Die Alarmstimmung in der Bauwirtschaft ist groß. Mit einer schnellen Erholung rechnet in der Branche niemand. Nun zeigen auch neue Zahlen: Der Abwärtstrend geht weiter.

Der Einbruch im Bausektor in Baden-Württemberg setzt sich fort. Von Januar bis Juni genehmigten die Ämter im Neubau gut 3.200 Wohnhäuser und rund 1.300 Nichtwohngebäude wie Büro- und Verwaltungsgebäude, wie aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Das sind zusammengenommen mehr als 4.500 Neubauvorhaben - und damit rund 28 Prozent weniger als im ohnehin schwachen Vorjahreszeitraum. 

 

Die Zahl der zum Bau freigegebenen Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern brach den Daten nach um mehr als 40 Prozent ein - von gut 16.200 im ersten Halbjahr 2023 auf knapp 9.600 im aktuellen Zeitraum. Nicht in der Statistik aufgeführt ist die Zahl neuer Wohnungen, die im Bestand oder in Nichtwohngebäuden bewilligt wurde. Frühere Statistiken zeigen, dass das zuletzt wenige Tausend Wohnungen pro Jahr waren.

Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der bewilligten Bauanträge deutlich gesunken. Im Vergleich zu 2022 waren 35 Prozent weniger Gebäude genehmigt worden. Die Zahl der zum Bau freigegebenen Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern war um ein knappes Drittel auf gut 28.600 eingebrochen. Niedriger lag die Zahl zuletzt 2010 - mitten in der Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch 2022 waren die Zahlen bereits deutlich gesunken. 

Alarmstimmung in der Bauwirtschaft

In der Bauwirtschaft im Südwesten herrscht seit einiger Zeit Alarmstimmung. Vor allem die Anstiege bei den Preisen für Material und Energie sowie höhere Kreditzinsen machen das Bauen aktuell für viele Auftraggeber unrentabel. Mit einer schnellen Erholung rechnet der zugehörige Verband nicht: Die Talfahrt habe sich auch im Juni ungebremst fortgesetzt. Ein Ende der Krise sei nicht in Sicht, teilte Hauptgeschäftsführer Thomas Möller mit.

Der Verband rechnet vielmehr damit, dass sich der wirtschaftliche Druck auf die in diesen Bereichen tätigen Bauunternehmen weiter erhöhen wird. „Die Zahl der Insolvenzen und die Arbeitslosigkeit im Baugewerbe drohen erneut zu steigen“, so Möller. Zugleich werde sich die Wohnungsknappheit in den Großstädten und Ballungsräumen künftig weiter verschärfen. Die Politik müsse gegensteuern - vor allem mit einer Aufstockung der Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau und einer Senkung der Grunderwerbsteuer. Auch bürokratischen Hemmnisse müssten reduziert werden.

Im Bauhauptgewerbe, das der Verband in Baden-Württemberg vertritt, gab es nach Angaben des Statistischen Landesamtes im vergangenen Jahr mehr als 8.400 Unternehmen mit gut 115.000 Mitarbeitern. Dazu zählen unter anderem Betriebe, die Rohbauten errichten.