Fellbachs Baubürgermeisterin sieht einzig und allein die Baumfäulnis als Grund für die Abholzaktion. Beatrice Soltys hatte für die jüngste Gemeinderatssitzung eine besondere Scheibe unter den Arm geklemmt – eine Baumscheibe, die kürzlich als Rest jener Fällaktion auf dem Kirchplatz übrig geblieben ist.

Fellbach - Fellbachs Baudezernentin Beatrice Soltys hatte für die jüngste Gemeinderatssitzung eine besondere Scheibe unter den Arm geklemmt – eine Baumscheibe, die kürzlich als Rest jener Fällaktion auf dem Kirchplatz übrig geblieben ist. Für Soltys war es quasi ein Beweisstück – nämlich ein Indiz, dass die Abholzung der sechs Kaiserlinden keineswegs willkürlich erfolgte oder gar in erster Linie dazu gedient habe, für den neuen Schaugarten zur Remstal-Gartenschau auf der Fläche neben Lutherkirche und Rathaus Platz zu schaffen. Ähnliche Gerüchte hatte es in der Stadt gegeben und waren auch in Leserbriefen an unsere Zeitung thematisiert worden. Zudem wurde das Thema auch in der „Karikatur der Woche“ aufgegriffen.

 

Zur optischen Unterstreichung der verborgenen Baumfäule stemmte Soltys die abgesägte Scheibe der Kaiserlinde in die Höhe

Derartige Anwürfe, und seien sie auch eher zwischen den Zeilen formuliert, passen der Rathausspitze offenkundig nicht so richtig. Die Baudezernentin jedenfalls nutzte den Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ für einige Erläuterungen, „was mit den Bäumen war und ist“. Zum Baumbestand in Fellbach gebe es „regelmäßig Untersuchungen“, um mögliche Gefahrenquellen aufzuspüren. Denn „was Sie als Laie nicht erkennen können“, sei für den Fachmann herausfindbar, nämlich die Fäulniskrankheit. Sei ein Baum davon betroffen, könnten bei Sturm und Unwetter Äste oder Stämme abbrechen und Menschen gefährden.

Ähnliche Symptome ahnte man wohl auch auf dem Kirchplatz bereits länger. „Die Fällung haben wird schon 2018 geplant“, erläuterte Soltys im Gemeinderat – und nun eben im Rahmen der Umgestaltung zur Gartenschau umgesetzt. Zur optischen Unterstreichung der verborgenen Baumfäule stemmte Soltys die abgesägte Scheibe der Kaiserlinde in die Höhe. Diese Fäulnis agiere im Innern des Stamms, also im Verborgenen – mit der Wirkung, „dass nur ein Teil des Baumes noch hält“. Bei starkem Sturm seien dessen Tage gezählt. Vielleicht halte eine solch kranke Linde wie auf dem Kirchplatz auch noch zwei Jahre, vielleicht aber auch nicht.

Wie der Mensch habe auch der Baum eine bestimmte Lebenszeit, „er ist jung, jugendlich oder mittelalt“ – und wenn er dann sehr alt sei, entwickelten sich eben Krankheiten. Und warum konkret auf dem Kirchplatz? Weil dort die Bäume nicht genügend Raum für das Wurzelwerk entwickeln können, so Soltys. Auch sorgten nach ihren Angaben gelegentlich Marktbeschicker für Schäden, wenn einer mal gegen den Stamm oder die Äste fahre.

Ebenso sei die Situation vor der Silcherschule verbesserungswürdig

Unterstützung erhielt die Baudezernentin vom CDU-Stadtrat Jörg Schiller aus Oeffingen, dessen Firma auch an der Gestaltung des „Fellbach-Modells“ für den Schaugarten auf dem Kirchplatz mitwirkt. Er verwies auf den Klimawandel. „Wir alle haben ja den letzten Sommer erlebt“, sodass viele Bäume von heute auf morgen absterben, weil das Wurzelwerk verkümmert ist. Dann heiße es Nachpflanzen, wobei bedacht werden müsse, welche Sorten das Stadtklima besser vertragen. „Generell brauchen wir die Bäume und das Grün“, sagte er und lobte dank seiner fachmännischen Erkenntnis die Stadt: „Mit diesem Thema wird in Fellbach nicht leichtfertig umgegangen.“

Gewisse Kritik äußerte hingegen Andreas Möhlmann (SPD). Er rügte, dass für die gefällten Bäume beim Jugendhaus beziehungsweise in Richtung Kombibad F3 „bis heute kein Ersatz“ angeplfanzt wurde. Ebenso sei die Situation vor der Silcherschule verbesserungswürdig. Beatrice Soltys versicherte, „in der Märzrunde werden wir Antworten geben“, und auch Rathauschefin Gabriele Zull betonte: „Im März werden wir in einer Vorlage die Baumsituation in Fellbach detailliert darstellen.“