Der Gebäudekomplex Eberhardstraße 18-22 im Stuttgarter Zentrum kann ruhig abgerissen werden. Ein Neubau neben und nicht mehr über der Straße kann das Stadtbild verbessern, meint Josef Schunder im Kommentar.

Stuttgart - Die Tage des Gebäudes, das die Steinstraße überspannt und einen Riegel bildet zwischen Rathaus und Tagblatt-Turm, sind gezählt. Das ist gut so. Der Abriss, der immer konkreter wird, ist eine große Chance, den Hinterhof des Rathauses weiter aufzuwerten. Manches bleibt trotzdem noch zu tun, das schließt die Nachbarschaft dieser Gebäudebrücke über der Steinstraße durchaus ein.

 

Der Blick vom Tagblatt-Turm auf den Gebäudekomplex Eberhardstraße 18–22 zeigt, wie fragwürdig die dortige Dachgestaltung ist. Zudem gilt unter anderem der Brandschutz im Inneren des Gebäudes als verbesserungsbedürftig. Die LBBW-Immobiliengesellschaft hat also allen Grund, einen Neubau an dieser Stelle anzupeilen. Die eindrückliche Fassadengestaltung kann – zumal, wenn es stimmt, dass sie gar nicht mehr im Original vorhanden ist – kein Hindernisgrund sein.

Eine Chance zur Korrektur

Gewiss, der Nachbarschaft und auch anderen Stuttgartern würde so eine Baustelle zusätzliche Beeinträchtigungen bringen, wo doch schon heute in der Stadt auf Schritt und Tritt Baustellen lauern. Die Veränderung in der Eberhardstraße ist aber auch eine große Chance, den Städtebau in diesem Teil des Stadtzentrums zu korrigieren. Vielleicht wäre hier sogar die richtige Stelle, einmal über größtmögliche Annäherung an die frühere Optik oder gar über eine Rekonstruktion nachzudenken. Von Letzterem sieht man normalerweise aus guten Gründen ab. Doch einige historische Bauten im Umfeld würden gleichartige Nachbarn verdienen. Und Stuttgart könnte ein Signal geben, dass man auch mal um Wiedergutmachung nach dem Abrissfuror bemüht ist.