Gegen Vize-Weltmeister Serbien haben die deutschen Basketballer bei der EM die erste Niederlage kassiert. Doch der couragierte Auftritt in Berlin macht trotzdem Mut für die kommenden Spiele.

Berlin - Nach dem hauchdünn verpassten Coup gegen Serbien erhielt ein tief frustrierter Dirk Nowitzki aufmunternde Worte von seinem Club-Trainer. Im Kabinengang lehnte der deutsche Superstar an der Wand und diskutierte die entscheidenden Szenen des bitteren 66:68 gegen den Vize-Weltmeister mit Rick Carlisle, NBA-Coach der Dallas Mavericks. „Der Stachel sitzt jetzt schon drin“, sagte Nowitzki mit leerem Blick über die in letzter Sekunde erlittene erste Vorrunden- Niederlage. „Das Gute ist, dass es nicht das Achtelfinale oder Viertelfinale war, sonst wären wir hier mit einem schönen Hals abgereist.“

 

Einen Tag nach dem mühevollen 71:65-Auftaktsieg über Außenseiter Island zeigte die deutsche Mannschaft am Sonntag in Berlin ihre beste Leistung in diesem Sommer - zur großen Überraschung reichte es aber nicht. Dennoch gab der Auftritt viel Hoffnung für die kommenden Aufgaben und den erhoffen Sprung ins Achtelfinale. „Wir haben 40 Minuten lang als Team gekämpft und einen super Job gemacht. Leider ist es dann nicht für uns entschieden worden. Wir können auf jeden Fall noch mehrere Siege holen“, sagte NBA-Profi Dennis Schröder.

„Müssen nach vorne blicken“

So sah das auch Nowitzki, zusammen mit Tibor Pleiß mit 15 Punkten bester Werfer im deutschen Team. „Es ist schade, aber es hat echt Spaß gemacht. Es war ein toller Basketball-Nachmittag. Morgen müssen wir wieder nach vorne blicken“, sagte der 37-Jährige und verwies auf den Ruhetag vor dem Schlüsselspiel gegen die Türkei am Dienstag (17.45 Uhr/ARD).

23 Sekunden vor dem Ende hatte Heiko Schaffartzik per Dreier den Ausgleich zum 66:66 für das deutsche Team erzielt. Die Zuschauer in der Arena tobten, die Sensation schien möglich. Doch dann setzte sich Nemanja Bjelica unter dem Korb gegen Pleiß durch und sorgte für den zweiten Sieg Serbiens, das zum Auftakt im Topspiel gegen Spanien gewonnen hatte. Der letzte Versuch von Schaffartzik verfehlte sein Ziel. „Natürlich ist das eine bittere Niederlage. Wir waren sehr nah dran, das Spiel zu gewinnen“, sagte der gebürtige Berliner und meinte zur Aktion von Bjelica: „Das war der so ziemlich schwierigste Wurf im Basketball.“

Vor 13 050 Zuschauern in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof, darunter Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic und der einstige Dortmunder Fußball-Coach Jürgen Klopp, steckte die deutsche Mannschaft auch den Ausfall von Robin Benzing weg. Der Flügelspieler war gegen Island umgeknickt, hofft aber, im nächsten Vorrundenspiel zurückzukehren.

Auch ohne den Spanien-Legionär hielt die deutsche Mannschaft von Beginn an mit großer Energie dagegen. Nowitzki setzte mit einem harten Foul gleich ein Zeichen. Er und seine NBA-Kollegen Schröder und Pleiß agierten anders als noch gegen Island am Tag zuvor sofort dominant. Nowitzki traf seinen ersten Wurf, Schröder nutzte seine Schnelligkeit gegen Point-Guard-Routinier Milos Teodosic zweimal gekonnt für den Zug zum Korb - das deutsche Team machte es dem großen Favoriten verdammt schwer.

Allerdings ließ die DBB-Auswahl insgesamt zu viele Chancen aus, um ein Topteam wie Serbien zu besiegen. „Wir haben defensiv zu schwach gereboundet, das hat uns das Spiel gekostet“, sagte Schaffartzik. „Am Ende haben wir das Spiel wegen eines Wurfes verloren“, sagte Bundestrainer Chris Fleming. Der Nationalcoach blickte aber zuversichtlich nach vorne. „Ich war nicht überrascht von der Leistung meiner Mannschaft. Wir wussten, dass wir gegen Topmannschaften mithalten können. Wir haben im Laufe des Sommers viele Rückschläge hinnehmen müssen, sie aber weggesteckt. Das wird uns wieder gelingen.“