Die Autobauer setzen die Zukunft aufs Spiel, wenn sie auf Investitionen in den neuen Bereich verzichten, meint StZ-Autor Michael Heller.

Stuttgart - Die Chinesen haben eine Ausrufezeichen gesetzt. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass sie im Zeitalter der Elektromobilität die dominierende Kraft sein wollen. Mit ihrer Entscheidung für den Bau einer Fabrik für Batteriezellen in Thüringen düpieren sie zudem die PS-Branche in Deutschland, die sich überhaupt nicht zum Aufbau einer solchen Fertigung durchringen kann – nicht in Deutschland und auch nicht anderswo.

 

Dass die Chinesen hier solch eine Fabrik bauen, ist gut. Denn damit treten sie Skeptikern entgegen, die stets damit argumentieren, die Chinesen kauften sich lediglich auf der ganzen Welt High-Tech-Unternehmen und strategisch interessante Projekte zusammen. Das beantwortet aber nicht die Frage, warum die heimische Autobranche beim Thema Batteriezellen bisher kollektiv Fehlanzeige meldet; die Tendenz geht dahin, sich auf den Zusammenbau der Zellen zu ganzen Batterien zu beschränken.

Neue Dienstleistungen im Blick

Gewiss sind die Risiken einer eigenen Zellfertigung hoch. Bosch hat solch ein Projekt intensiv geprüft und letztlich die Finger davon gelassen. Grob durchgerechnet wird etwa ein Viertel der Wertschöpfung eines reinen E-Autos künftig auf die Batteriezelle entfallen. Schwer vorstellbar, dass die Autoindustrie darauf verzichten will. Aber offenbar ist es so. Denn wenn der Zug erst einmal ohne die etablierten Autobauer abgefahren ist, dann wird es auch beim nächsten Technologiesprung keinen Zwischenstopp geben, der eine Revision der Entscheidung möglich machen würde.

Die Entscheidung der Branche lässt deshalb nur den Schluss zu, dass die Gewichte künftig anders verteilt werden sollen. Nichts anderes steckt hinter dem Slogan, dass sich die Autohersteller zu Mobilitätsanbietern wandeln wollen. Die Branche muss gewiss in den Aufbau des Dienstleistungsgeschäfts investieren, aber sie braucht auch Geld für die Autos der Zukunft. Es wäre es nicht zu verantworten, die Zukunft des Autobaus zu verspielen. Aber das Zeitfenster für den Einstieg in den Bau von Batteriezellen schließt sich langsam.