das nicht. Immerhin hat der Basketball-Bundesligist trotz seines Mammutprogramms 22 der 26 Pflichtspiele in dieser Saison gewonnen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Die MHP Riesen Ludwigsburg haben am Dienstagabend in der Champions League gegen Iberostar Teneriffa zwar deutlich verloren, dennoch geht der Tanz auf drei Hochzeiten für den Basketball-Bundesligisten nahtlos weiter: In der Liga, in der Champions League – und im Pokalwettbewerb. Der Trainer John Patrick sagt: „Wir wollen uns weiterentwickeln und auch mal einen Titel holen.“ Die Chancen dazu sind vorhanden.

 

Champions League

„Wer wird Millionär?“, heißt es nicht nur bei Günther Jauch, sondern auch in der Champions-League, die etwas irreführend im Basketball allerdings nicht die Königsklasse ist, sondern mehr der Europa League im Fußball entspricht. Dennoch hat der europäische Verband im zweiten Jahr des Wettbewerbs das Preisgeld (für den Sieger) mal kurzerhand verdoppelt – auf eine Million Euro. Dass die Fleischtöpfe hoch hängen, hat die 62:83-Niederlage am Dienstag gegen Iberostar Teneriffa verdeutlicht, den Titelverteidiger. Der war (noch) eine Nummer zu groß für die Riesen, die beide Gruppenspiele gegen die Spanier verloren haben. „Wir können auch solche Mannschaften schlagen“, sagt John Patrick, „wenn wir konzentriert zu Werke gehen.“

Das haben die Ludwigsburger nicht nur in den sieben anderen Spielen bewiesen, sondern auch im Vorjahr, als das Team gegen Banvit (Türkei) schon mit neun Fingern im Halbfinale stand, zu dem schließlich 0,7 Sekunden gefehlt haben. Die Erfolge haben den Verein in der europäischen Rangliste unter die Top Ten geführt – vor namhaften Clubs wie Bamberg oder Barcelona. Das ist gemessen am Etat von gut vier Millionen Euro schon ein Meisterstück. So sieht es auch der Vorsitzende Alexander Reil: „Von unseren Möglichkeiten her liegen wir sicher weit über den Erwartungen.“

Pokal

Das Motto „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ erlangt im Basketball eine ganz besondere Bedeutung in Sachen Modus. Um nicht zusätzliche Termine unterbringen zu müssen, wird die Hinrunde der Bundesligasaison als Maßstab genommen. Die besten sechs Teams erreichen die Pokalqualifikation, deren drei Sieger zusammen mit dem Ausrichter am Ende das Top-Four-Turnier bestreiten.

Aktuell liegen die Riesen in dieser internen Wertung auf Platz zwei, haben aber auch nur zwei Punkte Vorsprung auf den Sechsten Bayreuth. „Das erste Ziel ist die Qualifikation für den Pokal, das wird schwer genug“, sagt Reil, dessen Verein sich Anfang des Jahres bereits für das Endturnier in Berlin qualifiziert hatte, auch wenn dort gegen die starke Konkurrenz aus Bamberg und München nur der vierte Platz heraussprang. In diesem Jahr wäre die Teilnahme für die Fans noch attraktiver, da die Endrunde im nur 90 Kilometer entfernten Ulm stattfindet.

Bundesliga

„Das ist unser tägliches Brot“, betont Reil stets. Und auch sein Coach Patrick weiß: „Es ist unser wichtigster Wettbewerb.“ Auch wenn Ludwigsburg aktuell Dritter ist, trennen die Mannschaft in der sehr ausgeglichenen Liga nur vier Punkte von Platz neun, der nicht mehr für die Play-offs berechtigt. „Die sind in Ludwigsburg ja fast schon Programm“, hat der Bundestrainer Henrik Rödl zuletzt gesagt – aber eben auch kein Selbstläufer. „Wir müssen immer realistisch bleiben“, fordert Reil nach der bisher überraschend positiv verlaufenen Saison mit nur vier Niederlagen in 26 Pflichtspielen. Zum Glück ist die Mannschaft in diesem Mammutprogramm von größeren Personalproblemen verschont geblieben, weshalb auch der Ausfall des siebten Ausländers Rocky Trice kompensiert werden konnte. Ein Dauerzustand ist das aber nicht, das weiß auch Reil, der sagt: „Wir warten noch zwei Wochen ab, dann muss eine Entscheidung fallen.“

Schließlich geht es Schlag auf Schlag weiter, bereits am Samstag in Würzburg; bis Ende der Weihnachtsferien stehen vier weitere Bundesligaspiele auf dem Programm, danach folgt nahtlos der Endspurt in der Champions League – und im Idealfall die Pokalqualifikation. Bei aller Tiefstapelei gibt Alexander Reil zu: „Die Stimmung bei uns ist im Moment sicher besser als beim VfB.“ Der mächtige Fußball-Konkurrent ist von einem Titel derzeit jedenfalls deutlich weiter entfernt als die Riesen.