Einen Perspektivenwechsel der anderen Art bietet das Haus des Waldes in Degerloch einmal im Jahr an: Seilklettern für Baumbegeisterte. Mitten im Wald kann man auf eine 35 Meter hohe Rotbuche klettern – mit ein wenig Muskelkraft und einer besonderen Technik.

Degerloch - Den Kopf weit in den Nacken gelegt, sieht das Ende des Seils hoch oben in der Baumkrone unerreichbar weit weg aus. Tatsächlich sind es circa 25 Meter, welche die drei Jungs an diesem Nachmittag in die Höhe kraxeln; die Rotbuche selbst ist ungefähr 35 Meter hoch. Einmal im Jahr bietet das Haus des Waldes das Seilklettern für Baumbegeisterte an. Bevor es in luftige Höhen geht, erzählen die Baukletterer Udo Winkler und Rolf Czernoch etwas über die Bäume und den Wald.

 

Anton, Lukas und Carl sind Feuer und Flamme, ein wenig unruhig rutschen sie auf den Baumstämmen umher, die als Sitzgelegenheit dienen. „Wir haben großen Spaß dran, auf Bäume zu klettern. Man hat einen ganz anderen Blick von oben“, sagt Winkler. Freilich gibt es aber noch andere Gründe. Der Forstwirtschafsmeister erklärt den Kindern, dass sie Zapfen aus den Kronen pflücken, damit die Samen getrocknet und neue Bäume gepflanzt werden können. Oder beispielsweise, wenn morsche Exemplare gefällt werden müssen und kein Platz ist für schweres Gerät.

Belastet man die Knoten, bekommen sie Grip

Winkler und Czernoch zeigen, wie die Karabiner und die geknoteten Schlingen funktionieren. Alle drei hören das nicht zum ersten Mal; sie haben schon in der Halle erste Erfahrungen gesammelt. „Wie ihr wisst, funktioniert es durch Reibung. Belastet man die Knoten mit Gewicht, bekommen sie Grip und bewegen sich nicht. Fasst man sie locker an, kann man sie verschieben“, erklärt Winkler. So kann man sich Stück für Stück nach oben arbeiten, indem man die Schlinge nach oben schiebt, den Fuß hineinsteckt, sich nach oben drückt und wieder nachschiebt.

Sobald die Jungs in ihren Schlingen hängen und sich konzentriert nach oben arbeiten, wird es still im Wald. „Es ist eine tolle Selbsterfahrung, an der man wächst“, sagt Winkler. Pure Kraft sei nicht nötig, es komme auf die Technik an. Wer unterwegs Angst bekomme, könne sich jederzeit langsam wieder herunterlassen. „Außerdem sichern wir von unten, damit niemand zu schnell runterrutscht.“ Anton, Lukas und Carl haben keine Angst. Oben angekommen, wird erst mal verschnauft. Wie ist der Blick ? „Schön“, tönt es aus ihren Mündern.