Bei dem geplanten Marbacher Neubaugebiet Keltergrund hat der Artenschutz dazwischengefunkt. Außerdem wird weiter das Energiekonzept geprüft. Doch nun scheint Licht am Ende des Tunnels.

Die Geschichte des Neubaugebiets Keltergrund in Rielingshausen taugt fast schon als Musterbeispiel für die These, dass Zeit ein dehnbarer Begriff ist. Das Areal wurde über einen besonderen Paragrafen im Baugesetzbuch entwickelt, der es den Kommunen eigentlich erlauben sollte, möglichst schnell frisches Wohnland bereitzustellen. Allerdings sind seit dem Beschluss, auf dem Gelände Häuser entstehen zu lassen, mittlerweile schon vier Jahre vergangen – ohne dass tatsächlich die Bagger angerückt wären. Nun berichtete der städtische Planer Janus Baldermann im Ortschaftsrat von einem neuerlichen „Rückschlag“.

 

Eidechsen müssen eingesammelt werden

„Es gab in Sachen Umwelt- und Naturschutz nochmal Auflagen vom Landratsamt“, sagte Baldermann. Das verzögere das Bebauungsplanverfahren. Es sei vermutet worden, dass sich auf dem rund drei Hektar großen Gelände am nordwestlichen Ortsrand Wechselkröten und Zauneidechsen tummeln könnten. Deshalb sei das Gebiet mit Schutzzäunen umringt worden.

„Die Wechselkröte konnte jetzt im Frühjahr ausgeschlossen werden, entsprechend haben wir hier keinen Ausgleich zu gewährleisten“, sagte Baldermann. Anders bei den Echsen. Im September seien Untersuchungen zum Vorkommen der Reptilien vorgenommen worden. „Der Abfang der Tier steht nun an. Gerade im Bereich entlang des Sulzbachs und der südlich gelegenen Fläche, wo ein Regenrückhaltebecken geplant ist, werden Tiere erwartet“, erklärt Janus Baldermann auf Nachfrage. Die Reptilien würden eingesammelt und in einem eigens angelegtes Ersatzhabitat auf einer Streuobstwiese wieder ausgesetzt.

Kollektorenfeld wird geprüft

Abgesehen vom Artenschutz kam das Vorhaben aber auch aus einem anderen Grund noch nicht richtig ins Rollen. Die Räte haben sich für ein hochmodernes, klimafreundliches Energiekonzept entschieden. Die Häuser sollen über ein Erdkollektorenfeld zentral mit Wärme versorgt werden. Ob sich dieses Modell, das bereits in Bad Nauheim umgesetzt wurde, auf Rielingshausen übertragen lässt, werde nach wie vor geprüft, berichtete Baldermann. Man gehe jedoch davon aus, dass an die Untersuchung noch in diesem Jahr ein Knopf gemacht werden könne. Das bestätigt Bürgermeister Jan Trost auf Nachfrage. Er stellt zudem klar, dass „es das Ziel sein muss, eine Lösung ohne einen fossilen Energieträger zu erreichen“.

Vergabekriterien sollen bald festgezurrt werden

Wenn dieses Thema geklärt ist, wird man auch endlich einen Haken an den Bebauungsplan machen können. Der Satzungsbeschluss, sagte Janus Baldermann, solle im Januar 2023 erfolgen. Danach wäre der Weg frei, mit der Erschließung des Keltergrunds zu beginnen. Parallel werde die Vergabe der Baugrundstücke forciert.

„Die Kriterien werden in Kürze in der Verwaltung diskutiert“, sagte die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik. Sie betonte, dass es sich um ein sehr „heikles Thema“ handele. Angesichts der rechtlichen Vorgaben bewege man sich hier in einem recht engen Korsett, erklärt auch der Bürgermeister. Deshalb stehe man in der Sache mit einem externen Büro in Kontakt, sagte Wunschik. Schlussendlich würden die Kriterien dann in den politischen Gremien vorgestellt und beraten, um die Grundstücke schließlich vergeben zu können.

Gespannt darf man sein, wie groß das Interesse an den Arealen sein wird, die sich sämtlich im Eigentum der Stadt befinden. In den vergangenen Jahren war stets von einer langen Liste an Interessenten die Rede. Jan Trost gibt jedoch zu bedenken, dass der Immobilienmarkt eine Delle bekommen hat. „Vor einem Jahr wäre die Nachfrage sicher noch höher gewesen“, sagt er. Insgesamt sollen im Keltergrund 75 bis 90 Wohneinheiten entstehen.