Das Gelände an der Plieninger Straße/Kurt-Schumacher-Straße in Stuttgart-Möhringen wird neu bebaut. Aber wie?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - An der Plieninger Straße 140 ist ein neuer Bürokomplex geplant. Derzeit steht dort der markante orangefarbene Klinkerbau mit Glasfassaden. Rundherum befindet sich ein Parkplatz mit 750 Stellplätzen. Das Gebäude gibt es seit 1982, die Firma Daimler ist dort Mieter. Das Immobilienunternehmen Hines hat das Areal im April 2017 gekauft und möchte es neu entwickeln. Die Stadtverwaltung begrüßt diese Nachverdichtung auf der ohnehin gewerblich genutzten Fläche. Damit architektonisch etwas Ansprechendes entsteht, schrieb sie einen städtebaulichen Wettbewerb aus. Sieben Architekturbüros beteiligten sich. Das Preisgericht tagte am 1. Oktober und kürte mit großer Mehrheit den Entwurf des Büros Pickard Chilton, den dieses zusammen mit der Architektenpartnerschaft ARP und Glück Landschaftsarchitektur erstellt hatte, zum Sieger. Vor Kurzem war er Thema im Bezirksbeirat.

 

Was genau ist geplant?

Im Konzept vorgesehen sind sechs H-förmige Gebäude. Diese sind ähnlich der Augenzahl auf einem Würfel angeordnet. Die Höhe der Häuser steigert sich entlang der Kurt-Schumacher-Straße Richtung Plieninger Straße und beträgt zwischen 35 und 48 Metern. Zwischen den Gebäuden verläuft eine großzügige, bis zu 40 Meter breite Fuge. Es war vor allem dieser Grünraum, der die Jury überzeugte. Entlang dieser Fuge verläuft auch ein breiter Weg von der Stadtbahnhaltestelle vor zur Bushaltestelle an der Plieninger Straße. Dieser soll künftig öffentlich sein. Zudem sei der Entwurf ressourcenschonend. Im Vergleich zu den anderen Entwürfen im Wettbewerb wird am wenigsten Fläche überbaut. So seien große Bereiche mit gewachsenem Boden möglich, heißt es in der Jurybewertung.

Wie ist der Verkehr zu bewältigen?

Etwa 4000 neue Arbeitsplätze könnten auf dem Gelände entstehen. Das bedeutet mehr Autos. Die Zufahrt zum Areal würde wie bisher auch über die Plieninger Straße erfolgen. Gegebenenfalls wäre eine zusätzliche Anbindung über die Kurt-Schumacher-Straße möglich. Die Verkehrsplaner der Stadt Stuttgart gehen davon aus, dass die Landhauskreuzung leistungsfähig genug ist, um den mit einer Nachverdichtung zu erwartenden zusätzlichen Verkehr bewältigen zu können. Die Möhringer Bezirksbeiräte hatten da ihre Zweifel.

In welchen Etappen wird gebaut?

Wenn gebaut wird, dann sukzessive. Zunächst würde im Süden ein freies Baufeld geschaffen werden. Das heißt, die Parkplätze müssten auf anderen Geländeteilen konzentriert werden. Das vermietete Daimler-Gebäude ist in das Konzept integriert und könnte noch über viele Jahre stehen bleiben. Die Autos sollen künftig in einem mehrgeschossigen Parkhaus stehen.

Sind auch Läden geplant?

Es ist ein reines Gewerbegebiet, Wohnungen sind nicht vorgesehen, was insbesondere für die SPD ein Kritikpunkt war. Man brauche aber auch Büros, argumentierte der Stadtplaner Michael Hausiel. Denn derzeit liege die Leerstandsquote bei zwei Prozent. Im Erdgeschoss der neuen Komplexe könnten kleinere Läden und Restaurants einziehen, konzentriert entlang der grünen Fuge. Die Fachleute sprechen dabei von „ergänzenden Nutzungen“. Das könnte ein Frisör sein, ein Bäcker oder auch ein kleiner Tante-Emma-Laden. Ein großflächiger Einzelhandel als Nahversorgung des Wohngebiets südlich der Stadtbahngleise ist aber ausdrücklich nicht vorgesehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Entwurf soll nun als Grundlage eines neuen Bebauungsplans dienen. Die Verwaltung stellt das Konzept am 19. März im Städtebauausschuss vor. Zudem sind weitere Gutachten erforderlich. Dabei wird es insbesondere noch einmal um den Verkehr gehen, inklusive öffentlicher Personennahverkehr und einem betrieblichen Verkehrsmanagement. Erforderlich sind zudem ein Artenschutzgutachten und eine Konkretisierung des Regenwassermanagements. Alles in allem könnte der Gemeinderat noch vor der Sommerpause den Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan fassen.