Die tiefen Wurzeln eines Baumes in Zuffenhausen verursachen massive Schäden an den Abwasserleitungen. Die betroffenen Hausbesitzer würden den Baum deswegen gerne fällen – die Stadt lässt das aber nicht zu. Und die Kanalsanierung müssen die Eigentümer bezahlen.

Zuffenhausen - Die Stieleiche ist ein schöner Baum mit dicken und knorrigen Ästen, die eine ausladende Krone bilden. Wenn die Eiche einen optimalen Standort hat, ist sie überaus widerstandsfähig, kann mehrere hundert Jahre alt werden. Bei dieser Vorstellung graut es Christa Mack und ihren Nachbarn. Nicht, weil sie das fast 30 Meter hohe Exemplar an der Spitalstraße neben ihrem Haus in Zuffenhausen nicht schön fänden. Aber der Tiefwurzler verursacht Schäden an der Kanalisation und bei den Wohnungsbesitzern damit Sorgen – vor allem finanzieller Art. Die Stadt verbietet es, den Baum zu fällen. Die Kosten für die Schäden müssen die Eigentümer regelmäßig selbst tragen.

 

Plötzlich floss das Wasser nicht mehr ab

Lange Zeit habe die Eiche keine Probleme bereitet. „Wir wohnen hier seit 1983. Vor ein paar Jahren floss das Wasser plötzlich nicht mehr ab, in der Waschküche stand es sogar“, sagt Christa Mack. Also beauftragte man einen Rohrreiniger, der mit einer Kamera auf Ursachensuche in der Kanalisation ging. Der stellte einen starken Wurzeleinwuchs fest. „Die Kosten für die Freifräsung der Leitungen belaufen sich bis jetzt auf circa 4700 Euro. Insgesamt haben wir 6300 Euro für den Baum aufgewendet“, sagt sie.

Und es soll noch mehr werden. „Unsere Tiefgarageneinfahrt ist direkt neben dem Baum. Nach der Kontrolle des Kanals unter der Garage mit einer Kamera, hat man festgestellt, dass die Leitung total zugewachsen ist und demnächst saniert werden muss“, erklärt Mack. Die Eigentümer würden die Eiche gerne fällen und seien bereit, einen Ersatzbaum zu pflanzen. Doch das Stadtplanungsamt erteilte ihnen eine Absage. Stattdessen wurde angeraten, den Kanal zu sanieren oder ein neues Rohr unter dem Baum zu verlegen.

Kein neuer Kanal unter dem Baum möglich

„Der Baum ist durch Festsetzung im Bebauungsplan 1986/5 ,Bottwarstraße Zuffenhausen‘ geschützt. Für die Entfernung ist eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplanes erforderlich“, teilt der Pressesprecher der Stadt, Martin Thronberens, mit. Die Sanierung hält man für zumutbar, außer sie sei technisch nicht durchführbar, oder es entstünden unverhältnismäßig hohe Kosten. Das aber müssen die Eigentümer nachweisen.

Volker Kaiser hat mit seiner Rohrreinigungsfirma die bisherigen Arbeiten am Kanal erledigt und kennt die Situation. Solche Fälle gehören zwar zu seinem täglichen Brot, aber „in diesem Ausmaß wie an der Spitalstraße kommt das selten vor“, sagt er. Einen neuen Kanal unter dem Baum durchschießen könne man nicht. „Es gibt zu viele Zuläufe und selbst in denen sind Wurzeln“, erklärt der Fachmann.

Die Pläne der Leitungen stimmen nicht

Doch dies sei nicht mal das ganze Problem. Nach der Untersuchung mit einer Spezialkamera habe er festgestellt, dass die vorliegenden Pläne der Abwasserleitungen nicht stimmen. Die sogenannten Inliner zum Verstärken von Leitungen, könne man bei einer Sanierung zwar anbringen, doch die Kosten seien unter diesen Umständen schwer abzuschätzen. „Die Maßnahme ist aber teuer“, sagt Kaiser. Zudem könnten Wurzeln an einer anderen Stelle erneut eindringen. Dazu muss man wissen, dass die Pfahlwurzeln einer Eiche meist so tief sind wie der Baum groß ist.

Die Hausgemeinschaft muss nun wohl ein Gutachten in Auftrag geben. Christa Mack findet die Auflagen unverhältnismäßig: „Es kann doch nicht angehen, dass die Stadt bestimmen kann, ob die Sicherheit des Hauses weniger wichtig ist als ein Baum, der immer mehr Kosten verursachen wird.“ Blickt man auf Empfehlungen, so wird dazu geraten, Stieleichen nur an einem Ort zu pflanzen, wo die meterlangen Pfahlwurzeln keine Schäden anrichten können. Im Falle der Zuffenhäuser Hausgemeinschaft kommt diese Info natürlich zu spät.