Es ist zwar schwer vorstellbar, doch in diesem Jahr wird am Bahnhof in Göppingen noch mehr gebaut als im vergangenen: Die Wohnbau saniert eine denkmalgeschützte Villa, die Stadt baut ihr neues Verwaltungszentrum.

Göppingen - An die riesige Baugrube, die früher der Bahnhofsvorplatz war, haben sich die Göppinger inzwischen gewöhnt. Die Arbeiten sind im Zeitplan, Ende Juli soll die Tiefgarage fertig sein, die Eröffnung ist für den Beginn der Sommerferien geplant. Jetzt bereiten die Stadt und die Wohnbau Göppingen (WGG) zwei weitere Großbaustellen auf dem Areal vor, auf dem seit Monaten an der neuen Tiefgarage gebaut wird: Vor kurzem hat die Sanierung der historischen Villa Gutmann an der Westseite des Bahnhofsplatzes begonnen, daneben, in Richtung der Bahngleise, bereitet die Stadt zurzeit die Baugrube für das neue städtische Verwaltungszentrum vor, im Februar soll der Rohbau beginnen.

 

Für die Wohnbau ist die Sanierung der Villa Gutmann auch eine Gelegenheit, zu zeigen, dass sie mehr kann als historische Gebäude abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen, wie ihr in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen wurde. Die Villa sei „vielleicht nicht das größte, aber sicher eines der attraktivsten Projekte in diesem Jahr“, sagt der WGG-Chef Volker Kurz. Und es zeige, dass die WGG „eben doch auch sehr gut mit verwertbaren und wertvollen Bausubstanzen umzugehen weiß.“

Moderner Anbau erschließt künftig das Gebäude

Die größte Veränderung an der denkmalgeschützten Villa aus dem Jahr 1865 wird ein moderner Erschließungsturm sein, der an das klassizistisch geprägte Gebäude angeschlossen wird. Durch ihn werden alle Stockwerke barrierefrei erreichbar, ohne dass die WGG in größerem Umfang in die historische Substanz eingreifen muss. Außerdem wird das Gebäude für eine zeitgemäße Nutzung ertüchtigt, etwa mit einer modernen Wärmedämmung. Die WGG versucht allerdings, so viel wie möglich von der historischen Substanz zu erhalten. Schließlich mache diese den besonderen Charme des Gebäudes aus, sagt Kurz.

Tatsächlich gebe es zum Teil noch gut erhaltene historische Bodenbeläge, Fliesen und Parkettböden, aber auch die Stuckdecken aus verschiedenen Epochen und Wandvertäfelungen, die die großzügigen Räume prägten. All das solle weitestgehend erhalten bleiben, berichtet Kurz. Ein weiteres stilprägendes Element seien gusseiserne Stützen, die trotz brandschützender Auflagen sichtbar erhalten blieben. Die Sanierung soll im Frühjahr 2019 fertig sein.

Restaurant im Erdgeschoss, Büros und Wohnungen in den oberen Stockwerken

Im Erdgeschoss der Villa soll es dann ein Restaurant geben, in den oberen Stockwerken sind Büros geplant, unter dem Dach sollen drei schicke Stadtwohnungen entstehen. Damit entfernt sich die neue Nutzung nicht weit von der alten. Die Villa Gutmann beherbergte auch ursprünglich Fabrikations-, Lager- und Verkaufsräume sowie zwei repräsentative Wohnungen. Zuletzt wurden die Räume als Büros genutzt. Neu ist nur der Gastronomiebetrieb, der vom Frühstück über den Mittagstisch bis hin zu einem Feierabendtreff alles bieten und daneben auch zum à la carte-Besuch einladen soll.

An möglichen Kunden für das Restaurant wird es wohl kaum mangeln. Immerhin lockt nicht nur der Bahnhof viele Passanten direkt vor die Tore des Betriebs, auch die neue Tiefgarage mit ihren 100 Stellplätzen wird sicher für regen Publikumsverkehr im Bahnhofsviertel sorgen. Und im neuen Verwaltungszentrum der Stadt direkt neben der Villa Gutmann sollen nach dem Umzug Ende 2019 rund 250 Mitarbeiter tätig sein.

Hinzu kommt ein Geschäftshaus, das an das Verwaltungszentrum angegliedert wird, in dem neben einem Reha-Zentrum auch Praxis- oder Kanzleiräume sowie einige Stadtappartements entstehen. Gebaut wird es ebenfalls von der WGG.