Dirk Nowitzki und die Basketball-Nationalmannschaft spielen beim Supercup nicht in Bestform. Bis zur EM in Litauen bleibt kaum Zeit.  

Bamberg - Für Chris Kaman ist es beim Supercup in Bamberg beinahe richtig brenzlig geworden. "Ich dachte, gleich falle ich in Ohnmacht", sagte der 29-Jährige im Rahmen des Supercups nach dem 71:65 gegen Belgien in der ersten Partie des EM-Vorbereitungsturniers. Der Grund dafür war aber nicht, dass er von der allgemeinen Euphorie um Dirk Nowitzki angesteckt wurde oder bei seinem ersten Spiel nach vier Monaten Einzeltraining Konditionsprobleme hatte. "In der Halle war es wirklich extrem heiß", sagte er und grinste.

 

Der Center der Los Angeles Clippers muss sich noch an vieles innerhalb und außerhalb der deutschen Nationalmannschaft gewöhnen: an die Temperaturen, die europäische Spielweise, die im Vergleich zur NBA leicht unterschiedlichen Regeln - und an die Namen seiner Teamkollegen. "Ich musste sie erst mal richtig lernen", sagt er. "Sich Namen in einer anderen Sprache zu merken ist schwierig." Kamans letzter Auftritt im Trikot der Nationalmannschaft vor dem Supercup liegt drei Jahre zurück. Zudem spricht der Amerikaner mit deutschen Wurzeln kein Deutsch.

Für Nowitzki läuft es "ganz okay"

Dirk Nowitzki hat mit den Namen seiner Mitspieler keine Probleme. Aber auch er hat sich noch nicht ganz eingefunden in das Spiel der deutschen Auswahl, zudem sucht auch er seinen Rhythmus. Das war sichtbar beim knappen Sieg gegen Belgien, noch deutlicher aber bei der klaren 56:69-Niederlage gegen den Turniersieger Griechenland. Beim 64:52-Erfolg gegen die Türkei am Sonntag zeigte er dagegen schon wieder seine große Klasse. Nowitzki erzielte 14 Punkte und traf sechs von acht Würfen. "Es lief ganz okay. Berauschend war es nicht", sagte der 33-Jährige. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Dass er nicht zufrieden ist, verwundert niemanden. Nach seiner überaus erfolgreichen, allerdings auch überaus Kräfte zehrenden Saison mit den Dallas Mavericks hatte Nowitzki kaum Zeit zum Verschnaufen. Wie Kaman stand auch er vor drei Jahren bei Olympia in Peking zum letzten Mal für Deutschland auf dem Parkett. Und erst seit Dienstag ist er nun mit seinem NBA-Kollegen bei der Mannschaft.

Während sich die anderen Nationalspieler seit vier Wochen gemeinsam auf die EM vorbereiten, müssen die beiden Superstars nun in der letzten Phase vor dem Turnierstart integriert werden. "Alles hat sich geändert. Wir haben zwei Schritte zurück gemacht", sagt der Bundestrainer Dirk Bauermann. "Wir fangen wieder bei minus zwei an." Er lamentiert allerdings nicht. Stattdessen verweist er immer wieder darauf, dass es nicht selbstverständlich sei, Nowitzki überhaupt im Kader zu haben: "Ich kenne keinen Athleten, der es sich antun würde, nach so einer kurzen Pause wieder mit der Nationalmannschaft zu spielen." Bauermann bittet um Geduld. "Wenn wir jetzt in den Partien nicht gut aussehen, ist das nicht schlimm. Wir können gerade nicht mehr, aber wir sind ganz entspannt."

Das Team ist noch weit von der Topform entfernt

Am Dienstag steht der nächste Test an, gegen Bosnien-Herzegowina in Bremen (19.15 Uhr/Sport 1). Und in nur neun Tagen beginnt die Europameisterschaft in Litauen. Die Zeit drängt also. Um die Chance auf eine Olympiaqualifikation zu wahren, müssen die Deutschen dort mindestens unter die besten sechs Teams kommen. Das wird angesichts der starken Konkurrenz eine äußerst harte Aufgabe. Dafür muss die gesamte Mannschaft in Topform sein - und davon sind alle noch ein gutes Stück entfernt. Nowitzki hatte in den ersten zwei Spielen eine Trefferquote, die weit unter seiner sonstigen Ausbeute lag. Gegen Belgien traf er vier von zehn Würfen, gegen Griechenland lediglich vier von 14. Auch Chris Kaman agierte meist noch zu ungeduldig. Er nahm viele schwierige Würfe, und verfehlte dann meist. Gegen die Türkei spielte er wie Nowitzki deutlich besser. Mit 16 Punkten war er erfolgreichster Werfer.

Allerdings konnten die anderen Nationalspieler die beiden Superstars nur mäßig entlasten. Das lag zum einen daran, dass Bauermann viel wechselte und nahezu jede Kombination in der Aufstellung testete. Der Bundestrainer erkannte aber auch, dass die Anwesenheit von Nowitzki und Kaman die Teamkollegen beeindruckte.

Bauermanns Zuversicht und Vertrauen in die Mannschaft sind jedoch größer als alle Zweifel. Auch die deutschen Fans in Bamberg waren äußerst verständnisvoll. Die 6600 Zuschauer, die an jedem der drei Tage in die ausverkaufte Halle kamen und unter denen auch der Tischtennis-Europameister Timo Boll war, bejubelten besonders Dirk Nowitzki pausenlos.