Beim Bauprojekt Rote Wand auf dem Killesberg hat sich die Stadt absehbare Probleme eingehandelt. Das Konzept muss jetzt nachgebessert werden, kommentiert Josef Schunder.

Stuttgart - Manche Ärgernisse kommen wenig überraschend. Wie jenes beim Vorzeigeprojekt auf dem Killesberg. Da wollte die Stadt auch private Baugemeinschaften ranlassen, sie gut 30 der 118 Wohnungen bauen lassen. Dass so ein Angebot aufgesogen wird, musste klar sein. Dass die Bauwilligen an Grenzen stoßen, wenn sie ihre Grundstücksanteile auf Stuttgarts Nobelhügel zum Verkehrswert kaufen müssen, hätte im Rathaus auch klar sein können. Die Vorkehrungen, um das abzufedern, reichten nicht. Stattdessen: höchste Anforderungen.

 

Damit kein Zweifel aufkommt: Die Ziele sind durchweg respektabel, besonders das Klimaschutzziel, dem die nicht unproblematische Holzbauweise dient. Unterm Strich ist das Konzept aber überfrachtet und überreglementiert. Sogar die Gebäude der Baugemeinschaften sollen sich brav einpassen in das Konzept, das ein Preisgericht im Architektenwettbewerb und die Verantwortlichen im Rathaus favorisierten. Gerade Baugemeinschaften müssen aber mit Grundrissen und Hausformen experimentieren dürfen. Sonst sollte man ihnen gleich andere Standorte anbieten.

Das Konzept muss noch mal aufgerufen werden

Gewarnt war man. Lang genug hatte die Stadt sogar Bauträger für die anderen Flächen suchen müssen. Konzepte reichen nicht, sie müssen auch realisierbar sein. Bürgermeister, Amtsleiter und – von einer Ausnahme abgesehen – auch die Stadträte fehlten dann bei einer absehbar brenzligen Infoveranstaltung. Man schickte Mitarbeiter ins Feuer, die unbeholfen bis undiplomatisch auftraten. Fazit: So kann man das Projekt Rote Wand auch gegen die Wand fahren. Die Verwaltung unter OB Kuhn und Baubürgermeister Pätzold muss daraus lernen und das Konzept schnell nachgebessert werden – und wahrscheinlich auch manches in der Wohnungsbaupolitik.

josef.schunder@stzn.de