Aus dem Experiment Zweischichtbetrieb wird nichts: Die Stadt Ludwigsburg hat eine entsprechende Ausschreibung für die Schwieberdinger Straße aufgehoben.

Ludwigsburg - Noch im Januar hatte die Stadt Autofahrer mit der Hiobsbotschaft verschreckt, dass in diesem Jahr in Ludwigsburg an 13 verschiedenen Stellen die Straßen aufgerissen werden. Spätestens von Ostern an drohte demnach das ganz große Chaos. Doch inzwischen ist schon das Pfingstfest vorüber und die schlimmste der angekündigten Baustellen – die Strecke von der MHP-Arena bis zur Kreuzung der Friedrich- mit der Stuttgarter Straße – ist noch immer nicht eingerichtet. Das ist jedoch keine Folge der Corona-Krise, sondern der Ausschreibungsmodalitäten: Sämtliche Angebote erschienen der Stadt überteuert, das Vorhaben wird neu ausgeschrieben.

 

„Ich habe die Ausschreibung am 14. April per Eilentscheidung aufgehoben“, sagt Oberbürgermeister Matthias Knecht. „Ich habe in einer Telefonkonferenz den erweiterten Ältestenrat davon in Kenntnis gesetzt.“ Der Gemeinderat konnte wegen der Corona-Krise erst vergangene Woche darüber informiert werden. Für viele war das eine Enttäuschung, denn bei dieser Sanierung wollten sie neue Wege gehen.

Hoffen auf verkürzte Bauzeiten

Da in der Schwieberdinger- und der Friedrichstraße nur die Nordseite aufgerissen werde, sei es nicht nötig, eine Umleitungsstrecke auszuweisen, hatte Richard Schlichczin vom Straßenverkehrsamt dem Gemeinderat im Januar gesagt: „Es wird eine Fahrbahn in jede Fahrtrichtung geben.“ Dennoch drängten vor allem die Stadträte von CDU und Freien Wählern darauf, die Baumaßnahme in einem Zweischichtbetrieb zu realisieren.

Klaus Herrmann (CDU) etwa hoffte, dass sich die Bauarbeiten nicht so lange hinziehen werden. „Wir sind dran, die Ausschreibung ist raus“, sagte damals Achim Leban, der Abteilungsleiter Straßen- und Brückenbau. Und schränkte gleich ein: „Allerdings gibt es offenbar niemand, der das schon einmal innerstädtisch gemacht hat. Wir sind da Pioniere.“ Daran scheint das Vorhaben jetzt gescheitert zu sein: Insgesamt waren Angebote von drei Firmen eingegangen. Das günstigste lag bei 3,1 Millionen Euro. Nach Abzug der Anteile der Tochterunternehmen Stadtwerke (SWLB) und Stadtentwässerung (SEL) hätte die Stadt noch immer eine Million Euro aufbringen müssen.

Angebote sprengen den Rahmen

„Die Angebotssumme ist außerordentlich hoch und liegt deutlich über unserer Kostenberechnung“, erklärte Ulrike Schmidtgen, die Leiterin des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen. Im Einschichtbetrieb habe die Kostenschätzung bei 535 000 Euro gelegen, für einen Zweischichtbetrieb hätte der Fachbereich Mehrkosten von bis zu 25 Prozent akzeptiert. Aber die Angebote lagen allesamt um 50 bis 90 Prozent über dem eines Einschichtbetriebes, so Schmidtgen.

Da jedoch die Arbeiten im Zweischichtbetrieb nach Meinung von Experten nur um höchstens vier Wochen hätten verkürzt werden können, hielt die Verwaltung das nicht für vertretbar. Zumal auch auf die SWLB und die SEL gravierende Mehrkosten zugekommen wären.

Darum wurde das Projekt neu ausgeschrieben – im Einschichtbetrieb. „Wir wissen zwar noch nicht, wann mit dem Bau begonnen wird“, sagt SWLB-Sprecherin Astrid Schulte, „aber bis Ostern 2021 soll es fertig sein.“ Der OB ist vorsichtiger: „Ich hoffe, dass wir bis zur Sommerpause alle Angebote haben werden.“