Seit Monaten zerstören Unbekannte auf einer Baustelle an der Schmidener Siemensstraße die Fenster oder durchtrennen Leitungen der Fußbodenheizung. Ein Schließdienst kontrolliert jetzt jeden Abend die Zugänge, eine Videoüberwachung wird erwogen.

Schmiden - Was ist los beim wohnpolitischen Vorzeigeprojekt der Stadt Fellbach an der Schmidener Siemensstraße? Großes Rätselraten herrscht vor bei den Fahndern der Polizei, bei den Verantwortlichen im Fellbacher Rathaus und auch beim Bauträger, dem Siedlungswerk mit Sitz in Stuttgart. Seit Monaten wird das kurz vor der Vollendung stehende Mehrfamilienhaus – bekannt unter dem Namen „Wohnen für alle“ – von Tätern aufgesucht, die nichts anderes zu tun haben, als ihrer Zerstörungswut freien Lauf zu lassen und die Inneneinrichtung zu demolieren. Mittlerweile ist ein exorbitanter Schaden entstanden, der sich auf rund eine dreiviertel Million Euro summiert.

 

Der Polizeibericht listet noch weitere, bisher der Öffentlichkeit nicht bekannte Fälle bei diesem Objekt entlang der Siemensstraße auf

Richtig bekannt wurde dies erst am Mittwoch, als das Polizeipräsidium Aalen in seiner täglichen Pressemeldung unter der Überschrift „Unbekannte richten hohen Sachschaden an“ über den jüngsten Vorfall berichtete. Demnach drangen die bisher unbekannten Täter zwischen Freitag und Montag „in ein noch in der Bauphase befindliches Mehrfamilienhaus in der Lindberghstraße ein“. In dem Gebäude beschädigten die Einbrecher in mehreren Wohnungen insgesamt 36 Fenster.

Damit nicht genug: Der Polizeibericht listet noch weitere, bisher der Öffentlichkeit nicht bekannte Fälle bei diesem Objekt entlang der Siemensstraße auf. Bereits Anfang März dieses Jahres wie im Dezember vergangenen Jahres ist es demnach auf dieser Baustelle zu mehreren Sachbeschädigungen gekommen. So wurden im März ebenfalls Fensterrahmen beschädigt, im Dezember waren es Leitungen der Fußbodenheizung, die von den Tätern durchtrennt wurden – weshalb anschließend aufwendige Reparaturarbeiten nötig waren. Der Gesamtschaden liegt nach Polizeiangaben „im hohen sechsstelligen Bereich“. Für die Fahndung nach den Tätern zuständig ist der Polizeiposten Schmiden, der dringend Zeugen sucht, die etwas Auffälliges beobachtet haben und Hinweise geben können. Sie werden gebeten, sich mit dem Posten unter Telefon 0711/95 19 130 in Verbindung zu setzen.

Die Polizei wurde über die Beschädigungen jeweils informiert und ermittelt gegen Unbekannt

Doch was steckt dahinter? Geht es gezielt um dieses spezielle Objekt? Das Siedlungswerk als Projektentwickler erklärt auf Nachfrage: „Die Vorfälle bei unserem Projekt in Fellbach sind sehr ärgerlich und geben auch uns Rätsel auf“, so Markus Kliche vom Projektmanagement. „Aktuell gehen wir von Vandalismus aus“, erläutert der Immobilien-Ökonom, „gezielte Aktionen gegen das Projekt oder das Siedlungswerk schließen wir aktuell aus“.

Die Polizei wurde über die Beschädigungen jeweils informiert und ermittelt gegen Unbekannt. Kliche: „Ein Schließdienst ist beauftragt und kontrolliert jeden Abend sämtliche Zugänge sowie den Bauzaun. Derzeit prüfen wir, ob wir für die restlichen Monate noch eine Videoüberwachung installieren.“ Der durch den Vandalismus verursachte Gesamtschaden bewege sich „im hohen sechsstelligen Bereich“, bestätigt Kliche die Angaben der Polizei. „Genau beziffern können wir den Schaden derzeit noch nicht.“ Wenn man den mittleren Bereich bei rund einer halben Million ansiedelt, dann muss man bei den ehe vagen Angaben des Siedlungswerks also von mindestens 700 000 oder 800 000 Euro an Schäden ausgehen muss.

Unabhängig von diesen Vorfällen bestätigt Kliche, dass das Siedlungswerk den Zeitplan für das 17-Millionen-Euro-Projekt zwischen Lindbergh- und Fellbacher Straße einhalten kann. Was bedeutet, dass „Wohnen für alle“ noch in diesem September vollständig bezogen werden kann.