Die LBBW-Immobilien und der Architekt Jo Franzke stellen das Bauvorhaben an der Eberhardstraße im Bezirksbeirat Stuttgart-Mitte vor. Nicht alle Bezirksbeiräte sind begeistert.

S-Mitte - Die Stadtistin Hanna Noller fällt während der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Mitte im Rathaus ein hartes Urteil über das Neubauprojekt der LBBW-Immobilien an der Eberhardstraße 18 bis 22. „Das ist für mich Investoren- und Renditearchitektur. Mir fehlt in dem Entwurf eine Unterschiedlichkeit, die für mich Stadt ausmacht“, sagt Noller. Die Bezirksbeirätin ist Architektin und arbeitet am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Ihre Kritik kommt also aus nicht fachfremden Mund.

 

Die Mehrheit der Bezirksbeiräte äußerte sich gnädiger über den von dem Frankfurter Architekten Jo Franzke vorgestellten Entwurf. In der Mehrheit gaben sie ihm per Votum ihren Sagen. Allerdings gaben die Bezirksbeiräte Franzke und der LBBW Wohnen auch eine Hausaufgabe mit auf den Weg. Der Bezirksbeirat Mitte pocht auf einen Innenhof mit moos- und efeubewachsenen Fassaden. „Wir haben es in der Vergangenheit schon häufiger erlebt, das ein Neubauprojekt eine Fassadenbegrünung vorgesehen hat. Am Ende ist dann nie etwas daraus geworden“, sagte Ralph Schelle von der Fraktionsgemeinschaft aus Linken, SÖS, Piraten und Tierschützern. Thorsten Lyko verwies darauf, dass die Vorgaben in Bezug auf den Brandschutz in der Verantwortung der Stadt lägen. Letztlich läge das nicht in der Hand der Projektplaner.

Quartier soll 2023 fertig sein

Lyko und Franzke skizzierten noch mal das Vorhaben in der Bezirksbeiratssitzung. Das Quartier könnte 2023 zwischen Eberhard-, Stein-, und Geißstraße neu bebaut sein, wenn das Projekt nach Plan verlaufe, berichtete Lyko. Franzke erklärte, dass sich der Neubau sich an die Gestaltung der Eberhardstraße vor den Luftangriffen 1944 orientiere, ohne diese zu kopieren. „Wir planen eine Revitalisierung, aber keine Rekonstruktion“, sagte er.

Vier Giebelhäuser mit Kachelfassade sollen an der Eberhardstraße entstehen, vier weitere an der Geißstraße. Zwischen ihnen soll der, wenn die Stadt es gestattet, der begrünte Innenhof liegen.

20 Prozent der Wohnungen werden gefördert

Nicht nur die Stadtistin Hanna Noller äußerten den Verdacht, dass an prominenter Stelle in der Innenstadt hochpreisige Wohnungen entstehen sollen. Der Vertreter von LBBW-Immobilien verwies dagegen auf die Vorgaben der Stadt. Nach ihnen sollen 20 Prozent der Wohnungen sozial gefördert werden.

Insgesamt würden mit dem Projekt auf 11 240 Quadratmetern Geschossfläche 3731 Quadratmeter für Wohnungen zur Verfügung stehen, erklärte Franzke. Rund 5000 Quadratmeter stünden Büros, Handel und Gastronomie zur Verfügung. Der Architekt gab allerdings indirekt Auskunft, für welche Klientel das Wohnen an der Eberhardstraße aus seiner Sicht künftig interessant wäre.

Die Bezirksbeiräte diskutierten auch über Werbeschilder von Kebab-Läden an der Eberhardstraße, die sie als störend empfinden. „Ich glaube, dass die Kebab-Schilder verschwinden. Die Leute, die dort wohnen werden, werden nicht in Frittenbuden essen“, sagte er.

Keine Rolle bei der Diskussion der Bezirksbeiräte spielte die Kritik von Architekten an der Entscheidung für Jo Franzke als Architekt für das Projekt. Die Architektenkammer und der Bund Deutscher Architekten (BDA) hatten moniert, dass nicht das bei dem Wettbewerb im April 2018 erst platzierte Büro den Zuschlag bekommen hatte. Stadträte der CDU hatten sich entgegen der Entscheidung der Jury gegen den Entwurf eines Stuttgarter Architektenbüros ausgesprochen.