Der Verband Region Stuttgart will Geld bereitstellen für die Organisation einer internationalen Bauausstellung in Stuttgart und in der Region. Die politische Sprengkraft ist groß, kommentiert Thomas Durchdenwald.
Stuttgart - Auch wenn es am Mittwoch beim Thema Windkraft (siehe Seite 22) nochmals hoch her ging, sind denkwürdige Momente eher selten in der Regionalversammlung, die zumeist ritualhaft und unaufgeregt ihre Debatten- und Beschlussarbeit erledigt. Als im vergangenen Dezember aber der Etat 2015 verabschiedet wurde und erstmals der Regionalrat Fritz Kuhn für die Grünen-Fraktion sprach, sorgte der Stuttgarter Oberbürgermeister für eine Ausnahme. Ziemlich unverblümt machte er damals klar, wer Koch und wer Kellner ist, wenn es um gemeinsame Projekte von Stuttgart und Region geht. Und der Landeshauptstadt wies er nicht die Rolle der nachgeordneten Servicekraft zu.
Damals ging es in erster Linie um den aus der Region und der CDU unterstützten Vorstoß, Stuttgart solle sich mit der Region als europäische Kulturhauptstadt bewerben, den Bayern-München-Fan Kuhn wenig später mit einer Vehemenz in die Tonne trat, die an Jürgen Klinsmann im Bajuwarentrikot erinnerte. Auch jetzt, nach dem finanziellen und konzeptionellen Vorpreschen der Regionaldirektorin Nicola Schelling für eine regional angelegte Internationale Bauausstellung mit dem Kern Rosensteinviertel, besteht die Gefahr, dass die Debatte sich darin erschöpft, wer Schwanz und wer Hund ist und wer mit wem wackelt. Doch das würde dem Thema nicht gerecht.
Die Bauausstellung ist für Stadt und Region eine Chance, wenn sie internationale Strahlkraft aus dem Zusammenspiel innerstädtischer und regionaler Entwicklung gewinnt. Dass Schelling bei aller verbaler Vorsicht den Zug nun faktisch aufs Gleis setzt, bevor das Signal auf grün steht, lässt eigentlich nur zwei Schlüsse zu: Entweder sind die Beteiligten in Region und Stadt eingeweiht – oder es handelt sich um einen denkwürdigen Fall politischer Naivität.