Die MHP Riesen Ludwigsburg haben wieder einmal zugeschlagen und den Tabellenvierten Vechta in der Basketball-Bundesliga besiegt – auch ohne Spielmacher Crawford. Reicht’s noch für die Play-offs?

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Glückwünsche ließen nicht lange auf sich warten. Der Ex-Ludwigsburger Thomas Walkup gratulierte aus seiner neuen Heimat Kaunas in Litauen per SMS John Patrick. Dass der sein Smartphone so rasch zur Hand hatte, hatte indes einen nicht so angenehmen Grund. Der Ludwigsburger Trainer zeigte zuvor ein Video vom Spiel am Mittwoch in Bremerhaven, als Jordan Crawford im letzten Viertel nach einem Zweikampf einen spektakulären Salto hinlegte und frontal mit dem Hinterkopf auf dem Parkettboden aufkam. Patrick war noch immer geschockt: „Wir dachten, er sei tot.“

 

Ganz so dramatisch war es Gott sei Dank nicht, der kleine Spielmacher war am Samstag wieder in der Halle, aber nur in modischer Kleidung. Umso erstaunlicher war der 102:98-Erfolg gegen den Überraschungsvierten Rasta Vechta, zumal Adam Waleskowski und Owen Klaassen vorzeitig mit fünf Fouls ausschieden.

Zittern nach 19 Punkte Vorsprung

So kam es, wie es kommen musste: zu einem Herzschlagfinale, nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Eine 19-Punkte-Führung schmolz vor 3595 Zuschauern dahin bis auf einen mickrigen Zähler, das Spiel drohte zu kippen, „weil drei, vier Spieler keine konsequenten Aktionen mehr ausführen wollten“, wie Patrick kritisierte.

Immerhin war in der Crunchtime dann doch noch auf den einen oder anderen Verlass. Karim Jallow gelang ein wichtiger Tipp-in, Lamont Jones verwandelte zwei Freiwürfe sicher, und das Highlight war Marcos Knight (21 Punkte) vorbehalten. Der Topscorer war nach 17 Punkten in der ersten Hälfte etwas abgetaucht, bis ihm ein schwieriger Wurf zwei Sekunden vor Ablauf des Angriffs zum vorentscheidenden 100:95 gelang. Was zeigt, dass in der viel kritisierten Mannschaft mit einem diesmal starken Donatas Sabeckis (17/Rebounds) durchaus Potenzial steckt – das sie nach vier Siegen aus den letzten fünf Spielen plötzlich auf Rang acht gehievt hat, den letzten Play-off-Rang. „Natürlich ist es wünschenswert, den zu halten“, sagt der Vorsitzende Alexander Reil, fügt aber auch hinzu: „Wenn nicht, wäre das kein Weltuntergang.“ Ob’s reicht?

Zwei Spiele, zwei Siege?

Patrick will sich – angesichts seiner Wundertüte – an den Spekulationen nicht beteiligen, nachdem ein halbes Dutzend Teams zwei Spieltage vor Schluss um die beiden letzten freien Plätze kämpft: „Wir denken nur von Spiel zu Spiel.“ Also an Freitag bei der BG Göttingen (am Sonntag kommt dann Alba Berlin). Dort begann die Achterbahnfahrt schon im Oktober, als die Riesen im letzten Viertel eine 15-Punkte- Führung verspielten und gleich in der ersten Pokal-Runde ausschieden. Auch Vechtas Erfolgscoach, Pedro Calles, sagt, auf die Chancen in den Play-offs angesprochen: „Wir haben zuvor noch zwei Spiele. Wenn wir uns nicht auf die konzentrieren, wären wir auf einem schlechten Weg.“

Auf dem Holzweg, auf den auch die Riesen nicht mehr geraten wollen.