Seit 2017 fordern Bezirksbeiräte, dass im Ortszentrum von Stuttgart-Rohr ein Plätzchen entsteht, das den Blick auf ein historisches Gebäude freigibt. Es wird wohl ein Traum bleiben.

Rohr - Wer in Stuttgart-Rohr nach einem romantischen Winkel sucht, der findet ihn im Ortszentrum am Rohrer See und am unteren Teil der Rathausstraße oberhalb des Kreisverkehrs. Dort hat sich im Meer der modernen Zweckbauten eine Insel mit Resten der Architektur vergangener Tage erhalten, darunter der Turm der Kirche mit Fachwerk, das auch in heruntergekommenem Zustand noch repräsentative Gebäude des Kanonenbäck und ein stattliches Fachwerkhaus an der Ecke der Schönbuchstraße mit der Rathausstraße 2 und 4.

 

Das Areal war auch dem im Juni 2019 gestorbenen Bezirksbeirat Wolfgang Georgii (CDU) ans Herz gewachsen. Er hätte dort, wo die niederen Flachbauten stehen, die der Stadt gehören, und dem Bereich dahinter gerne ein Plätzchen gehabt, damit der Blick von der Schönbuchstraße auf das Fachwerkhaus dahinter nicht von Gebäuden verstellt wird, ein Anliegen, das von seiner Bezirksbeirats-Fraktion und auch vom Bezirksbeirat Gerhard Wick (Die Fraktion) unterstützt wird.

Die Gerüchteküche über die städtebauliche Zukunft brodelt

Was sich auf dem genannten Areal am Kreisverkehr künftig ereignen wird, darüber brodelt in der Rohrer Mitte seit geraumer Zeit die Gerüchteküche. „Es gibt viele Gerüchte, angefangen damit, dass das Areal ein Großinvestor gekauft hat, der dort einen Wohnblock hinstellen will“, sagt Rosi Brundelius-Kuschel, eine Anliegerin. Es heiße auch, sagt sie, dass dort eine Art Kurzzeitbetreuung für Senioren entstehen soll.

Andere Ortsansässige wiederum, sagt Rosi Brundelius-Kuschel, spekulierten über einen Gastronomiebetrieb oder über eine Boule-Anlage auf dem Platz. „Letzteres halten wir für völligen Schwachsinn. Da sollte man lieber den Park am See verschönern und sie dort bauen anstatt direkt an der Hauptstraße.“ Auch von einem weiteren Nahversorger wollten die Alteingesessenen nichts wissen: „Wir haben im Zentrum Bäcker, Metzger und den Bonus-Markt, der durch die neue Lidl-Filiale an der Osterbronnstraße in Dürrlewang Konkurrenz bekommen hat.“ Entstehe hier ein Nahversorger, dann könne sich der Bonus-Markt nicht mehr halten. Ein Wohngebäude wäre aber in Ordnung: „Man darf es nur so hoch werden lassen, damit man das Fachwerkhaus noch sieht.“

Die Bushaltestelle blockiert die Zufahrt zum privaten Autostellplatz

Rosi Brundelius-Kuschel ist gespannt, was sich auf dem Areal städtebaulich tun wird. Mit der bisherigen Situation seit dem Bau des Kreisverkehrs sei sie nämlich alles andere als zufrieden, nicht zuletzt deshalb, weil sie Risse an der Fassade des Doppelhauses als Folge von Erschütterungen beim Bau des Kreisverkehrs betrachtet. „Es wäre schön, wenn man die Bushaltestelle verlegen könnte. Sie ist direkt vor unserem Haus, und sie blockiert die Einfahrt zu meinem Auto-Stellplatz“, sagt sie. „Wenn ich etwas Eiliges zu erledigen habe, muss ich erst mit dem Busfahrer diskutieren, ob er mein Anliegen auch für wichtig hält und mir Platz macht. Manche sind hilfsbereit, einige aber nicht.“

Auf Anfrage unserer Zeitung bei der Stuttgarter Stadtverwaltung nach der Zukunft des Areals in Stuttgart-Rohr fällt die Antwort verklausuliert aus: „Das Gebäude Schönbuchstraße 4 und die Rathauspassage, ehemals Juwelier und Reinigung, gehören der Stadt“, sagt Niklas Junkermann, ein Sprecher der Verwaltung. Um an dieser Stelle eine Neuordnung mit Tiefgarage und Nahversorgung zu realisieren, sei ein neues Planungsrecht notwendig. Die angrenzenden Nachbarn im Fachwerkhaus hätten ihre Wünsche und Bedenken geäußert. „Die Stadt führt derzeit hierzu Gespräche mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG GmbH“, sagt Junkermann.

Unter Neuordnung ist Abriss und Neubau zu verstehen

Unter Neuordnung, so heißt es auf Nachfrage bei gut unterrichteten Kreisen, sei der Abriss der städtischen Gebäude und ein Neubau an ihrer Stelle zu verstehen. Der Neubau solle Wohnungen und bei Bedarf auch Nahversorgung beinhalten. Die Tiefgarage solle den Parkbedarf der Gebäudebewohner decken. Wie groß das Gebäude ausfalle, das die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), eine Tochter der Stadt, bauen werde, sei noch unklar. Das werde mit einem neuen Bebauungsplanverfahren, das mindestens eineinhalb Jahre dauern werde und bei dem die Anlieger anzuhören seien, geregelt.