Mit Nachdruck hat Bastian Schweinsteiger gegen die USA gezeigt, wozu er fähig ist. Öffentlich äußern will er sich nach dem Spiel vom Donnerstag jedoch nicht. Klar ist: Schweinsteiger hat einen unzufriedenen Kontrahenten im DFB-Team.

Recife -   Bastian Schweinsteiger schleicht sich in zwei linken Kniestrümpfen davon. Ein großes „L“ steht auf beiden Stutzen, als der Nationalspieler mit streng gezogenem Seitenscheitel durch die Katakomben des Stadions von Recife geht. Mit einer Hand zieht er einen roten Rollkoffer hinter sich her, mit der anderen winkt er alle paar Meter ab. Nein, er will auch diesmal nichts sagen, auch nicht nach dem 1:0-Sieg der DFB-Auswahl gegen die USA.

 

Dabei könnte Bastian Schweinsteiger einiges berichten. Zum ersten Mal bei dieser Weltmeisterschaft in Brasilien durfte er von Beginn an spielen. Und nicht nur das: der Münchner hat auch noch eine gute Leistung geboten und einen wichtigen Beitrag geleistet, dass die deutsche Mannschaft als souveräner Gruppensieger ins Achtelfinale am Montag gegen Algerien eingezogen ist. „Schweinsteiger war sehr, sehr stark, solange die Kräfte reichten“, sagt der Bundestrainer Joachim Löw.

Mit einigem Nachdruck hat der 29-Jährige gezeigt, was in den vergangenen Wochen stark angezweifelt worden war: dass er bei der WM trotz körperlicher Probleme eine wichtige Rolle spielen kann. Im Auftaktspiel gegen Portugal saß er nur auf der Bank, gegen Ghana wurde er eingewechselt. Schon bei diesem 20-Minuten-Einsatz hatte Schweinsteiger das angedeutet, was ihm gegen die USA immerhin über 75 Minuten gelang: Er brachte Struktur und Ordnung ins deutsche Spiel, er sorgte mit seiner Anwesenheit für sichtbaren Alarm beim Gegner. Schweinsteiger war sehr präsent und ließ sich auch dadurch nicht beirren, dass er von den Amerikanern immer wieder sehr unsanft zu Boden gebracht wurde.

Khediras Problem

Voll des Lobes ist anschließend nicht nur der Bundestrainer, sondern auch die Mannschaft. „Er ist ein Stratege. Es tut uns gut, dass jemand die Kontrolle hat. Man merkt einfach, dass er wieder da ist. Ich finde es immer klasse, wenn er spielt“, sagt der Torhüter Manuel Neuer. Schweinsteiger sei „eine große Persönlichkeit“, ergänzt der Kapitän Philipp Lahm, während auch Per Mertesacker den großen Wert des Routiniers unterstreicht: „Bastian ist superwichtig, das hat er über mehrere Jahre hinweg eindrucksvoll bewiesen.“

Sami Khedira steht nur ein paar Meter daneben und hört nicht, was die anderen sagen. Besonders gut gefallen hätte es ihm vermutlich kaum. Denn eigentlich ist er es, der diese Rolle für sich beansprucht. Gegen Portugal war Khedira gut gestartet, ehe er gegen Ghana körperlich einbrach und die USA-Partie auf der Bank verbrachte. „Die Pause hat mir gut getan“, sagt der frühere Stuttgarter und geht nun davon aus, im Achtelfinale gegen Algerien wieder zur Startelf zu gehören. Gleiches dürfte allerdings auch für Schweinsteiger gelten.

Und so lauert nun einiges Konfliktpotenzial in der deutschen Mannschaft. Gemeinsam haben Schweinsteiger und Khedira nicht allein die körperlichen Defizite. Beide scheinen nicht in der Lage, 90 Minuten auf höchstem WM-Niveau zu spielen. Gemeinsam haben sie aber auch den natürlichen Anspruch, trotzdem in der Startelf zu stehen. Sich einen Platz zu teilen und sich immer wieder abzuwechseln und zu pausieren, das entspricht nicht den Vorstellungen der beiden Führungskräfte.

Bei der WM 2010 in Südafrika hatten beide noch zusammen ein herausragendes Mittelfeldgespann gebildet. Doch kann es diesmal neben Philipp Lahm und Toni Kroos nur noch einen geben.