Auf dem Gelände der Wagenhalle im Stuttgarter Norden hat Kristina Egbers zur Probe einen Rundbogen gebaut. Jetzt ist sie in Afrika und baut eine Schule, deren wesentliches Element Rundbögen sind.
Stuttgart/Harare - Seit Kristina Egbers auf dem Gelände der Wagenhalle im Stuttgarter Norden zur Probe einen Rundbogen gebaut hat, hat das Projekt enorme Fortschritte gemacht. Die junge Architektin ist derzeit zum zweiten Mal im Auftrag von Ingenieure ohne Grenzen im afrikanischen Simbabwe. Dort leitet die 30-Jährige in Hopley, einer Siedlung bei der Hauptstadt Harare, den Bau einer neue Schule, die sie selbst für ihre Diplomarbeit entworfen hat. Der Entwurf war so überzeugend, dass sie tatsächlich mit der Patrizia- Kinderhaus-Stiftung in Augsburg einen Geldgeber gefunden hat, der das 500 000-Euro-Projekt finanziert.
In Hopley unterstützt wird Egbers von 16 Arbeitern aus der Region Harare. 14 kennt sie von ihrem ersten Aufenthalt: „Die meisten haben sich schon gefreut, dass es weitergeht, weil der Schulbau für sie ein gute Möglichkeit ist, Geld zu verdienen. Die Arbeitslosigkeit ist hier sehr hoch“, schreibt Egbers aus Hopley.
Seit Anfang Mai ist die Architektin wieder auf der Baustelle. Als erstes haben sie und ihr Team für weitere Fundamente Erde ausgehoben. „Zum Glück haben wir bereits im vergangenen November die zwei Meter tief liegenden Fundamente gegossen. Denn jetzt, nach der Regenzeit, stoßen wir nach etwa 20 Zentimetern schon auf den Grundwasserspiegel“, teilt die Stuttgarterin aus Hopley mit. Weitere Arbeiten für den Bau, die direkt nach ihrer Ankunft angegangen wurden: Der Bewehrungsstahl, der in den Beton eingelegt wird, wurde gebogen und geflochten. Beton wurde gemischt und per Schubkarre in die Fundamentlöcher gegossen. Lehrgerüste aus Holz, die als Hilfskonstruktion beim Mauern von Bögen notwendig sind, wurden gebaut. Bereits zwei Wochen nach Egbers Ankunft in Simbabwe konnte mit dem Mauern der großen und kleinen Rundbögen begonnen werden.
„Die vier Maurer kommen so schnell voran, weil sie im vergangenen Jahr schon auf der Baustelle gearbeitet haben und jetzt genau wissen, was zu tun ist“, stellt Egbers fest und freut sich, dass die Hauptwände samt der Rundbögen bereits stehen. Wichtig ist auch, dass Talent Rupiya, Egbers neue rechte Hand, mit der weiteren Planung und der Ausführung des Schulbaus vertraut gemacht wird. „Damit soll sichergestellt werden, dass die Arbeiten für die kommenden Bauabschnitte ohne Unterstützung der Ingenieur ohne Grenzen fortgesetzt werden können“, sagt Egbers.
Die zwei neu entstandenen Klassenräume werden eifrig genutzt
Während die Arbeiten für die beiden Klassenzimmer beim zweiten Bauabschnitt auf Hochtouren laufen, werden die beiden Räume für die rund 100 Kinder der Klassen 6 und 7, die unter Regie von Kristina Egbers und ihrer Stuttgarter Kollegin Franziska Bilger (28) im vergangenen Jahr gebaut worden sind, voll genutzt. Egbers: „Im offenen Freibereich wird fast täglich unterrichtet, getanzt, gespielt und Porridge für die Schüler und Schülerinnen gekocht.“
Wie sehr sich auch die Kinder freuen, dass der Bau ihrer Schule Fortschritte macht, zeigt sich daran, dass die Mädchen den Arbeitern und Ingenieuren jeden Morgen vier Eimer Trinkwasser bringen, damit die sich auf der Baustelle ihr Essen kochen können. Außerdem kommen die Kinder so oft wie möglich vorbei, um zu gucken, was da gerade passiert. „Die Lehrerinnen und Lehrer müssen sehr gut aufpassen, damit sie nicht zu dicht an die Baustelle kommen“, schreibt Egbers.
Im September stößt auch Franziska Bilger wieder ehrenamtlich für zwei Monate zur Truppe in Hopley. Sie war bereits im vergangenen Jahr dabei. Sowohl sie wie auch Egbers sind von ihren Arbeitgebern dafür freigestellt worden. Bis Ende Oktober, wenn Egbers und Bilger zurück nach Stuttgart kommen, müssen noch Decken und Dachtragwerk eingezogen, der Boden aufgefüllt und mit Pflastersteinen versiegelt werden. Das passiert aber bei besseren Witterungsbedingungen als bisher. Allmählich geht der Winter zu Ende, und die Sonne kommt wieder hinter den Wolken vor“, schreibt Egbers. Denn obwohl der Winter mit milden 20 Grad nicht kalt sei, erschwert doch der ständige Wind die Arbeit. Insgesamt soll eine Schule mit 14 Klassenräumen für 700 Schüler entstehen.