Andere Kommunen setzen beim Bauen von bezahlbarem Wohnraum auf Quader und Containermodule, die sich schnell herstellen und leicht kombinieren lassen. Auch Ludwigsburg setzt auf würfelförmige Elemente, aber hier bestehen sie aus Holz. In der Oststadt sollen damit Wohnungen für Flüchtlinge gebaut werden.

Ludwigsburg - Andere Kommunen setzen beim Bauen von bezahlbarem Wohnraum auf Quader, Containermodule oder ähnliche Fertigbauelemente, die sich schnell herstellen und leicht kombinieren lassen. Auch Ludwigsburg setzt auf würfelförmige Elemente, aber hier bestehen sie aus Holz. Sie sollen nicht nur schnell produziert werden können, sondern auch komplett recycelbar sein. Auf dem kaum genutzten Parkplatz an der Brucknerstraße in der Oststadt sollen daraus Wohnungen für Flüchtlinge werden.

 

Diese im sogenannten Living Lab geborene Würfelidee hat Andres Veit, der Geschäftsführer der Wohnungsbau Ludwigsburg GmbH (WBL), jetzt vorgestellt. An ihrer Entstehung waren die Stuttgarter Architekten Ströhle, Schlude und Richter, die Firmen Züblin und Siemens sowie die Stuttgarter Hochschule für Technik und die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen beteiligt. Das Tochterunternehmen der Stadt möchte damit den explodierenden Kosten in der Bauwirtschaft ein Schnippchen schlagen und hofft, dass die Holzwürfel in Serie gehen. Darum wird nach Kooperationspartnern gesucht.

Das Gelände unweit von Schlösslesfeldschule und evangelischem Gemeindehaus hatte der Bauausschuss des Gemeinderates bereits im Februar für eine Bebauung freigegeben. Die Stellflächen dort würden kaum in Anspruch genommen, darum könne der Platz anders genutzt werden, so die Überzeugung von Verwaltung und Stadträten. Parallel dazu war die WBL beauftragt worden, nach neuen Formen für ein schnelles und flexibles Bauen zu suchen.

Der nun von Veit vorgestellte Würfel soll stets die gleichen Maße haben, nämlich elf Meter auf elf Meter lang und breit sein. Auf der Liste der Vorteile steht die einfache Bauform ganz oben. „Der Würfel hat eine kompakte Form, und er ist sowohl stapelbar als auch verdrehbar“, sagt der WBL-Geschäftsführer. „Und es gibt keine Schnitte und keine Durchdringungen.“ Darum sei auch die Herstellung ressourcenschonend.

Da die Würfel aus Holz gebaut werden sollen, hat die WBL auch bereits Kontakt zum Forst Baden-Württemberg aufgenommen. Für den Fall, dass der Würfel in Serie geht, möchte man sich das Baumaterial Holz sichern. Zugleich wird Ausschau nach Kooperationspartnern gehalten.

Geplant sei ein Austausch mit anderen Kommunen. „Wir suchen den Kontakt mit Bauträgern in der Region, die das Konzept übernehmen“, sagt Veit. Das Pilotprojekt an der Brucknerstraße soll möglichst schnell realisiert werden. „Die Ausschreibung läuft schon“, sagt der WBL-Chef, der hofft, die ersten Würfel noch in diesem Jahr aufstellen zu können. Zunächst sollen sechs dieser Elemente in zwei Säulen mit jeweils drei Würfeln übereinandergestapelt werden und so Wohnraum für 60 Asylsuchende bieten. Danach sollen daneben in einem zweiten Bauabschnitt vier jeweils dreigeschossige Wohngebäude gebaut werden. Sofern langfristig keine Unterkünfte für Flüchtlinge mehr nötig sein werden, könnten die Kuben ganz leicht in normale Wohnungen umgewandelt werden.

Augenblicklich werden in Ludwigsburg 18 Flächen als künftige Baugebiete gehandelt. Hier könnten bald 1200 bis 1300 Wohneinheiten entstehen, glaubt Veit. Würde man den weltweit benötigten Wohnungsbedarf allein mit Betonhäusern bestreiten, würde schon das allein die Kohlendioxidbilanz kippen lassen, sagt Oberbürgermeister Werner Spec. Darum seien die vorgefertigten Bauelemente aus Holz und im Zweifelsfall zu 100 Prozent recycelbar. Statt mit „Baukosten“ kalkuliere die WBL mit „Lebenszykluskosten“, sagt Veit.