Im größten Ditzinger Ortsteil Hirschlanden entstehen Wohnungen für 350 Personen. Sorgen bereitet der zusätzliche Verkehr. Über die Erschließung entsponn sich im Gemeinderat eine Debatte.

Ditzingen - Gut 160 Wohneinheiten auf 3,5 Hektar Fläche, davon wird ein Viertel Ein- und Zweifamilienhäuser. Viel Natur ist drumherum: Grünverbindungen sollen das Gebiet gliedern, begrünte Dächer, Zisternen und robuste Bäume Flora und Fauna Gutes tun. „Wohnen mit Aussicht inmitten von Grün“, heißt die Variante für das geplante Wohngebiet in Ditzingens größtem Ortsteil Hirschlanden, für die sich der Gemeinderat jetzt mehrheitlich entschieden hat. Fast 350 Menschen sollen einmal auf dem Areal am nördlichen Ortsrand zwischen der Theodor-Heuglin-Schule und dem Gebiet Hirschlanden-Nord leben. Nun wird das Konzept zu einem konkreten städtebaulichen Entwurf ausgearbeitet.

 

Außerdem lässt die Verwaltung untersuchen, wie das Gebiet erschlossen werden kann. Das Thema Verkehr birgt so viel Zündstoff, wie es Unmut auslöst – bei den Gemeinderäten und Anwohnern. Zumal in der bevorzugten Variante von einer Erschließung über einen Ring die Rede ist, die an den Leiterweg anknüpfen soll. Irritationen gab es auch deshalb, weil dies aus Sicht einiger Räte die weitere Planung einschränkt. Den Hirschlandern graut vor zu vielen Wohnungen in zu hohen Gebäuden auf engem Raum – aber auch vor zusätzlichem Verkehr im Leiterweg. Von dort aus würden viele neue Bewohner wohl über die Friedhofstraße fahren, denn die Strecke entlang der Theodor-Heuglin-Schule ist verkehrsberuhigt. Komme dann noch eine Bushaltestelle hinzu, „ist eine Katastrophe vorgeplant“, meinte ein Anwohner in der Fragestunde vor der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag.

Kritik an Verkehrskonzepten der Stadt

Die Ortsvorsteherin von Hirschlanden und CDU-Rätin Barbara Radtke sieht das ähnlich: „Ein Abfluss über die Friedhofstraße bereitet uns großes Bauchweh.“ Man lande in der Ortsmitte mit engen Straßen und Tempo 30. Iris Ehinger (Freie Wähler) forderte: „Wir müssen uns jetzt schon Gedanken über den Verkehr machen.“ Ihrer Ansicht nach liefere die Stadtverwaltung Verkehrskonzepte oft zu spät.

Diesen Vorwurf wies der Oberbürgermeister verärgert zurück. Das sei „völlig verwegen und in keinem Fall nachzuweisen“, sagte Michael Makurath (parteilos). Die Behauptung, die Verwaltung plane wie ein blutiger Anfänger seit den 1950er Jahren, nannte er „populistisch“: „Den Schuh ziehe ich mir nicht an.“ Makurath betonte mehrfach, dass es zunächst lediglich um eine Entscheidung darüber gehe, wie die Planung des Gebiets weiterentwickelt werde. „Wir brauchen nicht über eine Erschließung nachdenken, bevor wir nicht die künftige Nutzung geklärt haben.“ Gleichwohl müsse man alle Himmelsrichtungen und Verkehrmittel berücksichtigen.

Öffentlicher Nahverkehr soll berücksichtigt werden

Das beschlossen die Räte dann auch mehrheitlich. Robert Jass (SPD) regte zuvor an, dass das Verkehrsgutachten eine Erschließung „ergebnisoffen“ prüfe. Auf Antrag von Sven Sautter (CDU) soll der Planer aber ausdrücklich eine Variante mit Anbindung in Richtung Westen (Schule) und Norden (Grünzug) vorsehen. „Ein Anschluss Richtung Schöckingen ist wichtig“, sagte auch Horst Kirschner (Freie Wähler), gerade wenn man den Verkehr über die Friedhofstraße reduzieren wolle. Die Grünen fordern ein für das Areal eigenes Buskonzept. „Man muss immer im Fokus haben, wie sich der Bürger autark ohne eigenes Auto versorgt“, meinte die Fraktionschefin Doris Renninger.

Ditzingen will moderat wachsen. So steht es im kürzlich verabschiedeten Masterplan Wohnen. Bis 2030 sollen rund 26 300 Einwohner in der Stadt leben – etwa 1300 mehr als jetzt. Dazu sollen bis 2025 insgesamt 500 zusätzliche Wohneinheiten entstehen. Das entspricht bei einer durchschnittlichen Belegung mit zwei Personen pro Wohneinheit gut 1000 Einwohnern.

Herausforderung Neubaugebiete

Dazu treibt Ditzingen neue Baugebiete und die Innenentwicklung voran. „Die Umsetzung von Neubaugebieten hängt weiter davon ab, dass ein Einvernehmen mit den Eigentümern hergestellt werden kann“, sagte ein Sprecher der Stadt. Deshalb komme auch der Innenentwicklung nach wie vor ein hoher Stellenwert zu.