Die Architektin Franca Wacker umreißt Stärken und Probleme der Tiny Houses, kleiner, mobiler Häuser, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Weinstadt - Kleine Lösungen für große Probleme?In einem gewissen Maße seien die Minihäuser, wie sie derzeit bei der Ausstellung Tiny House & Micro Living auf dem Steinbruchareal Beutelsstein an der Endersbacher Birkelstraße zu sehen sind, tatsächlich eine Chance zusätzlichen – und bezahlbaren – Wohnraum zu schaffen, sagt Franca Wacker. Dies gelte vor allem für das städtische Wohnen. Allein auf deutschen Dächern, so ein Beispiel, könnten rund 1,5 Millionen Wohneinheiten untergebracht werden – falls die baurechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen würden, sagt sie.

 

Minihäuser sind vielfältig einsetzbar

Franca Wacker ist Architektin und sie ist beim Fertighausbauer Schwörer für den Entwurf solcher Minihäuser zuständig. Im Rahmen der Weinstädter Veranstaltungsreihe „Bauhaus trifft Gartenschau“ hat sie über Grundlegendes zu den minimalisierten Unterkünften berichtet und sich den Fragen derer gestellt, die sich für die Zukunft des Wohnens interessieren.

Ganz klar, betonte sie: Die Minihäuser wie das Schwörersche Konzepthaus Flying Space seien vielfältig nutzbar. „Man kann sie aneinanderreihen, stapeln und man kann sie transportieren“. Auf der Schwäbischen Alb, so berichtet die Minihausplanerin, die selbst in einer Altbauwohnung in Reutlingen residiert, baue ihre Firma ganze auf den Bedarf in ländlichen Kommunen abgestimmte Gesundheitszentren aus diesen Wohneinheiten.

Das Baurecht hierzulande hinkt hinterher

Problematisch sei hierzulande allerdings die baurechtliche Lage. Denn bis dato müsse eben jedes Tiny House dieselben baurechtlichen Bedingungen erfüllen, wie ein ganz normales Haus. Dazu komme, sagt Wacker, dass der Holzbau durch die geltenden Bauvorschriften in Deutschland stark benachteiligt werde – „in Österreich und Skandinavien ist man da viel weiter“. Hier müsse sich – um den künftigen Wohnungsbedarf sinnvoll befriedigen zu können – einiges ändern, sprich flexibler werden, als es im geltenden Baurecht und seiner Anwendung der Fall sei.

Beim Klientel für ihr bislang 250 Mal verkauftes „Minihaus mit allem Komfort“ und Kosten von rund 3000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche habe die Firma Schwörer allerdings eine dicke Überraschung erlebt. Entworfen worden sei das Konzept Flying Space für junge Leute, die flexibel und mobil sein wollen. Doch es kam ganz anders: „Unsere Hauptkundschaft ist tatsächlich 50 plus. Das sind vor allem Menschen, die ihre Ansprüche reduzieren, den Ballast der Dinge los werden und ihren ökologischen Fußabdruck vermindern wollen.“