Die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke in Esslingen soll neu gebaut werden. Die Arbeiten starten nun am 18. Januar, corona-bedingt eine Woche später als geplant. Dann wird der Steg bis Mitte 2023 gesperrt sein

Esslingen - Die nächste Geduldsprobe für Autofahrer, aber auch Fußgänger, Radler und Anwohner in Esslingen steht bevor: Mit der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke wird nach dem Vogelsangsteg eine weitere Hauptverkehrsverbindung über Neckar und B 10 erneuert. Wer in Mettingen, Brühl, Weil oder der Weststadt lebt oder arbeitet, muss zweieinhalb Jahre lang Umwege in Kauf nehmen. Immerhin: Der Baustart und die damit verbundene Sperrung verzögern sich um eine Woche auf Montag, 18. Januar, wie die Stadt nun mitteilte. Corona-bedingt können mehrere beteiligte Firmen erst dann mit den Arbeiten beginnen.

 

Ab dann wird zweieinhalb Jahre lang geklotzt. Die Baufirmen entkleiden die alte Schleyer-Brücke, montieren Stahlträger für den Nachfolger und reißen von Mai bis August das Bauwerk bis auf die Pfeiler ein. „Das Vorgehen ist spektakulär“, verspricht die Stadt. Das Brückenmittelstück soll der Planung nach in mehrere Teile zersägt, auf sogenannte Pontons – Schwimmplattformen ohne eigenen Antrieb – im Neckar abgelassen und per Schiff abtransportiert werden. Bis Ende 2022 wird dann die neue Brücke auf den bestehenden Pfeilern errichtet. Danach folgt bis Juni 2023 der Feinschliff – zum Beispiel werden Ampeln installiert und Geländer montiert. Optisch wird sich die neue Brücke wenig von der alten unterscheiden. Allerdings werden die Fahrspuren von drei auf 3,75 Meter verbreitert, weshalb auf der Brücke künftig auf eine Spur verzichtet wird.

Teures Unterfangen

Der Neubau ist den Verkehrsplanern zufolge unvermeidlich. Einerseits weil die Standsicherheit der 1964 errichteten Brücke nicht länger gewährleistet werden könne. Andererseits weil auf den Steg mit täglich knapp 15 000 querenden Fahrzeugen nicht verzichtet werden könne. Dieser Argumentation folgte die Mehrheit im Gemeinderat und stimmte dem Bauprojekt zu. Es soll 27 Millionen Euro kosten. Entsprechend erleichtert ist die Stadt, dass das Land Zuschüsse von elf Millionen Euro in Aussicht stellt. Die immensen Sanierungskosten seien aus dem städtischen Haushalt nicht finanzierbar, sagt Oberbürgermeister Jürgen Zieger. „Nur dank der großzügigen Förderung des Landes können wir dieses Projekt nun anpacken.“

Der Neubau der Schleyer-Brücke ist aber auch ein tief greifender Eingriff in den Verkehr, wie der Erste Bürgermeister Wilfried Wallbrecht angesichts der Sperrung sagt. Um die Auswirkungen gering zu halten, habe die Stadt die Bauzeit auf ein unumgängliches Mindestmaß reduziert und ein Verkehrskonzept erarbeitet, das den Umleitungsverkehr bestmöglich verteile. „Gerade anfangs wird es dennoch zu Behinderungen kommen. Bis sich die neue Streckenführung einspielt, raten wir daher, die B-10-Anschlussstelle Mettingen/Brühl möglichst zu meiden und bitten um Verständnis für die unvermeidlichen Umstände des Brückenneubaus.“

Was der Neubau für Verkehrsteilnehmer bedeutet:

Sperrung und Umleitung Ab 18. Januar bis Juni 2023 bleibt die Hanns-Martin-Schleyerbrücke über den Neckar gesperrt. Autofahrer werden über die Vogelsangbrücke und die Hafenbahnbrücke in Obertürkheim umgeleitet. Brühl und Weil bleiben von der B 10 aus erreichbar. Nur zeitweise werden die B-10-Ab- und Zufahrtsrampe in Richtung Stuttgart zeitweise gesperrt, voraussichtlich im Juli/August 2021, Oktober/November 2022 und Mai/Juni 2023.

Rad- und Fußverkehr Radler und Fußgänger können in Weil die B-10-Unterführung beim Neckarcenter nutzen und über den Steg wenige Meter flussabwärts von Brühl nach Mettingen gelangen. Bis voraussichtlich Mai dieses Jahres ist der Fußweg auf der Brücke über die B 10 zwischen Weil und Brühl für Fußgänger passierbar. Der Neckartalradweg bleibt die meiste Zeit durch einen Schutztunnel geöffnet. Lediglich bei Brückenarbeiten im Bereich des Radwegs muss der Tunnel kurzzeitig gesperrt werden.

Busverkehr Die Linie 102 endet während der Arbeiten in Weil. Ab 18. Januar werden die Haltestellen Palmenwaldstraße, Burgunderstraße und Bahnhof Mettingen bis zum Bauende nicht angefahren. Die Busse fahren dann einen Kreis durch Weil über die Haltestellen Königsallee, Gestütsweg, Wannenrain und einer Ersatzhaltestelle Palmenwaldstraße (im Kreuzungsbereich Weilstraße/Wannenrain) zur Endhaltestelle Weil. Nach einer Wartezeit von 20 Minuten fährt der Bus über den Stop Württembergstraße zurück in Richtung Pliensauvorstadt. Fahrgäste aus Brühl können bis voraussichtlich Mai 2021 die Brücke über die B 10 zu den Haltestellen Württembergstraße und Königsallee nutzen. Der Weg durch die Unterführung zur Endhaltestelle Weil und der Ersatzhaltestelle Palmenwaldstraße bleibt durchgängig geöffnet.