Bis zu 800 Arbeitsplätze sollen in Büros in der Löffelstraße zwischen Stuttgart-Degerloch und Stuttgart-Sonnenberg entstehen. Wo all die Menschen parken sollen, ist offenbar noch unklar. Die Nachbarschaft macht sich jedenfalls große Sorgen.

Degerloch/Sonnenberg - Drei neue Bürogebäude und eine dreigeschossige Tiefgarage will der Freiburger Bauträger Unmüssig an der Löffelstraße bauen und in diesem Zuge das bestehende Parkhaus abreißen. Noch stecken die Pläne in den Kinderschuhen, doch nach der Präsentation des Modells durch den Architekten Jörg Mieslinger in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats schlagen die Wellen in der Anwohnerschaft hoch. Groß ist die Sorge vor einem akuten Parkplatzproblem. Denn das derzeit zirkulierende Modell sieht für die Tiefgarage nicht mehr Stellplätze vor, als es heute gibt. Gleichzeitig sollen allerdings neue Arbeitsplätze für bis zu 800 Mitarbeiter entstehen, von denen nicht wenige mit dem Auto kommen dürften.

 

Als Anwohner sehe er eine Verschlechterung der Wohnqualität auf die Nachbarschaft zukommen, sagt zum Beispiel Josef Siebig. „Wenn meine Enkel aus Regensburg zu Besuch kommen, finden sie jetzt gerade noch einen Parkplatz“, so der 68-Jährige, der an der ans Büro-Areal angrenzenden Bodelschwinghstraße wohnt, die gleichzeitig die Grenze zum Möhringer Stadtteil Sonnenberg darstellt.

Sollte der Bauträger Unmüssig seine Pläne eins zu eins umsetzen, könne man künftig gar nicht mehr parken, befürchtet Siebig. „In Wohngebieten, wo es sowieso schon klemmt, soll es also noch schlechter werden“, fasst er die Situation zusammen. Noch ist der Bau aber nicht beschlossen. Siebig appelliert deshalb an die Stadt, für mehr Parkmöglichkeiten zu sorgen. Für ihn steht fest: „Das Interesse des Bauträgers darf nicht über das der Anwohner gehen.“

Viele auswärtige Kennzeichen

Ähnlich sieht es Eberhard Lessing. Auch er wohnt an der Bodelschwinghstraße. Er deutet auf die Stoßstange an Stoßstange stehenden Autos, darunter viele mit auswärtigen Kennzeichen, aus München etwa oder aus Berlin. „Das Chaos ist vorprogrammiert“, sagt Lessing im Hinblick auf die künftig mutmaßlich knappen Parkmöglichkeiten, bei der bis zu 800 Pendlern mehr in der Gegend einen Stellplatz suchen dürften.

Seine Bedenken teilt Stefan Allmendinger. Der Rechtsanwalt wohnt ebenfalls an der Bodelschwinghstraße und arbeitet in nächster Nähe an der Löffelstraße 44. „Ab 8 Uhr ist alles belegt“, sagt er. Das gelte für den ganzen Block, also zum Beispiel auch für die Johannes-Krämer-Straße. Dort, sagt Allmendinger, parken auch Mitarbeiter seiner Kanzlei. Warum? „Das Parkhaus ist ihnen zu teuer“, sagt er, für einen Stehplatz würden monatlich 83 Euro fällig.

Ein viertes Tiefgaragengeschoss müsse her

Das sich abzeichnende Parkplatz-Problem jedenfalls müsse man ernst nehmen. „Die ÖPNV-Anbindung ist zwar gut. Dass alle umsteigen, ist aber unrealistisch. Vor allem die Angestellten, die von den Fildern kommen, werden das Auto nehmen“, sagt der Anwalt Allmendinger. Seine Forderung: „Es sollte mindestens ein viertes Tiefgaragengeschoss her, denn bereits jetzt besteht hoher Bedarf.“

Überraschend kamen die Pläne für Jörg Echtermann. Er ist der Geschäftsführer des Fitnessstudios Puls Fit an der Löffelstraße 40, dem Bestandsgebäude, das kernsaniert werden soll. Der geplante Abriss des Parkhauses besorgt ihn. Der mit dem früheren Eigentümer UBS ausgehandelte Vertrag garantiert dem Studio 100 Stellplätze für Mitglieder. „Die Parkplätze sind elementar für uns“, sagt Echtermann, denn viele seiner Kunden kämen mit dem Auto.

Er kann dem Abriss grundsätzlich nicht zustimmen

Trotz seiner Skepsis überwiegt bei Echtermann noch die Gelassenheit. „Unser Vertrag läuft bis März 2023“, sagt er. Bis dahin pocht er auf dessen Einhaltung. Erst kürzlich hat er neue Geräte fürs Studio geordert. Einem Abriss des Parkhauses könne er deshalb grundsätzlich nicht zustimmen. Die Parkplatzsituation dagegen beurteilt er weniger kritisch als die Anwohner: „Momentan ist nicht alles belegt“, sagt Echtermann. Bei Firmen wie Texas Instruments oder Fujitsu sei längst nicht das gesamte Kontingent ausgeschöpft.

Die Stadt sieht indes keine Probleme auf Degerloch zukommen. „Da das Gebiet sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist, werden keine negativen Auswirkungen auf das Parken im Bezirk erwartet“, sagt Sprecher Martin Janotta. Ob die Stadt oder Anwohner recht behalten? Die Antwort hängt nicht zuletzt vom Bauträger ab und davon, ob er bereit ist, seine Pläne an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen.