Region: Verena Mayer (ena)

Als der Tunnel unter den Wäldern des Schönbuchs ausgehöhlt wurde, mussten die Bauarbeiter Grubenlampen tragen. Von den Wänden tropfte Wasser, auf dem Boden häufte sich der Schlamm zentimeterhoch, und die monströsen Baumaschinen klangen in dem Stollen 20 Meter unter der Erdoberfläche wie Düsenjäger. 1972 ist das gewesen. Die Arbeiten unter Tage waren auch deshalb unheimlich aufregend, weil das Gestein so mergelig und gipsig-weich war. Während der Bauarbeiten stürzte sogar spektakulär das Südportal der Oströhre ein. Aber die Ingenieurkunst war stärker als die Natur: Im Sommer 1978 wurde der Tunnel eröffnet. Rechtzeitig zur Haupturlaubszeit konnte der Tunnel provisorisch einspurig für den Verkehr freigegeben werden – und damit auch der neue Abschnitt der A 81 von Gärtringen bis Herrenberg. In der Zeitung stand kurz vor der Eröffnung zu lesen: „Zu den imponierendsten Abschnitten der Autobahn von Stuttgart zum westlichen Bodensee zählt zweifellos der Schönbuchtunnel bei Herrenberg.“

 

Mitte Mai sollen die aktuellen Bauarbeiten beendet sein. Dann wird die neue Technik mit zig Tests auf die Probe gestellt. „Zur Attestierung der Funktionsfähigkeit sämtlicher sicherheitstechnischer Einrichtungen“, wie das bürokratisch korrekt heißt. Wenn alles klappt, verfügen Ende Mai beide Röhren wieder über jeweils zwei Fahrbahnen, und die Fahrzeuge können ohne Baustellentempolimit durchbrettern wie früher. Hui rein, hui raus, schnell, schnell. Die Wände strahlen hell, die Hinweisschilder leuchten grün. Roger’s Castle wird entsorgt sein. Ob jemand darauf achtet?