Den Basketballern aus Ludwigsburg droht der Abstieg in die Zweitklassigkeit. Die Folgen könnten drastisch sein – auch für die städtische Arena.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Der Druck steigt. Bis zur Halbzeit lag der Basketball-Bundesligist EnBW Ludwigsburg am Sonntag gegen Bremerhaven in Führung, plötzlich brach das Team ein, am Ende stand eine weitere bittere Niederlage. Noch zwei Spieltage, dann ist die Saison vorbei. Ein Absteiger steht fest, der zweite wird Hagen heißen oder Gießen – oder Ludwigsburg. Die drei Mannschaften stehen punktgleich im Tabellenkeller. „Das Wichtigste ist, dass wir sportlich die Kurve kriegen“, sagt der Clubchef Alexander Reil. Über alles andere wolle er nicht nachdenken. Es ist eine Floskel, denn Reil muss sich Gedanken über die Zukunft machen, auch über eine Zukunft in Liga zwei.

 

Der Abstieg wäre ein drastischer Einschnitt. Das gilt für den sportlichen und den finanziellen Bereich. Und es gilt nicht nur für die Basketballer, sondern auch für die Stadt und ihre im Oktober 2009 eröffnete Veranstaltungshalle: die Arena. Tausende Fans werden in den kommenden zwei Wochen mit dem Team fiebern. Im Ludwigsburger Rathaus werden einige besonders fest die Daumen drücken.

Ein Abstieg würde nicht nur den Verein vor Probleme stellen

Der Basketballverein überweist der Stadt 14 000 bis 17 000 Euro Miete pro Heimspiel. Das geht, solange der Club durchschnittlich 3000 Zuschauer anlockt. In der zweiten Liga wären es nur noch 1200 bis 1500, schätzt Reil. Dazu kommt, dass die EnBW nach der Saison als Haupt- und Namenssponsor abspringt. Ersatz ist bislang nicht gefunden, und als Zweitligist wäre die Suche nicht einfacher. „Es kann sich jeder selbst ausmalen, was ein Abstieg bedeuten würde“, sagt Reil. „Wir müssten uns mit der Stadt zusammensetzen.“ Auch, um über die Mietkonditionen zu verhandeln.

Die Aussage wird nicht allen im Rathaus gefallen. Schließlich ist Ludwigsburg dem Verein schon entgegengekommen: die Stadtwerke und die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft haben ihr Sponsoring ausgeweitet und füllen so einen Teil der EnBW-Lücke. Zu allen anderen Fragen wolle er sich nicht äußern, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. „Solange die Saison läuft, werde ich keine Spekulationen anstellen.“

Die Erfolg der Arena hängt ab vom Erfolg der Basketballer

Allerdings bleibt der Verwaltung wohl keine andere Wahl, als den Verein zu stützen. Nicht nur, weil dieser als Aushängeschild gilt und mit der Basketball-Akademie und anderen Projekten eine soziale Funktion übernimmt. Auch die Arena ist auf den Club angewiesen. Im Extremfall könnten die Basketballer in die Rundsporthalle ausweichen, in der sie früher spielten – um Miete zu sparen. So weit sollte es nicht kommen, sagt die Arena-Geschäftsleiterin Petra Roser. „Letztlich ist das eine politische Entscheidung, aber ich bin überzeugt, dass wir im Fall eines Abstiegs eine Lösung mit dem Verein hinbekommen würden.“

Auch die Marketingeinnahmen der Arena sind teilweise an die Basketballspiele gekoppelt. Wenn der Verein zweitklassig ist oder sich aus der Halle zurückzieht, ist diese weniger attraktiv für Sponsoren. „Der Wegfall des Ankermieters würde uns in der Entwicklung weit zurückwerfen“, räumt Roser ein.

Wie nahezu alle Veranstaltungshallen in Deutschland produziert die Arena Verlust. Rund 330 000 Euro muss die Stadt jährlich für den Betrieb hinblättern, inklusive Abschreibungen und Zinsen wächst der Betrag auf mehr als zwei Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war die Halle an 68 Tagen belegt, darunter waren zwölf Basketballspiele. Daneben gab es Tanz- oder Boxveranstaltungen, Konzerte, Musicals, Fernsehsendungen. 2012 kommt die Körperwelten-Ausstellung hinzu, zudem habe man zwei renommierte Volksmusiksendungen akquiriert, sagt Roser. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“ Der „Zielfokus“ liege bei 75 bis 80 Belegungstagen.

Der Sponsor ist weg, ein neuer Name muss her

Reinhardt Weiss, der Vorsitzende des von den Ludwigsburger Sportvereinen gegründeten Sport-Stadtverbands, lobt die Anstrengungen. „Die Arena wird immer mehr auch als Kultur- und Veranstaltungshalle wahrgenommen.“ Das sei wichtig. „Das Ziel muss sein, dass die Halle nicht mehr nur vom Sportbetrieb abhängt.“ Auch Spec betont die „gute Entwicklung“ in den vergangenen Monaten. „Der zunehmend große Kreis unterschiedlicher Besucher und die positive Resonanz bei den Veranstaltern zeigt, dass es richtig war, die Halle zu bauen“, sagt der OB. Im Gemeinderat sehen das längst nicht alle so. „Es kann nicht sein, dass wir jetzt alle mit ein paar Basketballern mitzittern, damit diese Halle weiter Sinn macht“, sagt ein Stadtrat, der namentlich nicht genannt werden will.

Der Verein muss derweil noch ein ganz anderes Problem lösen. Ende Juni läuft der Vertrag mit der EnBW aus, und bis dahin muss ein neuer Name her. „Wir haben uns intern schon ein paar Gedanken gemacht, aber auch das ist jetzt erst einmal zweitrangig“, sagt Alexander Reil.