Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

24 Jahre lang hat Reinhard Schuckenböhmer das Göppinger Baudezernat geleitet. „Schucki“ wird er noch heute genannt, doch trotz dieses Kosenamens war der SPD-Mann geachtet und gefürchtet. Mal wurde er „Napoleon“, mal „Patron“ genannt. Auf beides ist er noch heute stolz.

 

1998 fiel die Stelle des Baubürgermeisters nach einer Absprache der großen Fraktionen der CDU zu. Allerdings gelang es ihr nicht, einen geeigneten Kandidaten zu installieren. Stattdessen wurde Joachim Hülscher gewählt, damals Hochbauamtschef im bayerischen Ansbach, der später den Freien Wählern zuneigte. Nach einer Amtszeit musste er Olav Brinker Platz machen, der von SPD, FDP, weiten Teilen der CDU und OB Guido Till unterstützt wurde.

Brinkers Amtszeit endet am 30. Mai. Der Gemeinderat wird sich am 27. Februar, dem Gombige Donschdig, mit einer Vorauswahl befassen. Am 13. und 20. März könnten sich die Kandidaten dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorstellen. Die Wahl findet in einer öffentlichen Sitzung am 3. April statt und ist geheim.

Üblicherweise soll die Besetzung der Bürgermeisterbank die Zusammensetzung des Gemeinderats widerspiegeln. In Göppingen ist das schwierig, weil hinter der CDU (elf Sitze) gleich drei Fraktionen (FDP/FW, Freie Wähler und Grüne) über sieben Sitze verfügen, gefolgt von der SPD (6). OB Till hat mittlerweile ein CDU-Parteibuch, Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull hat sich den Freien Wählern angeschlossen.

Der OB hält nichts von seinem Baudezernenten

Kein Jubel, aber Erleichterung herrschte damals vor acht Jahren. Jetzt könne wieder Sacharbeit geleistet werden, hieß es. Doch das war ein frommer Wunsch. Denn es änderte sich einiges, aber nichts zum Besseren. Der OB blieb weiter auf Mobbingkurs, nur die Reaktionen waren andere: Wo Hülscher zurückgekeift hatte, zog Brinker den Schwanz ein. Genutzt hat es ihm nicht: Schon bald erklärte ihm der OB in einem Vier-Augen-Gespräch, was er von ihm halte: nämlich nichts.

Während Hülscher als Stadtrat in die Kommunalpolitik zurückkehrte und den OB auf diese Weise immer wieder zu piesacken versucht, ist Brinker seither nicht viel mehr als ein Frühstücksdirektor, der an einem leeren Schreibtisch in einem kahlen Büro sitzt und ein B-4-Gehalt kassiert. „Meine Mitarbeiter sind gegen mich vergattert“, beklagte sich Brinker einmal öffentlich. Das letzte Fünkchen Hoffnung, in Göppingen noch einmal zu reüssieren, verlosch am 14. Oktober 2012, als Till bei der OB-Wahl mit einem triumphalen Sieg in eine zweite Amtszeit startete.

CDU-nah mit Zivildienstvergangenheit

Seither ist der gebürtige Hamburger noch stiller geworden. Seine Bewerbungsunterlagen hat er dennoch eingereicht. Wirkliche Chancen werden jedoch einem anderen Mitarbeiter des Technischen Rathauses eingeräumt. Der langjährige Chef des Tiefbauamtes, Helmut Renftle, bietet sich als Alternative an. Er ist gut vernetzt, durch seine freundliche Art bei allen Gemeinderatsfraktionen beliebt, gilt als CDU-nah – seine Frau ist Mitglied –, kann aber auch mit den Grünen, die ihn vom Fahrradclub ADFC kennen und um seine Vergangenheit als Zivildienstleistender wissen. Vor allem aber gilt sein Verhältnis zum OB als intakt.

