Wer hätte das gedacht? Ludwigsburgs Basketballer gewinnen das erste Play-off-Viertelfinale in München. Folgt am Montag der nächste Coup?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen. Getreu diesem Motto sind die MHP Riesen zum ersten Play-off-Spiel im Basketball nach München gefahren – und haben dort den selbst ernannten Titelanwärter FC Bayern sensationell besiegt. Nicht einfach so – in der Verlängerung mit 102:98., Kein Wunder, dass Trainer Josh King nach dem ersten Viertelfinale sagte: „Was ein großartiges Spiel! Wir und ich sind froh, davon ein Teil gewesen zu sein. Ich bin super stolz auf die Mannschaft, sie hat sich das verdient.“ Und sie hätte den Sack schon in der regulären Spielzeit zumachen können, als sie 23 Sekunden vor Schluss mit fünf Punkten führte und sieben vor dem Ende mit drei. Doch dann traf Nationalspieler und Distanzspezialist Andy Obst in letzter Sekunde mit einem Dreier zum 90:90 – Verlängerung. Der Schock saß tief, aber nur kurz. King:„Der Wurf hat für einen Moment das komplette Leben aus uns herausgezogen. Aber eben nur für eine Sekunde.“

 

Als das Momentum erneut bei den Bayern, die zwischenzeitlich schon mit 14 Punkten (65:51) geführt hatte, schien, zeigten die Riesen ihre kämpferischen Qualitäten, die ihnen zuletzt so oft abgesprochen worden waren. Und auf die der Trainer immer noch setzen kann. Dabei verfuhr King nach dem Sieg am Donnerstag gegen die Towers Hamburg nach alten Fußball-Motto „never change a winning team“, und ließ seinen Topscorer Jayvon Graves erneut außen vor. In seine Fußstapfen trat dafür Silas Melson, der eine überragende Partie ablieferte und 33 Punkte markierte: „Wir haben als Team mit viel Selbstvertrauen gespielt“, sagt er hinterher. Woher das plötzlich kommt, ist die andere Frage, zumal auch noch Jacob Patrick kurzfristig krankheitsbedingt ausgefallen war. Und noch vor ein paar Tagen – nach den beiden Niederlagen in Bonn – hätte kein Fan auch nur einen Pfifferling auf die Riesen gesetzt. Und nun? Klopfen sie vielleicht sogar an die Tür zum Halbfinale, doch das ist noch ein ganz weiter Weg, weil nicht vergessen werden darf, dass die Mannschaft am Pfingstmontag (17 Uhr) erneut in München ihr dann fünftes Spiel in neun Tagen bestreitet, was von der Belastung her schon grenzwertig ist.

Auch wenn Josh King ja noch einen ausgeruhten Jayvon Graves in der Hinterhand hätte – aber im Hinterkopf eben vielleicht auch das Motto: Never change a winning team.