Den Bäumen in Stuttgart ist es zu trocken und zu heiß. Gießen ist deshalb während der Hitze im Kessel erste Bürgerpflicht.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Selten hat eine Stadt mehr darauf gehofft, dass ihre Bürgerinnen und Bürger flüssig sind, als es derzeit Stuttgart tut, jene herbe Schöne, die wie dahingegossen in ihrem Kessel liegt und dabei im Geld schwimmt. Die Citoyens mögen doch bitte zum Eimer oder der Gießkanne greifen und den unter der Hitze leidenden Stadtbäumen Linderung verschaffen, bat der kommunale Obergärtner in den zurückliegenden Tagen. 50 bis 100 Liter benötige so ein Gewächs wöchentlich, lernte das staunende Publikum bei dieser Gelegenheit. Bei rathausseitig registrierten 40 000 Stadtbäumen reichen also zwischen Montag und Sonntag vier Millionen Liter des kühlen Nasses längstens – gerade mal in etwa das Äquivalent von 26 700 Badewannen des Standardmaßes von 150 Litern. Vorausgesetzt, die 612 189 Ende Juni gemeldeten Stuttgarterinnen und Stuttgarter würden zugunsten der Fauna einmal auf ihr wöchentliches Wannenbad verzichten, kämen gut 91 Millionen Liter zusammen und die Bäume würden versaufen – nach oben stehender Anleitung dosiert, reichte die Wasserspende 22 Wochen lang, das heißt bis zur Kalenderwoche 2 des Jahres 2019. Vorsorglich sei darauf hingewiesen, dass dann beim Ausbringen des Wassers die Glatteisgefahr zu berücksichtigen ist und daher der/die Gießende Streugut mit sich führen sollte.

 

Weitere Wasserreservoirs

In Zeiten, in denen die Stadt derart auf dem Trockenen sitzt, ist Verzicht erste Bürgerpflicht. In diesem Sinne ließen sich weitere Wasserreservoirs anlegen, wenn in Stuttgart konsequent von Schorle auf unverdünnten Weingenuss umgestiegen würde. Wer die heimischen Gewächse pur zu sich nimmt, wird vielleicht auch leichter darüber hinwegkommen, dass das Weindorf heuer doch tatsächlich mit dem Slogan „geWEINsam“ in die Lauben zwischen Schiller- und Marktplatz locken möchte. Man möchte weinen. Vielleicht ließe sich ja die Tränenflüssigkeit gewinnbringend bei den darbenden Stadtbäumen einsetzen.