Auf dem einstigen Freibadareal entsteht ein neues grünes Quartier. Der Südwesten des Geländes soll als „Freibad-Wäldchen“ an frühere Zeiten erinnern. 750 Menschen werden bis zum Jahr 2025 am Fuße des Kappelbergs eine neue Heimat finden

Fellbach - Bis alles fertig ist und die ersten Menschen in ihre neuen Domizile einziehen, dürften noch fünf oder sechs Jahre vergehen. Doch wie interessierte Fellbacher Bürger oder auch „Rei’gschmeckte“ so ab dem Jahr 2025 dort wohnen werden, können sie zumindest in groben Zügen schon jetzt erahnen.

 

Das Preisgericht hat eine eindeutige Entscheidung getroffen

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull präsentierte am Mittwochnachmittag im Rathaus den Siegerentwurf für die künftige Gestaltung des ehemaligen Freibadareals. Am Ende belegte unter ursprünglich elf eingereichten Arbeiten jener mittlerweile überarbeitete Entwurf, der schon beim Zwischenschritt im Januar die Jury am ehesten überzeugt hatte, auch in der Endausscheidung den ersten Platz. Das Preisgericht, zu dem neben zahlreichen Fachleuten auch einige Fellbacher Bürger gehörten, habe eine „sehr eindeutige Entscheidung“ für dieses Konzept des Architektenbüros Hähnig/Gemmeke aus Tübingen getroffen, erläuterte Zull.

Ehemalige Freibadareal. Foto: Patricia Sigerist

4,2 Hektar groß, was etwa sechs Fußballfeldern entspricht, ist diese Fläche am Fuße des Kappelbergs, die als größte im Zuge der von OB Zull angestoßenen Wohnbauoffensive gilt. Weitere Entwicklungsgebiete im Fellbacher Süden sind noch das alte Hallenbadareal sowie Kühegärten/Apfelweg. „Das Freibadgelände ist ein heiß begehrtes Gebiet, das schon lange in der Pipeline ruht“, erklärte Baudezernentin Beatrice Soltys am Mittwoch. Diverse Wohnformen für die verschiedensten sozialen Schichten sind dort vorgesehen, für ältere Mitbürger beispielsweise, für Singles oder Kleinstfamilien. „Wir wollen bei ein bis zwei Projekten eventuell auch Baugemeinschaften ausprobieren, das gibt es bisher in Fellbach noch nicht“, erläuterte Soltys.

Ein Teil der Lindenallee bleibt bestehen

Aufgeteilt sein wird das gesamte Wohngebiet in vier Quartiere, die sich etwa im Norden mit kleinteiligeren Lösungen an die vorhandene Bebauung anpassen oder entlang der Esslinger Straße mit höheren Gebäuden vor Lärm schützen sollen. Außer Anlieferungen oder bei Noteinsätzen soll es oberirdisch zwischen den Gebäuden autofrei bleiben. Die Tiefgaragen ermöglichen nach Soltys Angaben einen Stellplatzschlüssel von mindestens 1,0 – also ein unterirdischer Parkplatz pro Wohnung.

Das Thema der Bäume beziehungsweise deren Abholzung ist mit sehr vielen Emotionen verbunden, wie die heftigen Diskussionen zeigten. Erfreulich ist nun, dass nach Soltys Angaben „ein Teil der Lindenallee bestehen bleiben kann“. Außerdem bleiben zumindest vier der vom Gemeinderat als nahezu unverzichtbar erklärten markanten fünf Bäume erhalten.

Ein Teil der Lindenallee soll bestehen bleiben. Foto: Patricia Sigerist

Das Wäldchen ist überdies auch beim Lärmschutz sinnvoll

Wesentliches Merkmal des Konzepts ist der großzügige Freibereich an der Ecke Untertürkheimer und Esslinger Straße. In Erinnerung an die einstige Liegewiese soll er „Freibadwäldchen“ heißen, wie Architekt Anthony Carimando vom Büro Hähnig/Gemmeke erläuterte. Dies soll auch der Wertigkeit der Alten Kelter einige Hundert Meter entfernt zugutekommen, „die dann nicht in Konkurrenz steht zu einem potenziell hohen Gebäude“, wie es für diesen Eckbereich mal angedacht war. Das Wäldchen ist überdies auch beim Lärmschutz sinnvoll angesichts der bis zu 100 000 Autos, die täglich in oder aus dem nahegelegenen Kappelbergtunnel rauschen. „Der Grünbereich wirkt dann als Filter“, erklärte Soltys.

Geprägt wird das gesamte Areal durch drei Plätze, wie der Freie Landschaftsarchitekt Stefan Fromm aus Dettenhausen erläuterte. Zu dem bereits erwähnten Freibadwäldchen im Südwesten kommt noch der Quartiersplatz im Zentrum des Wohngebiets. Carimando könnte sich dort „einen Bäcker oder eine Vinothek“ vorstellen – was sogleich Rathauschefin Zull zu dem Hinweis animierte, dass es in der Alten Kelter bereits eine Vinothek gibt.

Knapp 300 Wohneinheiten sind vorgesehen

Aufgewertet wird im Osten der Bereich beim seitherigen Freibad-Eingang. Das dort noch stehende Vereinsgebäude kommt weg, stattdessen stellt Fromm sich einen „Kelterplatz“ vor, wie er es auch mit Blick auf die gegenüberliegende Alte Kelter nennt. Die Zahl der Parkplätze auf dem Platz wird allerdings reduziert.

Interessant ist auch die Idee eines Mehrgenerationenhauses an der Untertürkheimer Straße – in Kombination mit einer Kindertagesstätte, die angesichts der zahlreichen neuen Familien im Fellbacher Süden sinnvoll sein könnte.

Insgesamt sind auf dem einstigen Freibadareal nach Angaben der Fellbacher Wohnbaukoordinatorin Bettina Röder „knapp 300 Wohneinheiten vorgesehen – damit haben wir unser Ziel von rund 270 Wohnungen übererfüllt“. Lebt man im Durchschnitt 2,5 Bewohner pro Wohnung zugrunde, so werden auf dem einstigen Freibadareal künftig an die 750 Menschen eine neue Heimat finden.