Die Modernisierung des Bahnhofs gilt im Gemeinderat als Jahrhundertprojekt. Der alte Aufzugsturm wird indes bleiben, auch wenn er störanfällig ist.

Ditzingen - Mancher Ditzinger hat bei der Baustelle des Ditzinger Bahnhofareals schon Parallelen gezogen zu Stuttgart 21: Groß sei das Projekt und teuer, zudem kein Ende abzusehen. Groß und teuer – das wird niemand bestreiten, weder Verwaltung noch Gemeinderat. Schließlich ist die Modernisierung des Areals nicht erst einmal als Jahrhundertprojekt bezeichnet worden. Zudem gilt die Fläche städtebaulich als letztes Filetstück der Kernstadt.

 

Das Projekt, das mit manchem Superlativ belegt worden ist, hat den Gemeinderat in den vergangenen Monaten mehrfach beschäftigt. Schließlich wird abschnittsweise geplant und gebaut. In der jüngsten Sitzung hat sich der Gemeinderat mit der Erweiterung der Aufzugsanlage befasst. Er beauftragte die Verwaltung mit der Planung und Ausschreibung der Arbeiten.

Ablöse war den Räten zu teuer

Der bestehende Aufzugsturm am Bahnhof soll erweitert werden. Gerne hätten die Ditzinger ihn ersetzt, weil er störanfällig ist. Doch weil sie nicht bereit waren, dafür rund eine Viertelmillion Euro Ablöse an die Bahn zu bezahlen, bleibt er dort stehen und wird nun in die neue Planungen integriert. Der Aufzug, der bisher die Nordseite mit dem Bahnsteig verbindet, wird zur Südseite der Gleisanlagen hin erweitert.

Die Arbeiten sollen im Sommer vergeben werden. Der Baubeginn ist für Anfang November geplant. Die Ditzinger Stadtverwaltung rechnet damit, dass die Arbeiten bis Ende Mai nächsten Jahren abgeschlossen sind. Weil dafür die Oberleitung immer wieder abgeschaltet und damit die Stromversorgung unterbrochen werden muss, werden die Gleise laut der Verwaltung im März und April für kurze Zeit gesperrt.

Komplizierte Gründung erforderlich

Das Aufzugsprojekt kostet insgesamt rund 1,3 Millionen Euro. Allein die reinen Baukosten belaufen sich auf knapp 870 000 Euro. Diese kletterten zuletzt wegen der Gründungsarbeiten in die Höhe. Eine Baugrunduntersuchung hatte die Notwendigkeit einer aufwendigen, damit auch teureren Gründung des Bauwerks bestätigt.

Das Bahnhofsareal verbindet die Innenstadt und das Gewerbegebiet Süd. Damit die Busse direkt und ohne Umwege ins Gewerbegebiet fahren, baute die Stadt zwei neue Straßen. Doch nicht nur die Verbindung ins Gewerbegebiet sollte verbessert werden. Die zweite Grundidee des Gemeinderats war, durch die Modernisierung den Einkaufsstandort zu stärken. Studien hatten mehrfach gezeigt, dass die Ditzinger sehr viel Geld in der Umgebung, aber eben nicht in ihrer Stadt ausgeben.

Das wollte die Stadt ändern, zudem die Pendler zum Einkaufen locken: Wer sich schon am Bahnhof aufhält, so die Überlegung, wird im Ort auch andere Waren einkaufen. Der Discounter Lidl, er ist neu am Bahnhof, soll diesem Gedanken entsprechen – ebenso wie der örtliche Buchladen wenige Meter weiter in der Ortsmitte, oder aber das Bekleidungshaus. Es gilt als Ankermieter in der Haupteinkaufsstraße. Das Engagement der Einzelhändler geht freilich einher mit dem Bestreben von Gemeinderat und Stadtverwaltung, auch die Marktstraße und die sich anschließende Münchinger Straße aufzuwerten.

Offen sind derweil noch weitergehende Pläne am Bahnhof. Ob ein Hotel wirklich gebaut wird, wie ursprünglich geplant, wird sich zeigen. Potenzielle Betreiber hatten zunächst abgelehnt, weil das Haus zu klein würde, um es wirtschaftlich zu führen. Zuletzt hieß es hingegen wieder, es gebe doch Interessenten.