Das Siedlungswerk Stuttgart will in Stetten und damit in nächster Nähe zum Theater unter den Kuppeln ein Wohnquartier bauen.

Leinfelden-Echterdingen - Rot, saftig und lecker – Erdbeeren konnten Familien und andere Obstliebhaber noch im vergangenen Sommer auf dem Stettener Feld pflücken. Mit diesem genussvollen Vergnügen könnte allerdings bald Schluss sein. Denn das 6000 Quadratmeter große Grundstück soll einer lukrativeren Fruchtfolge zugeführt werden. Ein Wohnquartier wird im Gebiet Brühleshecke und damit in nächster Nähe zum Theater unter den Kuppeln und dem Stettener Fest- und Sportgelände in die Höhe wachsen. Zumindest wenn es nach den Plänen des Siedlungswerks Stuttgart geht.

 

Die gemeinnützige Gesellschaft für Wohnungs- und Städtebau will Doppel- und Reihenhäuser sowie Stadtvillen bauen. Drei Mehrfamilienhäuser und 17 Einfamilienhäuser mit insgesamt 42 Wohneinheiten sind geplant. Die Eigentümer des Grundstücks sind auf das Unternehmen zugegangen.

Das Projekt steht unter der Überschrift „Gemischtes Wohnen“. Laut Projektmanager Patrick Simonneaux soll auch Wohnraum für junge Familien und ältere Menschen geschaffen werden. „Sozialwohnungen sind das aber keine“, sagte Baubürgermeisterin Eva Noller auf Nachfrage.

Die Verwaltungsspitze von L.-E. hat den Technischen Ausschuss vor zwei Wochen über die Pläne informiert – hinter verschlossenen Türen. Am Dienstag hat sich der Gemeinderat öffentlich mit der Thematik befasst und der Aufstellung eines Bebauungsplans einstimmig zugestimmt. Damit ist der Startschuss für ein Bebauungsplanverfahren gefallen. Wann die Bagger anrollen werden, ist freilich noch offen. „Das Verfahren läuft mindestens ein Jahr“, sagt Noller dazu unserer Zeitung.

Wie zu erfahren war, kam die Nachricht, dass das Stuttgarter Siedlungswerk auf dem Erdbeerfeld bauen will, für die meisten Stadträte überraschend. Auch wenn Grünen-Stadträtin Ingrid Grischtschenko in der Gemeinderatssitzung sagte: „Es war klar, dass dort etwas kommen wird.“

Während sich das Vollgremium vor allem über die Dichte der Bebauung Gedanken machte, soll der Lärm in dem Gebiet das vorherrschende Thema des Fachausschusses gewesen sein. Der Hintergrund: Die künftigen Bewohner müssen sich einer Untersuchung nach auf eine gewisse Geräuschkulisse einstellen. Zum einen durch die benachbarte Sport- und Freizeitanlage, vor allem aber durch das Theater unter den Kuppeln.

Insider wissen: Gerade im Sommer, wenn die Schauspieler ihre Stücke im Freien aufführen, wird beispielsweise der Beifall weit über das Feld hinaus getragen. Auch die Fahrzeuge, die in Richtung Theater, Schützenhaus und Albvereinshütte über die Jahnstraße und den Gräbleswiesenweg rollen, werden wohl das Ruhebedürfnis der künftigen Bewohner das ein oder andere Mal stören.

Das Siedlungswerk will für Schallschutz sorgen. Es plant unter anderem die Häuser so anzuordnen, dass die Balkone in Richtung Westen und eben nicht zur Kultureinrichtung ausgerichtet sind. Ob auch Schallschutzmaßnahmen am Theater notwendig werden, muss laut Eva Noller geprüft werden. Im Gemeinderat sagte die Bürgermeisterin, dass das Quartier um einen kleinen Platz herum gebildet werden soll. Sie sprach von nachbarschaftsfördernden Strukturen. Dazu trage auch die Dichte der Bebauung bei, die sie für verträglich hält.

FDP-Stadträtin Judith Skudelny lobte das Bau-Projekt. Sie sagte: „Ich glaube, dass sich das hier sehr gut einpassen wird.“ Vor dem Hintergrund dass in L.-E. bezahlbare Wohnungen fehlen, sei dies vom Grundsatz her genau das, was die Stadt brauche.

Andere Mandatsträger übten Kritik: „Das kommt schon sehr kompakt daher“, sagte Ingrid Grischtschenko (Grüne). Bernd Stäbler (CDU) sprach von einer „ordentlichen Verdichtung“. Auf Nachfrage von Joachim Beckmann (Freie Wähler) sagte Tim Oliver Koemstedt, Leiter des Stadtplanungsamts: „Der Abstand zum nächsten Gebäude beträgt zehn Meter.“ Dies sei heutzutage üblich. „Wir wollen nicht alles zupflastern“, sagt dazu Projektmanager Simonneaux.