Das Verhältnis zwischen dem Göppinger Baubürgermeister Olav Brinker und Oberbürgermeister Guido Till ist zerrüttet. Jetzt kämpft Brinker um einen aufrechten Abgang.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Bei der Wahl des künftigen Göppinger Baubürgermeisters deutet sich ein Zweikampf an. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, habe bei der nichtöffentlichen Vorstellungsrunde am Donnerstag der Göppinger Tiefbauamtsleiter Helmut Renftle eine gute Figur gemacht. Obwohl sich die CDU-Fraktion bereits auf ihn festgelegt hat, ist die Wahl für den 62-Jährigen noch nicht gelaufen. So scheint inzwischen eine wachsende Zahl von Räten die 38-jährige Annegret Michler zu favorisieren, sie ist Stadtbaumeisterin im bayrischen Landsberg . Der Gemeinderat wählt am 3. April.

 

Als chancenlos gilt hingegen der Amtsinhaber Olav Brinker. Was der 51-Jährige in seiner Vorstellungsrede sagte, hatte es allerdings in sich. Laut Teilnehmerangaben hat Brinker minutiös nachgezeichnet, wie er von Oberbürgermeister Guido Till (CDU) in den vergangenen acht Jahren – so lange dauert die Amtszeit eines Bürgermeisters – systematisch und kaltblütig ins Abseits manövriert worden sei.

Von Anfang an hätten die mittlerweile abgeschafften Bürgermeisterrunden den Charakter einer Prüfung besessen. Till habe eine diebische Freude dabei empfunden zu examinieren. Er sei dabei durchgefallen, stellte Brinker fest. Bereits im März 2008 habe ihm der OB dies in einem Vier-Augen-Gespräch mitgeteilt. In der Privatwirtschaft hätte er ihm einen Aufhebungsvertrag angeboten.

Nach und nach sei er aus dem Verwaltungsrat der Parkhausgesellschaft, dem Preisgericht für den Schlossplatz und weiteren Gremien gedrängt worden. Nicht einmal die Leitung von Reisegruppen in eine der Partnerstädte habe der OB ihm gelassen. Nach wie vor nutze Till einen Stempel, mit dem er Post für das Baudezernat an Brinker vorbei direkt an die Fachbereichsleiter leite. Ohne professionelle Hilfe hätte er all dies nicht ausgehalten, bekannte Olav Brinker.

Ausdrücklich soll sich der Noch-Baubürgermeister bei einigen Stadträten wie dem Grünen-Chef Christof Weber, seinem Amtsvorgänger Joachim Hülscher, oder dem Linken-Stadtrat Christian Stähle für ihre Unterstützung bedankt haben. Den Gemeinderat als Ganzes ließ er jedoch nicht ungeschoren davon kommen. „Sie wünschen sich einen kraftvollen Baudezernenten – dann müssen Sie diese Position auch schützen.“ Brinkers Zukunftsprognose war vor diesem Hintergrund düster. Der Kleinkrieg zwischen Till und ihm habe verbrannte Erde hinterlassen. Das werde auch für künftige Dezernenten belasten.

Till folgte dem Vortrag dem Vernehmen nach regungslos. Brinkers Mitbewerber warteten derweil vor der Tür. Seine Warnungen konnten sie nicht hören.