Allerdings hat Renftle schon zweimal vergeblich versucht, auf die Bürgermeisterbank zu wechseln. Beides Mal schaffte er es nicht in die engere Wahl. Als Tiefbauer fehle ihm die stadtplanerische Kompetenz, hieß es. Jetzt wird er 63 Jahre und ist damit eigentlich aus dem Alter heraus, in dem man neue Karriereschritte plant. Bis 68 und damit nur noch knapp fünf Jahre, statt der üblichen acht, dürfte er nach dem Beamtenrecht noch amtieren. Er wäre nicht viel mehr als ein Kandidat des Übergangs.

Die Stadtplanerin flüchtet nach Leinfelden

Viele hatten deshalb auf eine Kandidatur der Stadtplanerin Eva Noller gehofft. Doch die 45-Jährige entschwand im Herbst als Erste Bürgermeisterin nach Leinfelden-Echterdingen. Der OB habe ihre Ambitionen nicht unterstützt, wurde damals gemunkelt. „Dass uns Frau Noller abhanden gekommen ist, ist sehr, sehr bedauerlich“, sagt Feifel, dessen Freie Wähler nach der Fusion mit der Bürgerallianz inzwischen zur zweiten Kraft im Rat aufgestiegen sind.

Also hoffen die Stadträte, dass sich kurz vor Schluss doch noch eine passende Persönlichkeit findet. Die Erwartungen sind hoch geschraubt: „Kompetent, zupackend, selbstbewusst und eigenständig“, müsse der künftige Baubürgermeister sein, sagt der SPD-Fraktionschef Armin Roos. FDP-Mann Daferner wünscht sich gar „einen zweiten Schuckenböhmer“. Aber „solch dominante Figuren“ wie den Vorvorgänger, der von 1974 bis 1998 das Baudezernat regierte und von dem es hieß, ihm sei egal, wer unter ihm Oberbürgermeister sei, „gibt es heute ja nicht mehr“.

Resignation macht sich breit

Fast resigniert klingt da das Anforderungsprofil des Grünen-Fraktionschefs Christoph Weber: Man suche „die eierlegende Wollmilchsau, die sowohl dem OB gefällt als auch dem Gemeinderat, der hinsichtlich Stadtbild und Stadtentwicklung keine hohen Ansprüche hat.“ Nach dieser Beschreibung wäre ein Tiefbauamtschef vielleicht gar keine schlechte Wahl.

Der Weg zum neuen Baubürgermeister

24 Jahre lang hat Reinhard Schuckenböhmer das Göppinger Baudezernat geleitet. „Schucki“ wird er noch heute genannt, doch trotz dieses Kosenamens war der SPD-Mann geachtet und gefürchtet. Mal wurde er „Napoleon“, mal „Patron“ genannt. Auf beides ist er noch heute stolz.

1998 fiel die Stelle des Baubürgermeisters nach einer Absprache der großen Fraktionen der CDU zu. Allerdings gelang es ihr nicht, einen geeigneten Kandidaten zu installieren. Stattdessen wurde Joachim Hülscher gewählt, damals Hochbauamtschef im bayerischen Ansbach, der später den Freien Wählern zuneigte. Nach einer Amtszeit musste er Olav Brinker Platz machen, der von SPD, FDP, weiten Teilen der CDU und OB Guido Till unterstützt wurde.

Brinkers Amtszeit endet am 30. Mai. Der Gemeinderat wird sich am 27. Februar, dem Gombige Donschdig, mit einer Vorauswahl befassen. Am 13. und 20. März könnten sich die Kandidaten dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorstellen. Die Wahl findet in einer öffentlichen Sitzung am 3. April statt und ist geheim.

Üblicherweise soll die Besetzung der Bürgermeisterbank die Zusammensetzung des Gemeinderats widerspiegeln. In Göppingen ist das schwierig, weil hinter der CDU (elf Sitze) gleich drei Fraktionen (FDP/FW, Freie Wähler und Grüne) über sieben Sitze verfügen, gefolgt von der SPD (6). OB Till hat mittlerweile ein CDU-Parteibuch, Sozialbürgermeisterin Gabriele Zull hat sich den Freien Wählern angeschlossen.