Ludwigsburgs Basketballern reicht eine 16-Punkte-Führung nicht zum Einzug ins Pokalfinale – das kann kein Zufall mehr sein. Kommen noch zwei Neue?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Was haben die Basketballer des großen FC Barcelona und der MHP Riesen gemeinsam? Sie können einen Vorsprung schlecht verteidigen. So hat der Traditionsclub beim Pokal-Endturnier an diesem Wochenende in Spanien eine 13-Punkte-Führung gegen Málaga abgegeben und damit das Halbfinale verpasst. Für das hatten sich die Ludwigsburger zwar schon qualifiziert, aber dann hat ein Plus von 16 Punkten beim Endturnier-Gastgeber Oldenburg und dem 86:92 (49:37) nicht zum Sieg gereicht.

 

Und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Im Ligaspiel vor drei Wochen gegen denselben Gegner hatten die Ludwigsburger gar mit 18 Punkten geführt – und ebenfalls verloren; in der Champions League gegen Limoges übrigens, nachdem das Team mit 22 Punkten (!) vorne gelegen hatte. Ein Déjà-vu nennt man dies. Das kann kein Zufall mehr sein und auch nicht nur an der vom Trainer Josh King oft angesprochenen mangelnden Erfahrung liegen. Oldenburgs überragender Spielmacher Dewayne Russel (Matchwinner mit 26 Punkten) sagte zum Erfolgsgeheimnis: „Wenn man viel Vertrauen vom Trainer bekommt, will man alles zurückgeben.“

Das soll nun nicht heißen, dass die Ludwigsburger gegen den Trainer spielen, aber vielleicht fehlt nach zuletzt schwindenden Erfolgserlebnissen eben manchmal doch ein Stück weit Selbstvertrauen. So hat der bisher in dieser Saison als Neuling in der BBL starke Prentiss Hubb am Samstag im direkten Duell gegen Russell Lehrgeld bezahlt, in der Offensive wie der Defensive. Aber auch erfahrene Spieler wie Kapitän Yorman Polas Bartolo (37) ließen sich anstecken. Und der am Freitag 25 Jahre alt gewordene Jhonanthan Dunn sorgte mit seinen gefürchteten Distanzwürfen und 18 Punkten zwar für den Grundstein zur hohen Führung, ließ am Ende aber in der Defensive die entscheidenden Aktionen des Gegners zu. „Auf dem Top-Level fehlt einfach auch Qualität“, lautet die Erkenntnis des Vorsitzenden Alexander Reil.

Was also tun? „Den Charakter der Mannschaft werden wir nicht mehr ändern“, sagt Reil. Aber vielleicht den Kader. In Oldenburg mussten die Riesen mit lediglich fünf statt der erlaubten sechs Ausländer antreten. Weil sich vor dem Pokalturnier Jeff Roberson einen Kreuzbandriss zugezogen hat, besteht Handlungsbedarf. „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch zwei neue Spieler holen, steigt“, sagt Reil, fügt aber an: „ Das heißt ja nicht, dass dann alles besser wird.“

Das nicht, aber Alternativen würden guttun. Oldenburg hatte am Ende fünf Spieler, die zweistellig trafen, die Riesen nur deren drei. Und in der Liga stehen noch 15 Spiele an. Zumindest das Ziel Play-offs soll nicht aus den Augen verloren werden. In zwei Wochen geht es gegen Heidelberg weiter. Mit neuem Schwung – und neuen Spielern?