Alles spricht dafür, dass die Bausparkasse Schwäbisch Hall im vergangenen Jahr Marktanteile gewonnen hat. Das Unternehmen ist gewachsen und hat dabei auch vom Bauboom profitiert.

Stuttgart - Deutschlands größte Bausparkasse, die Bausparkasse Schwäbisch Hall , hat im Geschäftsjahr 2015 die eigenen Erwartungen und auch das Ergebnis maßgeblicher Wettbewerber übertroffen. So hatte die LBS Baden-Württemberg am Freitag voriger Woche von einem Wachstum im Neugeschäft in Höhe von 6,2 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro berichtet. Um wie viel die Bausparkasse Schwäbisch Hall, das Institut des Genossenschaftssektors, die Konkurrenz distanziert hat, wird der Vorstandsvorsitzende Reinhard Klein am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart erläutern. In der Baufinanzierung, so ist zu hören, hat das Institut vom aktuellen Bauboom profitiert.

 

Alle Bausparkassen stehen aufgrund der extremen Niedrigzinsphase vor Herausforderungen. Hierauf reagieren sie unter anderem mit neuen Tarifen. Schwäbisch Hall hat im November eine neue Generation von Tarifen eingeführt, die zum Beispiel einen Darlehenszins von 1,4 Prozent mit einem Sparzins von 0,1 Prozent kombinieren. Die ganze Branche setzt darauf, dass sich Bauwillige die historisch niedrigen Zinsen langfristig sichern wollen. So gibt es entsprechende Tarife zum Beispiel auch bei der LBS Baden-Württemberg (1,4 Prozent) und bei Wüstenrot (1,35 Prozent).

In Berlin haben die Bausparkassen eine Reform des Bausparkassengesetzes angestoßen, um im Wettbewerb besser bestehen zu können. So können Bausparkassen zur Refinanzierung jetzt Hypotheken-Pfandbriefe emittieren. Zudem können sie auch Baudarlehen außerhalb des Bauspargeschäfts vergeben. Zunehmend verzichten die Bausparkassen bei kleineren Darlehen auf eine Grundschuld. So sind zum Beispiel bei Schwäbisch Hall Kredite zur Modernisierung des Hauses bis zu 30 000 Euro ohne Grundbucheintrag möglich.

Kritisch beäugt von Verbraucherschützern wird die Definition eines „Bauspar-Kollektivs“ im Gesetz. Dahinter wittert zum Beispiel der Verbraucherzentrale-Bundesverband den Versuch, unliebsame Kunden loszuwerden. Die Branche hat sich zuletzt viel Kritik eingehandelt, weil sie einst umworbene Sparer, die keine Bauabsichten hegen, jetzt los werden will. Bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall haben etwa 50 000 Kunden, die seit mindestens zehn Jahren ein Darlehen in Anspruch nehmen könnten, es aber nicht tun, die Kündigung erhalten. Ob das rechtens ist, müssen die Gerichte entscheiden.

Branchenweit haben in der überwiegenden Zahl der Fälle die Bausparkassen recht bekommen, jüngst sogar erstmals in der zweiten Instanz (Oberlandesgericht Hamm). Einige Landgerichte haben aber auch zugunsten der Bausparer geurteilt.