Seit bald zwei Jahren läuft in der Basketball-Abteilung des VfL Sindelfingen ein ziemlich interessantes Projekt. Viele ehemalige Akteure der SV Böblingen Panthers, die dort in den guten Zeiten des Vereins in der Regionalliga aufliefen, sind zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und schicken sich nun an, über die Relegation in die Landesliga aufzusteigen.
Eigentlich hatten sie alle schon mit dem Basketball aufgehört. Beruf, Verletzungen, Familie – die Gründe für den sportlichen Ruhestand waren vielfältig. Doch die Korbjäger vermissten das, was sie einst in ihrer Heimatstadt bei ihrem allerersten Verein, dem VfL Sindelfingen, unter dem mittlerweile verstorbenen Coach Peter Weller begonnen hatten, ehe sie aufgrund der besseren Perspektiven zu den SV Böblingen Panthers wechselten.
Nicht nur ihre Liebe zum Basketball veranlasste die Freunde, die sich seit über 20 Jahren kennen, zum Comeback auf dem Feld. Auch der Tod der Ehefrau ihres Ex-Trainers Milton West spielte eine große Rolle. „Um ihn ein bisschen abzulenken, wollten wir die Sache mit ihm verwirklichen“, erklärt Team-Captain Arber Shabani. Ali Hijazi, Raffaele Pascucci, Ilyasse El Medahe und er selbst – viele alte Bekannte mischten dabei mit, den Plan umzusetzen. Anfangen musste die neuformierte Mannschaft ganz unten, in der Kreisliga. Wenig verwunderlich stieg die Truppe direkt in die Bezirksliga auf, wo sie nun Platz zwei belegte.
„Die Saison lief wieder super“, nickt Arber Shabani. Nur der makellose Meister war zweimal ein Stolperstein, sonst gab es ausschließlich Siege für die Routiniers, die einige junge Leute unter ihre Fittiche nahmen. „Unser Durchschnittsalter liegt irgendwo bei Ende 20, Anfang 30“ rechnet der Kapitän vor. Mit Antonis Sivorotka steht gar ein Mann im Kader, der bei den Tigers Tübingen und den Crailsheim Merlins in der 1. Bundesliga sowie in der zweithöchsten Klasse in Griechenland auflief.
Bei so viel Können und Erfahrung ist es wenig verwunderlich, wenn Arber Shabani sagt: „Wir peilen den zweiten Aufstieg in Folge an.“ Das Selbstbewusstsein ist groß. Die Basketballfüchse wissen, was sie draufhaben. Daher schauen sie auch gar nicht groß auf ihren ersten Rivalen in der Relegationsrunde, die TSG Ehingen. Dass die vergangene Woche ihren Ex-Klub SV Böblingen Panthers mit 77:49 aus der eigenen Halle ballerte, ficht den VfL Sindelfingen nicht an.
„Wir haben das Ergebnis gesehen, uns das Spiel aber nicht angeschaut“, betont Arber Shabani, dass das Resultat ihm und seinen Kollegen keine Angst bereitet. „Es ist nicht wichtig, wie die spielen. Wenn wir einen guten Tag erwischen, sollte das schon passen“, blickt er lieber auf die eigenen Stärken. „Was uns Schwierigkeiten machen könnte, ist höchstens die Kondition. Das können wir nicht verhindern“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. „Aber das geht dem Gegner genauso.“ Auch bei diesem kennt er ein paar Namen und Gesichter von früher in höheren Ligen. „Ich weiß, dass die gut ausgebildet sind.“
Allerdings geht der VfL Sindelfingen auch mit einer ganz bestimmten Motivation an die Sache heran. „Wir wollen es besonders für Raffaele Pascucci schaffen“, erzählt Arber Shabani von einer Krebserkrankung, die Mitte der Saison bei seinem Mitspieler und besten Kumpel diagnostiziert worden war, der ab da nicht mehr mitmischen konnte. „Diese Nachricht hat uns zurückgeworfen, aber zum Glück sind die letzten Untersuchungsergebnisse positiv.“
Am Samstag (14 Uhr, Sporthalle Gemeinschaftsschule Eichholz) kann der erste Schritt gegangen werden, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Eine Woche später wartet dann ein Treffen mit der Vergangenheit, denn dann geht es zu den SV Böblingen Panthers.