Was sich in Renningen derzeit alles tut, das hat Bürgermeister Wolfgang Faißt bei einer Baustellen-Radtour gezeigt.

Renningen - Bevor es losging, sprach der Bürgermeister Wolfgang Faißt noch rasch ein paar Grußworte auf dem Wochenmarkt, der am Freitag sein 35-jähriges Bestehen feierte und vor gut einem Jahr vom Kirchplatz auf den Ernst-Bauer-Platz umgezogen ist. Von der neuen Stadtmitte setzten sich die dreißig Bürger dann in Richtung neue Mediathek in Bewegung, die im Oktober 2016 eröffnet wurde. Die Einrichtung werde von den Bürgern und Schulen gut angenommen, sagte Faißt. Es gebe einen regelrechten Boom an neuen Lesern.

 

Deutlich länger als geplant hat hingegen die Gestaltung des Platzes vor dem Gebäude an der Jahnstraße gedauert. Auch die Baukosten von 430 000 Euro seien höher als geplant, sagte der Stadtbaumeister Hartmut Marx. Zum Teil sei falsches Material eingebaut worden. „Das haben wir wieder ausbauen lassen“, so Faißt. „Da sind wir gebrannte Kinder“, meinte er mit Blick auf die anhaltenden Probleme mit dem Pflaster in der Perouser Straße in Malmsheim.

Vandalismus ist im Schulbereich ein großes Problem

Auf dem etwas kahl wirkenden Platz vor der Mediathek sollen acht Bäume gepflanzt sowie einige Sitzgelegenheiten aufgestellt werden. Allzu viel wolle man dort nicht machen. Zum einen sei Vandalismus im Schulbereich ein großes Problem, zum anderen solle die Fläche vielfältig genutzt werden können. „Sie können hier sogar Boule spielen“, antwortete der Bürgermeister auf die Kritik an dem mit Kies belegten Platz. Man habe in dem Gebiet zwischen Schulzentrum und Rankbach „eine einzigartige Situation mit Chancen für städtebauliche Entwicklung“, blickte Faißt weit in die Zukunft, denn die Grundstücke seien alle im städtischen Eigentum. „Solche Plätze werden sich im Stadtleben entwickeln“, ist er überzeugt. Zunächst werde, als Provisorium für voraussichtlich drei bis fünf Jahre, ein zweigruppiger Kindergarten in Systembauweise am südlichen Rand errichtet.

Einige Meter weiter warfen die Teilnehmer einen Blick in die neuen Räume in der Realschule, die im Erdgeschoss einen Mehrzweckraum sowie eine Küche bekommen hat. Der Umbau der ehemaligen Bücherei machte dies möglich. Im Außenbereich entstanden deutlich mehr Abstellplätze für Fahrräder, auch weil die Kinder aus dem Neubaugebiet Schnallenäcker nun zur Schule radeln. Rund 240 Plätze gebe es nun insgesamt, sagte Hartmut Marx.

In der Realschule soll ein Lagerraum weiterhin langfristig Archivzwecken dienen. Der Plan, das Stadtarchiv in das Gebäude Mühlgasse 6 zu verlegen, sei verworfen worden, weil dies mit Kosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro verbunden sei, sagte Wolfgang Faißt. Wichtiger sei es, sich mit der Situation im Rathaus zu beschäftigen, wo zum Teil „schlimme Verhältnisse“ herrschten, etwa bei den Sanitäranlagen oder in der Küche. „Wir suchen nach einer neuen Lösung für die Zukunft“, sagte der Bürgermeister. Man müsse sich nun damit beschäftigen, was mit dem Gebäude in der Mühlgasse geschehen solle. Eventuell könnten hier neue Wohn-Konzepte entwickelt werden. Möglicherweise werde die Mühlgasse 6 veräußert, etwa um eine Rathauserweiterung zu finanzieren.

72 neue Fahrrad-Abstellplätze

Nach weiteren Stationen entlang des Rankbachs und der Kläranlage ging es Richtung Renninger Bahnhof. Dort entstanden für rund 120 000 Euro 72 neue Fahrrad-Abstellplätze, zu erkennen an der Glasüberdachung und den blauen Trägergerüsten. Weil auf der Nordseite des Bahnhofs alle Fahrradboxen vermietet seien, sollen nun auf der Südseite, dort, wo früher ein Asia-Imbiss war, weitere folgen. Auch an die Einrichtung von Radverleih-Stationen, möglichst an allen drei Bahnhöfen in der Stadt, denken die Stadtplaner.

Im Bereich der Brücke über die Bahn an der Rutesheimer Straße soll es deutliche Verbesserungen für Radfahrer geben. Die Linksabbiegespur in die Industriestraße werde verkürzt und eine Querungshilfe für Radfahrer angelegt, erläuterte der Stadtbaumeister Marx. Außerdem soll es einen Streifen für Radfahrer geben – wie schon in der Bahnhofstraße.

Auf ging es zur letzten Station der Baustellen-Radtour, zum Gewerbegebiet Raite IV. Wo bisher noch Wiese ist, werde sich „in den nächsten Wochen und Monaten viel tun“, sagte der Bürgermeister. Bis auf eine Fläche von dreitausend Quadratmetern, die vorrangig für einheimische Firmen reserviert sind, habe man fast alles abverkauft. Archäologische Grabungen haben der Stadt Mehrkosten von 470 000 Euro beschert. Gefunden wurden unter anderem zwei Brunnen einer Siedlung, die nach Schätzung der Fachleute um etwa 100 vor Christus aufgegeben wurde.