Die schützenswerten Reptilien verzögern den Baubeginn eines Pflegeheims am Kloster Denkendorf. Die Zauneidechsen müssen zunächst umgesiedelt werden. Im September soll mit dem Abriss eines alten Gebäudeteils begonnen werden.

Denkendorf - Eigentlich sollte der von der evangelischen Landeskirche geplante Anbau eines Seniorenpflegeheims an das Kloster Denkendorf schon im nächsten Jahr bezogen werden. Doch daraus wird nichts, der alte Gebäudeteil ist noch nicht einmal abgerissen. Der Grund für die Verzögerung sind – wie bei anderen Bauvorhaben auch – dort heimische Zauneidechsen. Diese müssen umgesiedelt werden, ehe mit den Arbeiten begonnen werden kann.

 

Ursprünglich war man in der Gemeinde Denkendorf den Plänen der Landeskirche kritisch gegenüber gestanden. Es gab Befürchtungen, mit einem Seniorenzentrum würde eine Konkurrenz zur bereits bestehenden Pflegeeinrichtung im Martin-Luther-Haus aufgebaut. Doch die Bedenken sind laut dem Denkendorfer Bürgermeister Peter Jahn inzwischen entkräftet worden. Der Träger des mit 45 Plätzen geplanten Heims sei mit dem diakonischen Unternehmen Die Zieglerschen offenbar derselbe wie der des Martin-Luther-Hauses. Beide Pflegeeinrichtungen ergänzten sich und entsprächen dem Bedarf in der Gemeinde.

Die Gemeinde ist mit den Plänen zufrieden

Nicht nur deshalb sei das Baugesuch des von der Landeskirche als Bauherr eingesetzten diakonischen Altenhilfeträgers Dienste für Menschen vom Gemeinderat positiv beschieden worden. Auch aus städtebaulicher Sicht „entspricht das Vorhaben unseren Vorstellungen“, sagt Peter Jahn. Ein Teil des historischen Anbaus und das sogenannte Blarerhaus würden abgerissen und durch einen neuen Baukörper ersetzt. Dieser trage den historischen Charakter des Ensembles weiter. Was ganz im Sinne des demnächst scheidenden langjährigen Bürgermeisters ist und zudem das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs umsetze. Ein stimmiges Bild sei der Kommune an dieser Stelle überaus wichtig, schließlich handle es sich bei dem Kloster um „das Herzstück unseres Sanierungsgebiets“, betont Peter Jahn.

Die Landeskirche, beziehungsweise die „Dienste für Menschen, die sich um die Abwicklung und die Bauanträge kümmern, plagen indes ganz andere Sorgen. Denn laut laut Oliver Hoesch, dem Sprecher der Landeskirche, hat ein Gutachter im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens schützenswerte Zauneidechsen im geplanten Baufeld entdeckt. Diese müssten zunächst umgesiedelt werden, wobei deren Paarungs- und Aufzuchtzeit berücksichtigt werden müsse. Geplant sei es, den Tieren ein neues Habitat auf der Gemarkung von Denkendorf einzurichten.

Peter Keck, der Sprecher des Esslinger Landratsamts als Baugenehmigungsbehörde, bestätigt das. Bei einem Vororttermin mit dem Bauherrn sei eine Umsiedlung der Tiere vereinbart worden. Dafür müsse eine Genehmigung beim Regierungspräsidium Stuttgart eingeholt werden. Zudem müsste dann die Voraussetzungen geschaffen werden, etwa mit dem Bau einer Trockensteinmauer als Rückzugsort für die gefährdeten Eidechsen. Oliver Hoesch geht davon aus, dass im kommenden September mit den Abrissarbeiten begonnen wird.

Das Kloster soll auch für Veranstaltungen genutzt werden

Im Zuge des Anbaus wünscht sich die Gemeinde, das Kloster würde für die Öffentlichkeit besser zugänglich gemacht. Der Bürgermeister Peter Jahn hat dabei vor allem die „wertvollen Räume“ im historischen Kreuzgang im Blick, die für kulturelle und kirchliche Veranstaltungen genutzt werden könnten. Auch hier zeigt sich die evangelische Landeskirche durchaus gesprächsbereit. „Ich gehe davon aus, dass wir da gut zusammenfinden. Es ist auch in unserem Sinn, Teile des Klosters für kirchliche, diakonische und öffentliche Zwecke zu nutzen“, sagt Oliver Hoesch.