Neubaupläne für einen Kindergarten udn eine Turnhalle haben im Wahngebiet Galgenberg zu Anwohnerprotesten geführt. Verwaltung und Gemeinderat haben sich nun für einen Kompromiss entschieden. Aber die Entscheidung war nach wie vor umstritten.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Die Grundsatzentscheidung ist gefallen: Nach mehrstündiger Debatte hat sich eine Mehrheit im Ausschuss für Technik, Umwelt und Straßenverkehr für eine von drei Neubauvarianten für den Böblinger Galgenberg entschieden. Dort soll ein seit Jahren leer stehendes Hallenbad abgerissen und eine neue Turnhalle sowie ein neuer Kindergarten gebaut werden. Anlieger hatten eine Bürgerinitiative gegründet, nachdem das Projekt erstmals im Gemeinderat vorgestellt worden war. Sie wollen unter anderem einen Bolzplatz retten und befürchten, dass frei werdende Grundstücke nun zusätzlich bebaut werden könnten. Verwaltung und Gemeinderat zeigten sich kompromissbereit: Bei einer Infoveranstaltung von Bürgern geäußerte Wünsche fließen nun in das Projekt ein. Die SPD sorgte mit ihrem kurzfristig gestellten Antrag, die Pläne bis September auf Eis zu legen, für einen Dissens im Rat.

 

SPD stellt Antrag auf Zurückstellung des Projekts

Die Proteste der Anlieger vom Galgenberg haben offenbar ihre Wirkung gezeigt. „Da sitzen Leute, die einfach nicht zufrieden sind, und das wollen wir ändern“, erklärte Wolfgang Hensel seinen überraschend gestellten Antrag dem Gremium. Er sei überzeugt, dass ein Aufschub und ein städtebaulicher Wettbewerb das Projekt in den richtigen Rahmen lenken würde. Doch im Ausschuss erhielt er keine Unterstützung für seine Kehrtwende. Die Stadträte blieben mehrheitlich ihrem Beschluss vom vergangenen Mai treu. Damals hatte die FDP beantragt, das Projekt zu vertagen – und war auch von der SPD überstimmt worden. Stattdessen hatte die Verwaltung den Auftrag erhalten, drei Neubauvarianten näher zu untersuchen und Meinungen der Bürger aufzunehmen.

Die Variante, bei der der Kindergarten auf das Dach der neu zu bauenden Turnhalle platziert wird, ist ihrer Meinung nach der beste Kompromiss. Der Zugang zu der Einrichtung ist ebenerdig, weil die Halle in den Hang eingegraben wird. Bei dem Modell bleibt der Bolzplatz erhalten und der Flächenverbrauch ist der geringste. Mit Kosten von rund 8,2 Millionen Euro ist es die zweitgünstigste Variante. „Was die Verwaltung auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert“, befand Willi-Reinhart Braumann (CDU). Damit habe sie den Auftrag des Gemeinderats ausgeführt. Von einem Aufschieben hält seine Fraktion nichts: Die zusätzlichen Kindergartenplätze würden jetzt benötigt. „Mir fehlt die Fantasie, dass es die sechste Zaubervariante gibt“, sagte sein Fraktionskollege Thorsten Breitfeld.

Auch die Variante der Bürgerinitiative soll untersucht werden

Von Frank Hinner (Freie Wähler) und Stefan Belz (Grüne) wurde der Vorwurf geäußert, dass die Verwaltung die Variante der Bürgerinitiative nicht näher untersucht habe. Nach deren Vorstellung sollen der neue Kindergarten genau auf dem Platz des bestehenden und die Turnhalle an Stelle der bisherigen gebaut werden. Doch laut Jörg-Michael Haas ist dieser Plan untersucht worden. Er würde laut den Schätzungen eines Architekturbüros mit rund 15 Millionen Euro zu Buche schlagen, weil zwei Einzelgebäude erstellt werden müssten und in der Bauzeit auch zwei Provisorien. „Wir sind zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet“, betonte der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Städtebau.

In den Beschluss aufgenommen wurde außerdem eine weitere Forderung der Bürgerinitiative: Die Verwaltung soll den künftigen Raumbedarf der dortigen Grundschule mit untersuchen und den möglichen Bau einer Mensa. Außerdem wird sie noch einmal die Kosten der Anliegervorschläge für die Turnhalle und die Kita zusammenstellen. „Die Quadratur des Kreises“ sei aber nicht möglich, sagte Wolfgang Lützner. Zu Beginn der Diskussion hatte der Oberbürgermeister sich noch gegen Gerüchte gewehrt, „die immer wieder kursieren“: Es gebe keine Entscheidung die durch den Neubau frei werdende Fläche, auf dem sich der heutige Kindergarten befindet, zu bebauen. Die Böblinger Baugesellschaft habe kein Interesse an dem Grundstück. Vielmehr sei es die Entscheidung des Gemeinderats, was damit geschehe – auch die Anlage eines Parks sei denkbar.