An der Stuttgarter Straße in Waldenbuch soll ein Mehrfamilienhaus entstehen. Im Technischen Ausschuss fielen die Pläne allerdings erst einmal durch. Lesen Sie hier, warum...

Waldenbuch - Die Innenverdichtung geht weiter. Und wieder zeigt sich: Die Schließung von Baulücken in exponierter Lage birgt reichlich Diskussionsstoff. Die Firma Hämmerle Wohnen aus Altdorf plant auf dem Gelände der ehemaligen Aral-Tankstelle an der Stuttgarter Straße die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit 18 Wohnungen. Bei der Beratung des Bauantrags im Technischen Ausschuss des Gemeinderats am Dienstagabend fiel der erste Entwurf durch. Acht von zehn Räten stimmten dagegen. Ihnen war das vorgesehene Gebäude zu klobig und zu massiv.

 

Moderne Technik macht es möglich: Der Leiter des Ortsbauamts, Joachim Russ, hatte ein Modell des Bauvorhabens aus dem 3-D-Drucker mitgebracht. So konnten die Räte im Miniatur-Maßstab betrachten, ob sich der lang gezogene Baukörper mit Flachdach und vier Geschossen am Stadteingang Richtung Steinenbronn nach „Art und Maß“ in die Umgebungsbebauung einfügt. Die Frage ist entscheidend für die Genehmigung, da für das betroffene Gebiet kein Bebauungsplan existiert.

Der Baukörper wird als zu massiv empfunden

Weil im Bereich der Tiefgarage, des Müllabstellraums, der Stellplätze und des Gebäudes die Baulinie überschritten werden soll, war die Zustimmung des Technischen Ausschusses gefragt. „Wir müssen prüfen, ob das Vorhaben die Abstände einhält und sich in Bezug auf Nutzung und Bauweise an dieser Stelle einfügt“, sagte Bürgermeister Michael Lutz.

Die Antwort kam prompt. „Ich bin mit dieser Planung nicht zufrieden und tue mich sehr schwer“, stellte Josef Lupion fest. Der FWV-Stadtrat empfand den kantigen Baukörper als zu massiv. „Eine Reduzierung und die Absetzung des Obergeschosses würde gut tun“, empfahl er. Dietrich Ruckh von der CDU-Fraktion sah das genauso. Sein Urteil lautete: „Das Gebäude ist einen Stock zu hoch und bildet einen Riegel entlang der Straße. Das passt nicht.“

Auch FWV-Sprecherin Annette Odendahl äußerte sich kritisch. „Das Grundstück ist ausgemostet bis zum Gehtnichtmehr“, stellte sie fest. Man könne das dem Bauherrn zwar nicht verdenken, aber der Gemeinderat habe dafür zu sorgen, dass der Stadteingang ein ansprechendes Bild abgebe. „Ich empfehle, den Entwurf noch einmal zu überarbeiten“, sagte sie.

Das letzte Wort hat die Baurechtsbehörde

Der starke Gegenwind löste bei dem SPD-Stadtrat Walter Keck Unbehagen aus. „Ich wundere mich, wie schnell das jetzt wieder vom Tisch gewischt wird.“ Der Regionalverband habe erst unlängst eine konsequente Innenentwicklung zur Schaffung von Wohnraum gefordert. „Im Kronequartier ist ebenfalls hoch gebaut worden, und an dem Flachdach stört sich keiner“, sagte Keck. Außerdem sei bisher auf dem Gelände eine Tankstelle gewesen. Dazu lautete seine Meinung: „Das ist auch nicht schön.“ Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Lutz stimmte Walter Keck dafür, das gemeindliche Einvernehmen zu erteilen. Alle anderen Räte waren dagegen. „Auch in diesem Fall wird eine Verdichtung notwendig sein“, sagte Lutz. Um die Stadtentwicklung im betroffenen Quartier grundsätzlich neu zu definieren, müsse ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Nun liegt es in der Hand des Bauherren, inwieweit er die Wünsche der Stadträte in die Planungen einfließen lässt. Das letzte Wort hat die Baurechtsbehörde im Böblinger Landratsamt, die nun prüft, ob die baurechtlichen Vorgaben eingehalten werden.