Angeschlagene Baumarktkette gibt Verlust von 554,7 Millionen Euro im Jahr 2011 bekannt.

Kirkel - Die angeschlagene Baumarktkette Praktiker rutscht immer tiefer in die roten Zahlen. Wegen des schwachen Geschäfts, hausgemachter Probleme und der Sanierungsbemühungen fiel im vergangenen Jahr ein Verlust von 554,7 Millionen Euro an. Es ist das dritte Verlustjahr in Folge - 2009 und 2010 war das Minus allerdings noch deutlich kleiner. Der Versuch des Unternehmens, seine Zinslast zu verringern, scheiterte vorerst.

 

Zu dem immensen Verlust, der sich auf mehr als ein Sechstel des Umsatzes beläuft, führten vor allem Abschreibungen auf Vermögens- und Firmenwerte sowie die Kosten für den Konzernumbau. Der Umsatz des saarländischen Unternehmens fiel 2011 früheren Angaben zufolge um knapp acht Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Die Börse reagierte geschockt. Zum Handelsauftakt am Mittwoch verlor die Aktie rund 13 Prozent. „Die Praktiker-Aktie würde ich weiterhin nicht einmal mit der Kneifzange anfassen“, sagte ein Händler.

Das Unternehmen ringt mit Großaktionären um Finanzierungsfragen

Das im SDax notierte Unternehmen teilte am Dienstagabend im saarländischen Kirkel mit, dass der Großteil der Belastungen nicht zahlungswirksam sei. Ende 2011 habe das Unternehmen noch über Zahlungsmittel in Höhe von 148 Millionen Euro verfügt - das waren allerdings 34 Millionen Euro weniger als Ende September 2011. Die Höhe der Mittel ist für Praktiker sehr wichtig, da es im Januar Gerüchte gegeben hatte, dass der Hornbach- und Obi-Konkurrent sein Frühjahrsgeschäft nicht vorfinanzieren könne.

Das Unternehmen ringt derzeit mit Anleihegläubigern und Großaktionären um Finanzierungsfragen. Der österreichische Großaktionär, die Investmentgesellschaft Maseltov, betonte erst am Dienstag, dass sie an die Zukunft des Unternehmens glaube. Die Österreicher sprechen sich jedoch für eine Zerschlagung von Praktiker aus. So soll das Osteuropa-Geschäft verkauft werden, was 50 bis 70 Millionen Euro bringen könnte. Der Finanzinvestor ist mit mehr als zehn Prozent der größte Aktionär bei Praktiker.

Der Versuch, die Anleihegläubiger ins Boot zu holen, scheiterte vorerst. Diese sollten einer Senkung der Verzinsung für eine 250 Millionen Euro schwere Anleihe von 5,875 Prozent auf ein Prozent zustimmen. Die notwendige Beteiligung von mindestens der Hälfte des Anleihekapitals kam im ersten Anlauf aber nicht zustande, wie das Unternehmen auf seiner Internetseite mitteilte.

Der Baumarktkonzern braucht dringend Geld für seine Sanierung

Einem Unternehmenssprecher zufolge wird sich zunächst der Vorstand mit dem Thema befassen. Üblich sei eine Wiederholung der Abstimmung. Der Baumarktkonzern braucht dringend Geld für seine Sanierung. Laut Vorstandschef Thomas Fox sind es rund 300 Millionen Euro. Dafür verhandelt das Unternehmen auch mit Banken, Kreditversicherern und Vermietern.

Praktiker war durch ständige Rabattaktionen in Schwierigkeiten geraten. Vorstandschef Thomas Fox will nun unrentable Märkte schließen und Stellen streichen. In Deutschland stehen 30 der 236 Märkte auf dem Prüfstand. Zudem sollen hierzulande 1400 der 11 000 Stellen gestrichen werden. Praktiker lädt am Donnerstag (29.3.) zur Bilanz-Pressekonferenz. Der Firmensitz des Unternehmens wird derzeit vom Saarland nach Hamburg verlegt.