Das Baufeld im Schlossgarten ist nun sichtbar. Die Nachbarn - das Planetarium, der Biergarten und das Königin-Katharina-Stift - stellen sich darauf ein.
Stuttgart - In seinem aktuellen Programm fragt das Planetarium: „Leben auf dem Mars?“ Wenn Uwe Lemmer, der Direktor des Sternentheaters, in diesen Tagen aus seinem Büro schaut, kommt ihm manches außerirdisch vor. „Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war“, sagt Lemmer. Wo sich noch vor zwei Wochen Äste uralter Platanen im Wind bogen, Parkschützer und Parkbesetzer im Schlossgarten lebten, sind nun Baufahrzeuge und Arbeiter in neongelben Schutzwesten unterwegs. Früher als geplant hat die Bahn ihre Rodungen beendet und mehr als 60 Bäume versetzt. In jenem Teil des Mittleren Schlossgartens, der unmittelbar an den Bahnhof grenzt, ist nichts mehr wie zuvor – das wirkt sich auf das Leben der unmittelbaren Nachbarn jenes Baugeländes aus, auf dem die Grube für den Tiefbahnhof ausgehoben wird.
Stuttgart erfindet sich in Teilen neu. Und Uwe Lemmer hat unfreiwillig einen Blick aus der ersten Reihe auf das Geschehen. „Es ist noch zu früh, um abzuschätzen, wie sich das auf unsere Besucherzahlen auswirken wird“, sagt Lemmer, „momentan laufen bei uns eine Menge Neugierige vorbei, die sich für die Baustelle interessieren.“ Doch dies ist für den Planetariumschef nur eine Momentaufnahme, die Bauarbeiten sind wie ein Blick in die Zukunft des Universums: Vieles ist berechenbar, doch es existieren auch Unbekannte und Unschärfen. „Ich kann nur darüber spekulieren, wie sich Lärm, Staub und Erschütterungen auf unseren Betrieb auswirken werden“, sagt Lemmer.
Ungewisse Zukunft für das Planetarium
Dabei denkt er vor allem an das empfindlichste Gerät seines Hauses – den Zeiss-Projektor, der sich zu Beginn der Vorstellungen zu den Klängen von „Also sprach Zarathustra“ emporschiebt. Lemmer hat bei dem Unternehmen nachgefragt, ob das Gerät durch Vibrationen und Erschütterungen zu Schaden kommen könnte. „Aber die haben das Risiko nicht genau benennen können“, sagt Lemmer. „Uns bleibt also nur Rätselraten.“ Offen bleibt aus seiner Sicht auch, wie sehr sich das Publikum an Baulärm stören wird, der während der Vorstellungen zu hören sein könnte. „Klar ist aber, dass ich die Vorführungen für die Schulklassen nicht einfach auf den Abend verlegen kann, wenn die Bauarbeiten beendet sind.“
In diesen Tagen liegt das Planetarium am Rande der Sperrzone im Mittleren Schlossgarten. Und Lemmer ahnt, dass dies erst ein Vorgeschmack ist, auf das, was noch auf ihn zukommt: Die Haltestelle Staatsgalerie wird umgebaut, und neben dem Planetarium soll ein Förderband eingerichtet werden, auf dem der Aushub für den Tunnel abtransportiert wird. Lemmer würde ruhiger in die Zukunft sehen, wenn er wüsste, dass das Planetarium nach Bad Cannstatt umziehen könnte. Doch ob das Haus Teil des Mobilitätserlebniszentrums wird, ob sich Porsche und der Gemeinderat auf ein Konzept einigen können – all das ist ungewiss.