Der Basketball-Verein aus Ludwigsburg bleibt erstklassig, muss aber für die Wildcard 250 000 Euro zahlen. Bei einem Etat von 2,5 Millionen Euro ist das ein stattlicher Betrag. Trotzdem soll der Etat nicht reduziert werden.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Manchmal beginnt die entscheidende Nachspielzeit tatsächlich erst lange nach dem Spiel. Im April sind die Neckar Riesen abgestiegen, nach einer fürchterlichen Niederlage in Frankfurt, einige Fans hatten Tränen in den Augen. Und am Dienstag hat der Verein die ganze Saison auf den Kopf gestellt. Die Riesen bleiben erstklassig, sie kaufen eine Wildcard für die Bundesliga. Von einem „wichtigen Signal für den Basketball in der Region“ spricht der Vereinsvorsitzende Alexander Reil.

 

250 000 Euro kostet die Eintrittskarte in Liga 1, was für den Verein mit einem sportlichen Jahresetat von 2,5 Millionen Euro ein stattlicher Betrag ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Clubs sind die Neckar-Riesen zwar solide aufgestellt, aber über nennenswerte Rücklagen verfügen sie nicht. Um den Kauf zu stemmen, könnte man in großem Stil Ausgaben reduzieren, aber darunter würde zwangsläufig die sportliche Substanz leiden. „Wir haben in Gesprächen mit unseren Sponsoren und Partnern gesagt, dass wir schauen müssen, dass die Wildcard unseren Etat möglichst nicht belastet“, erklärt Reil. Er sei guter Dinge, dass dies gelingt. „Ich sehe das auch als einen Unterstützungsbeitrag in einer für uns schwierigen Situation.“

Der Etat des Vereins soll nicht reduziert werden

In Kürze soll das Thema bei einem Treffen mit den Sponsoren erörtert werden, die vier wichtigsten sind: die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (Swlb), die Wohnungsbaugesellschaft Ludwigsburg, Mann Filter und das Beratungsunternehmen MHP, das auch als Namensgeber der Arena auftritt. Der Wunsch der Vereinsführung sei bekannt, sagt der Swlb-Geschäftsführer Bodo Skaletz. „Die Entscheidung, ob wir uns stärker engagieren, muss unser Aufsichtsrat treffen.“ Auch der WBL-Chef Andreas Veit gibt sich zurückhaltend. „Ich kann mir das derzeit nicht vorstellen.“

Eine deutliche Aufstockung des Sponsorings von Swlb und WBL wäre nicht unumstritten. Beide Unternehmen sind Tochtergesellschaften der Stadt und mussten bereits einen Teil der finanziellen Lücke füllen, die der Rückzug der EnBW als Hauptsponsor hinterließ. Einen neuen Hauptsponsor hat der Verein noch immer nicht gefunden. Vor diesem Hintergrund wird der Kauf der Wildcard nicht überall begrüßt. Zwar wurde Reil unlängst als Präsident wiedergewählt, aber im Umfeld des Clubs gibt es auch kritische Stimmen. Sportlich gehe es bergab, der Kader sei falsch zusammengestellt worden, auf dem Trainerposten habe Kontinuität gefehlt, heißt es. „Der Abstieg wäre eine Chance gewesen, sich neu aufzustellen“, sagt ein Insider. Allerdings wären dann deutlich weniger Zuschauer in die Arena geströmt, was nicht im Interesse der Stadt ist, der Eigentümerin der Halle.

Zahlreiche Sponsoren haben ein Entgegenkommen signalisiert

Pro Heimspiel überweisen die Riesen der Kommune rund 14 000 Euro, und nach dem Ankauf der Wildcard steht nun eine Mietminderung im Raum. „Wir warten ab, wie die Gespräche mit den Sponsoren verlaufen, und werden uns dann mit dem Verein zusammensetzen“, sagt der Bürgermeister Konrad Seigfried. Für ihn sei klar: „Die Wildcard muss finanziert werden, und so etwas geht nur im Schulterschluss mit dem Club und seinen Mitgliedern, den Partnern und auch der Stadt.“

Zahlreiche Sponsoren haben bereits ein Entgegenkommen signalisiert. „Wir freuen uns über die Wildcard, zu der wir auch unseren Teil beitragen“, sagt der MHP-Marketingleiter Ingo Guttenson. „Und wir setzen unsere Unterstützung für eine erfolgreiche Zukunft der Riesen fort.“ Auch die Ludwigsburger Volksbank, ein weiterer Sponsor, erklärt: „Wir werden sicherlich unser Scherflein beitragen.“